Unser Kiez, unser Stadtteil, unsere Stadt …. unsere Steine?von Wolf Wetzel
Im Rahmen der Berliner Veranstaltungsreihe „Geschichte wird gemacht - Woche der Widerspenstigen“ findet am Donnerstag, den 15. September 2011 um 20 Uhr im Südblock, Berlin-Kreuzberg
eine Veranstaltung statt, die folgenden kniffligen Fragen nachgehen wird:Die HausbesetzerInnenbewegung ›Ost‹ begeht ihr zwanzigjähriges Jubiläum, die HausbesetzerInnenbewegung ›West‹ schaut auf dreißig Jahre zurück. Verträge laufen aus, unter neuen Vorzeichen tauchen alte Fragen auf:
Verhandeln oder (wieder)besetzen? In öffentliches/genossenschaftliches Eigentum umwandeln oder kaufen? Die alten Zeiten vergessen oder mit ihnen drohen? Vieles steht erneut auf dem Spiel und Prüfstand: Was ist aus den alten Zielen, aus den alten Ideen geworden? Wer hält an ihnen fest, wer verrät sie, wer bestimmt sie neu?
Hat der Häuserkampf der 80er und 90er Jahre nur ein paar Hundert Jugendlichen mit mittelklassigem Hintergrund billigen Wohnraum verschafft?
Wie viel Eigennutz ist noch politisch, wie viel kollektiver Eigennutz zwingend notwendig, damit das, was Antikapitalismus sein soll, konkret wird?
Was ist ›unser‹ Kiez? Wer gehört dazu, wer muss gehen und zwar subito?
Ist der Kiez die Nische, der Sozialstaat en miniature, den die Regierenden subventionieren sollen, damit sie (und die Kapitalherren) überall woanders das machen können, was wir in unserem ›Kiez‹ nicht haben möchten?
Wie kämpft man gegen Gentrifizierung, wenn die Scouts dieser ›Aufwertung‹ meist prekäres, kreatives Potenzial mitbringen (das sie bei Erfolg in innovatives Kapital verwandeln), also fast so sich wie die, die den Kiez verteidigen wollen: StudentInnen, KünstlerInnen, prekär Lebende, gewagt Selbstständige, Anti-Normalos…
Wenn die letzten 30 Jahre zeigen, dass Klagen, Appellieren und Protestieren nicht reichen, dann stellt sich die Frage, wie man dafür sorgt, dass das, was man nicht will auch nicht geschieht?