Wo es schmerzt, da greift man hin !!! (08)

Freitag, 29. März 2024 um 13:10 - monsignore genickschuss
WORTE DES MONATS von MONSIGNORE GENICKSCHUSS:
Was wir so alles vor unserer Haustüre finden würden, wenn der Blick da draußen nicht derselbe wäre,
wie der in die Glotze...


ICH KANN DAS ALLES SEHEN
von MONSIGNORE GENICKSCHUSS

Ich sehe Schnitzel, so groß wie Autoreifen, und dreißig Männer, die versuchen eine Wurst zu stopfen, für die es einen Laster braucht. Ich sehe schwitzende Menschen, begeistert und erschlagen von solchen Massen Fleisch, rotgesichtig mampfend ihre seelenlosen Körper weiter vergiften. Und was sie halbzerkaut nicht mehr hinunter schlucken können, landet auf dem Müll. XXL. Vor nicht allzu langer Zeit die Titten, jetzt der Schweinefraß. Es spielt keine Rolle. Es ist riesig, man kann es senden.

Ich sehe Menschen weinen, weil sie nach Australien ziehen, oder von da zurück, weil sie betrogen wurden oder selbst betrogen haben, weil der Krebs sie frisst oder jemand sie nicht liebt, weil sie gerade ein Kind bekommen oder zwei verloren haben, weil sie im Dschungel Maden essen sollen oder Big Brother sie mit Wasser foltert oder Bohlen wieder lacht, weil sie nicht berühmt werden oder kein Haus gewonnen haben oder einfach bloß weil ein Delphin sie küsst. Es macht keinen Unterschied. Nur die Musik muss dazu passen. Es ist Material. Das sogenannte Humankapital... Das gilt auch für's Lachen.

Ich sehe Bullenschweine, vom Ordnungsamt, private oder solche in grün-braun. Ich sehe sie das Elend, dumm und hässlich wie es ist, aufspüren, bloßstellen und ins Licht zerren und es stammelt und klagt und manchmal wird es laut und dann bestraft. Und die Bullenschweine sind sogar noch freundlicher als sie's ohne Kamera wären, doch Gnade gibt es hier natürlich nicht. Sicher, sagen sie, man hat schon manchmal Mitgefühl, man ist ja kein Unmensch, aber so geht's ja nicht. Nein, so nicht. It's a dirty job, but someone's gotta do it! Und interessant ist es ja auch, was das arbeitscheue Gesindel sich so alles einfallen lässt. Und ich zahle meine Steuern- Oder zumindest bin ich nicht so weit unten wie die... Die, die sind nicht mal mehr Humankapital. Weder das eine, noch das andere.

Ich sehe Ratespiele, Telephonsexangebote und Esoterik-Hippies für 1,99 oder 2,99 oder 3,99 die Minute oder pro Anruf. Ich sehe Werbung. Ich sehe Serien und Filme, die sich oft kaum von der Werbung unterscheiden, die sie unterbricht. Ich sehe gutsituierte Journalisten-Ärsche dem Pack erklären, dass es den Gürtel enger schnallen muss. Manchmal sehe ich hungernde oder verstümmelte Menschen. Ich kann mir meist nicht merken wo und warum sie hungern oder verstümmelt wurden, weil sie so schnell wieder weg sind und ich soviel Anderes sehe. Ich sehe Ninjas, Models, die Hausfrauen spielen, immergeile Ärzte, aufgeschnittene Leichen, zerschossene Köpfe, im Krimi, im Splatter, in den Nachrichten, ich sehe Titten und Schnitzel und Würste und den Teufel und Frau Merkel und Otto und den Papst und Nazis, die marschieren und zwar...

Vor meiner Tür.





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