Wo es schmerzt, da greift man hin !!! (5)

Dienstag, 16. April 2024 um 11:14 - monsignore genickschuss
WORTE DES MONATS von MONSIGNORE GENICKSCHUSS
"Denn wie man sich bettet, so liegt man
Es deckt einen keiner da zu
Und wenn einer tritt, dann bin ich es
Und wird einer getreten, dann bist's du."

(BERT BRECHT)

"Maxime: Mit keinem Menschen umgehen, der an dem verlogenen
Rassenschwindel Anteil hat."

(FRIEDRICH NIETZSCHE)



An alle ewiggestrigen, "Gerechtigkeit" stammelnden und "Hängematte" meinenden, von der neuen Mitte längst rechts überholten Tran-Susen, Stänkerköppe, Meckerbacken und Bordsteinhocker, bloß zu Eurer Information : Die Agenda 2010 war ein Erfolg! Ein Erfolg, den wir nun, da deutsche Unternehmer gottlob noch mehr Gewinne machen als bisher, nicht leichtfertig und nur wegen unseres, letztlich ultra-reaktionären, schlechten Gewissens wieder auf's Spiel setzen dürfen! Das Zentral-Debile-Fernsehen, das aus zwei Augen bald die ganze Einbahnstraße übersieht, hatÂŽs mir vor ein paar Tagen endlich bestätigt und ich kann nur sagen, alten Herren mit Krawatte habe ich schon immer gern geglaubt, gleich ob es um blühende Landschaften, Hufeisenpläne, Massenvernichtungswaffen oder unbedingt erforderliche Deregulierungen ging. So heißt es zum Beispiel, dass ergraute, arbeitlose Facharbeiter inzwischen Stundenlöhne von um die (also auch unter) acht Euro mit einen freudigen Lächeln quittieren, primitivste Tätigkeiten dankbar, geschwind und gründlich verrichten und auch gerne mal 150 Kilometer zu jenem Platz fahren, an dem sie ihre Restlebenszeit und -Kraft wieder dem marktwirtschaftlichen Verwertungsprozess zur Verfügung stellen dürfen.


Subunternehmer und Zeitarbeitsfirmen können sich vor sich unterbietenden Bewerbern kaum noch retten und überall entstehen Millionen von Very-Low-Entgelt-Jobs, von denen mensch gerade zwei oder drei benötigt, um mit ein bisschen ergänzender Sozialhilfe seinen Kindern Pommes kaufen zu können. Auf diese Weise werden selbst Teile des vermeintlich abgehängten Prekariats wieder eingespannt und können nun -welch beneidenswerte Lage- ebenfalls ihren Beitrag dazu leisten den schweren Schlitten vom dicken Coca-Cola-Weihnachtsmann durch die endlosen, schlammigen Weiten einer globalisierten, im warmen Sonnenschein fröhlich vor sich hinschmelzenden Welt zu ziehen.
Dass der bärtige Fettbauch unterdessen fast alle Plätzchen alleine frisst und sich nur selbst beschenkt soll uns dabei nicht weiter stören, denn wer das noch allen Ernstes kritisieren will, der hat, wie Wirtschaftsgenie Professor SINN kürzlich bemerkte, schlicht und ergreifend das System nicht verstanden. Folgerichtig erklärte ein mit viel Glück wieder in (Billig-)Lohn und (Tüten-)Brot Gekommener denn auch neulich ohne jeden Funken irgendeines Zweifels vor laufenden Kameras: "Das darf man gar nicht mehr fragen, ob sich das lohnt (also das mit dem Job, der so weit weg ist, dass man sich noch ein Zimmer extra anmieten muss). Hauptsache Arbeit!"

Na, angesichts so vieler guter Neuigkeiten auf einmal, da machte ich uns jedenfalls erst mal einen Sekt auf und stieß mit meiner etwas verängstigt dreinschauenden Frau auf unsere goldene Zukunft an. Prösterchen.

Allerdings kam er dann doch, dieser ketzerische, bei Aussprache die Gefahr der gesellschaftlichen Isolation, wenn nicht der finalen Einweisung bergende Gedanke, die verbotene und dennoch nagende, mir den Schlaf raubende Frage: Die Agenda 2010 ist ein Erfolg. Okay, aber für wen? Ich bin dann irgendwann wieder aufgestanden und den Rest der Nacht, mich in Krämpfen windend, durch jene Räume gelaufen, die, obwohl wir sie bewohnen, doch einem anderen gehören. Ich habe mich gewehrt so gut ich es vermochte, habe mich gegeißelt, den Shopping-Kanal geschaut und Tabletten genommen. Es hat nichts geholfen. Selbst die Kartenleger, Vogelflugdeuter und Kaffeesatzleser auf TELEMEDIAL ließen mich nur immer auf's Neue an die Prognosen unserer Wirtschaftweisen denken.

Gegen Morgen musste ich meiner Frau, voller Angst von ihr ob meiner irrwitzigen Ansichten sogleich verlassen zu werden, gestehen, dass unser Freudenfest voreilig, ja sogar ein grässlicher Irrtum war. Es hatte sich tatsächlich gar nichts zum Besseren gewendet. Nicht genug damit, dass die Tour de France ein nie vermuteter Betrug war, selbst im ARD-Presseclub hatte man uns belogen. Wenn man Menschen, die zwar nie ein Stück vom Kuchen, aber dank emsiger Schufterei doch zumindest täglich einen Kanten Brot und etwas Mäusekäse hatten, beides wegnimmt, ihnen stattdessen einen halben Hartkeks zuwirft, gerade genug um das brachliegende Humankapital nicht in revolutionäres Potential zu verwandeln, und schließlich einigen von ihnen, für bereitwillige Noch-viel-mehr-Schufterei, wieder ein paar Scheibe ALDI-Toast zugesteht, dann ist das gar kein Fortschritt. Jedenfalls nicht für die Betroffenen.

Und dann fiel es auch meiner Frau wie Schuppen von den Augen: Die roten Teufel haben Recht. Wir werden tatsächlich von einer Schweinebande regiert, einem ohne Kettensäge vermutlich schwer entwirrbarem Klüngel aus pflichtbewussten Taschenrechnern und ignoranten Elendsverwaltern, eiskalten Zynikern, sadistischen Peitschenschwingern, mitleidlosen Gierhälsen und menschenverachtenden Raffzähnen, sich Dienstleister schimpfenden Sklavenhändlern und Existenzen vernichtenden Massenmördern, aus Aktionären, ihren Vorständen und politischen Amtsinhabern. Und jene wohlgenährten, gutsituierten Damen und Herren, die in ihren Fernsehstudios bloß in die Kamera und nicht in den leeren Kühlschrank von Karl Arsch gucken müssen, sind ihre schwanzwedelnden und pfötchengebenden Berufsbeschwichtiger und Propagandisten, neoliberal gleichgeschaltet und sich in guter deutscher Tradition und vorauseilendem Gehorsam (und nebenbei auch noch ihren eigenen Besitzstand wahrend) selbst zensierend, allem folgenlosen Geschwafel über die geringere Lebenserwartung verarmter Mitbürger, die längst erreichte Zwei- bis Dreiklassenmedizin und die zahllosen verwahrlosten Kinder zum Trotz.
Meine Frau und ich sind dann gleich los und haben beim kurdischen Trinkhallenbesitzer um die Ecke zwei Kalschnikow-Bausätze bestellt...




Nee, das war natürlich nur ein Scherz, wirklich Herr SCHÄUBLE, nur ein Witz. Wir wissen doch wohin so was führt. Man landet in einem Hochsicherheitstrakt und kann irgendwann nur noch darauf hoffen, dass es einem trotzdem gelingt Waffen reinzuschmuggeln, mit denen man sich dann am Besten genau in dem Augenblick sein verpfuschtes Leben nimmt, in dem zufällig mal wieder die tags zuvor noch gewarteten Überwachungskameras ausfallen. Oder man muss sich schwer verletzt auf irgendwelche Gleise stürzend, noch in der Drehung, einen sauberen Kopfschuss verpassen und hinterher verschwinden dann wieder all jene unbeteiligten und zufälligen Augenzeugen, die sich nicht mit Weltreisen beschenken lassen wollten. Och nö.

Wobei, das klingt jetzt schon wieder ziemlich nach Verschwörungstheorie und so was ist ja tendenziell schon mal eher antisemitisch. Bevor ich also fortfahre, möchte ich mich in aller Form bei jenen antideutschen Genossen entschuldigen, die nach wie vor tapfer meine Vorworte lesen. Sorry, echt, Ihr seid die Besten. Auch wenn Euer Kampf gegen die muslimische Unterwanderung unserer freiheitlichen, christlichen Gesellschaftsordnung Euch inzwischen selbst in jene Nähe zu Rassisten und völkischem Dreckspack führt, die Ihr Euren antiimperialistischen Gegnern (teilweise zu Recht) vorwerft.

Anyway, natürlich hatte die RAF weder etwas mit organisiertem Klassenkampf zu tun, noch können Leute die einen Menschen über Wochen in Todesangst gefangen halten und schließlich erschießen, diese gewiss naive, aber doch freundliche und deshalb angenehme Vorstellung von einem menschlichen Zusammenleben voranbringen, der ich als Gefühlssozialist immer noch anhänge. Ich bin ja auch nicht wirklich für die Todesstrafe, wenngleich ich mich manchmal schon dazu hinreißen lasse, mir diverse Asyl-Entscheider, Gotteskrieger, Neonazis und Konzernchefs als gut abgehangenen Laternenschmuck vorzustellen und nach wie vor finde dass die Nürnberger Gerechtigkeit mindestens einige Tausend Volksgenossen zu wenig getroffen hat.

Apropos, falls Ihr mal Besuch von ausländischen, möglicherweise unarisch wirkenden Freunden erhalten solltet, erklärt ihnen besser gleich, dass es kein Zeichen von Fremdenfeindlichkeit ist, wenn sie von einem besoffenen, "Ausländer raus!"-grölenden Mob durch die Straßen gehetzt und mit dem Tode bedroht werden. Das ist alles gar nicht so böse gemeint. Außerdem passiert so was ohnehin nur dann, wenn sie sich zu nah an ein doitsches Volksfest wagen, sei es nun in Rheinland-Pfalz oder Mügeln. Der Deutsche mag es halt nicht wenn Hinz und Kunz und irgendwelche Inder sein teures Weib angaffen, das ist alles. Vielleicht erkennt er ja eines schönen Tages sogar noch welche immensen Vorteile die Burka dem bereits eine Frau besitzenden Mann zu bieten im Stande ist. Falls Ihr dazu sonst noch Fragen habt, zum Beispiel ob in Mügeln mal wieder jene kleinen braunen Männchen aus dem All erschienen sind, die hier bereits in den 1000 Jahren zwischen 33 und 45 für so viel Unglück gesorgt haben, dann wendet Euch doch einfach mal an die Bundeszentrale der CDU.

Und sonst? HUGO CHAVEZ ist entgegen anders lautenden Gerüchten möglicherweise gar kein Antisemit, jedenfalls lassen Stellungnahmen jüdischer Gemeindevertreter aus Venezuela diesen Schluss zu. Allerdings macht er mit Antisemiten Geschäfte. Soll man da Hoffnungen in das "sozialistische" Projekt Lateinamerika setzen? Ich weiß es nicht.
Russland rüstet auf! Bloß schade, dass auch die neuen Atomraketen vermutlich nicht dazu in der Lage sein werden ausschließlich unliebsame Einzelpersonen wie die SUPERNANNY, die SPORTFREUNDE STILLER, BELA B. oder TOTO und HARRY zu treffen und auch sicher nicht gegen jene Rassistenhorden zum Einsatz kommen werden, die im russischen Inland bislang völlig ungestraft Jagd auf jeden machen dürfen, der augenscheinlich kein slawischer Herrenmensch ist. Na ja, dafür vielleicht gegen Kanada und Norwegen, wenn die sich tatsächlich an jenen bald freigeschmolzenen Ölreserven vergreifen, die sich unter dem Eis der Arktis all die Jahre für ihre russischen Besitzer aufgespart haben. Wobei es, die Erderwärmung betreffend eigentlich egal ist, wer den Dreck erst zu Tage fördert, dann verarbeitet und schließlich in die Luft bläst. Aber wer nicht begreift, dass mit dem Klimaschutz erst dann wirklich begonnen werden kann, wenn der gebeutelte Planet überhaupt gar keinen Tropfen Öl mehr her gibt, der hat halt das System nicht verstanden, ist doch klar. Danke, Herr SINN.

Ach Scheiße, was soll's, ich trinke ein leckeres Weizenbier und folge dem Rat eines Berliner Freundes: "Lass uns nicht über die Zukunft labern, solange wir noch nicht mal ne Gegenwart haben!"
Liebe, Freundschaft, Sozialismus! Venceremos...



Allen die weder mit TOCOTRONIC kapitulieren, noch den ganzen Tag Grindcore hören und Fanzines lesen wollen, seien die gleich folgenden Platten, Karl Marx, Friedrich Nietzsche und Kurt Tucholsky ans Herz gelegt:
1. PASCOW: Nächster Halt gefliester Boden LP
2. WENZEL: Glaubt nie, was ich singe CD
3. THE MIGHTY MIGHTY BOSSTONES: Pay Attention DoLP
4. SUBHUMANS: Internal Riot LP
5. SONNY SIMMONS: Staying on the watch LP
6. THE GASLIGHT ANTHEM: Sink or swim LP
7. PJ HARVEY: The Peel Sessions LP
8. DOCTORS OF MADNESS: Sons of Survival LP
9. ALFREDO MARCENEIRO: s.t. LP
10. DISTEMPER/ TARAKANY!: Split LP
11. HOO DOO GIRL: -Calls the Shots CD
12. WEDDING PRESENT: Live 1987 DoCD
13. DEVON SPROULE: Keep your silver shined CD
14. ANTITAINMENT: Nach der Kippe Pogo!? CD
15. DEAD KENNEDYS: Give me Convenience or give me death LP
16. RIO REISER: Am Piano 3LP



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