Ich bin scheiße – und das ist gut so!

Montag, 8. März 2010 um 22:49 - futziwolf
Die Krokusse sprießen, die Sonne scheint... und auch die Politik findet zur Wärme in den Herzen zurück. Und kämpft um den "König der ALGII-Empfängerherzen"-Titel.

Und dazu macht die Hannelore Kraft von der SPD den Möllemann, bzw die Außenwelle.
Sehr schön wie die gute Hannelore dieselben Forderungen wie Westerwelle in ganz doll kuschelige Wörter umformuliert: "Arbeit schafft Würde". Klingt fasst so gut wie "Arbeit macht frei" oder "Jedem das Seine".
> Zwei Monate vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen, mitten in einer aufgeheizten Hartz-IV-Debatte macht Hannelore Kraft (SPD) Vorschläge für gemeinnützige Jobs ohne Bezahlung. Ein Viertel der Langzeitarbeitslosen werde nie mehr einen regulären Job finden. <

... und alle haben den Transferempfänger wieder ganz doll lieb. Doch der aponaut macht da nicht mit, deswegen:
ein Kurzinterview mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit (SPD).

Poschardt:
Bei der FDP kritisieren Sie die Klientelpolitik. Sie in Berlin müssten doch wissen, dass die Krankenschwester Welle mit der Kritik der Missstände in den Hartz-IV-Milieus auch recht hat.
Wowereit: Das hat sie ja auch. Das ist ja nicht eine Frage der Inhalte sondern der verachtenden Worte. Und das überrascht mich nicht. Ich benutze sie ja auch. Sozialmissbrauch muss bekämpft werden, da gibt es überhaupt keinen Dissens. Die Vorschläge von Krankenschwester Welle, dass zum Beispiel Arbeitslose im Winterdienst eingesetzt werden, zeugen von Ahnungslosigkeit. In Berlin haben wir so etwas längst gemacht. Es waren fast 2000 Leute. Um es anders zu sagen: Ich bin scheiße – und das ist gut so.

Poschardt: In Berlin droht massiver Facharbeitermangel, gleichzeitig gibt es jede Menge Arbeitslose. Warum verkümmern in den Transferempfänger-Milieus so viele Menschen ohne Qualifizierung?
Wowereit: Was richtig ist: Die Unternehmen haben uns nicht nachhaltig genug verwaltet, sprich Ausbidung und Weiterbildung. Aber was soll´s?  Diese Transferdinger können doch auch fegen oder Bücher vorlesen, wenn die überhaupt noch lesen können. Aber um mehr Jugendliche aus finanziell benachteiligten Schichten zu Schulabschlüssen zu führen, müssen insbesondere auch irgendwelche Mulukken von unseren Steuergeldern schon  in der Kita assimiliert werden.

Poschardt: Also soll es einmal mehr der Staat richten. Darf man von Transferempfängern nicht einen Hauch Eigenverantwortung erwarten?
Wowereit: Poschardt, du bist ja noch schlimmer als ich. Wie machst du das? In bestimmten Milieus ist in der Tat der Aufstiegswille verloren gegangen. Und wenn eines wichtig ist, dann der Aufstiegswille. In einigen Familien sind Arbeitslosigkeit und Sozialhilfebedürftigkeit über Generationen zur Regel geworden. Ein Kind aus einer Familie, in der regelmäßige Arbeit nicht zum Alltag gehört, wird schwer zu motivieren sein, sich selbst anzustrengen. Erst recht, wenn es von der Familie nicht gefördert wird. Das ist dann aber nicht die Schuld dieses Kindes. Hier müssen wir helfen.

Poschardt: Stimmt denn das Weltbild des Sozialstaatsfreundes noch? Will man die Transferempfänger versorgen, oder will man sie aktivieren?
Wowereit: Den alleinstehenden, arbeitsfähigen jungen Mann, der nicht arbeiten will, muss man notfalls auch durch Kürzungen etwas beflügeln. Wo eine psychologische Hilfestellung notwendig ist, muss die geleistet werden. Wenn jemand durch Alkohol nicht in der Lage ist, muss ein Entzug und eine Therapie organisiert werden. Und dann ab: Straße fegen! Ist ja genug Arbeit da.

Poschardt: Willkommen im Nanny-Staat.
Wowereit: Das ist der falsche Ausdruck. Der Richtige Ausdruck ist Unterdrückungsaparat. Manche können das halt nicht mehr alleine. Aber der klassische sozialdemokratische Arbeiter, der war stets stolz darauf, dass er Arbeiter war. Dem hat nie jemand etwas geschenkt. Und? Hat´s dem etwa geschadet?

Poschardt: Macht es Spaß, mit der Linken zu regieren?
Wowereit: Macht es Spaß für den Springer-Verlag zu arbeiten?

Das exklusive Interview für den aponauten führte der nicht ganz so helle stellvertretende Chefredakteur der Welt am Sonntag Ulf Poschardt.

Hier das original

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