DIE ZUKUNFT - SISTERS & BROTHERS

Montag, 16. August 2010 um 19:52 - monsignore genickschuss


Die Zukunft - "sisters & brothers"
CD Digipack bei Trikont / LP+Download bei Ritchie Records
(trikont/ritchie records) VÖ: 30.04.2010

label/vertrieb:

trikont
/ ritchie records



[review:]

GUZ, auch bekannt als der smarte Sänger der AERONAUTEN, mag, unter anderem, dreckige Bluesstampfer, Countrymusik, Punk im Sinne der grandiosen HEADCOATS. BERNADETTE LA HENGST mag all das sicher auch, kann aber vor allem zuckersüßen Songwriter-Pop mit ein bisschen Elektro, wobei die „Synthie“-Sounds gern schon mal nach 80-er Jahre-Schrott klingen, in diesem Kontext aber merkwürdigerweise trotzdem funktionieren. (Der Vollständigkeit halber: GUZ kann natürlich auch Pop. Hat aber nicht die Stimme von BERNADETTE.) KNARF RELLÖM steht irgendwie auf Gefiepse, das wesentlich häufiger schlicht nervig wäre, hätte der Mann nicht einen durchaus attraktiven Humor. (Manchmal kriegt er sogar noch einen wirklich schönen Song zu Stande. Und ich hab auch gar nix gegen Pop.)

Diese drei kennen sich jedenfalls schon eine ganze Weile und wurden nun, Ihr werdet es bereits erraten haben, zu einem gemeinsamen Projekt überredet, dem sie den viel versprechenden Namen DIE ZUKUNFT gegeben haben. Tja, und was soll ich sagen? Wenn das die Zukunft sein will, dann ziehe ich die nicht sonderlich gewagte These der SEX PISTOLS doch jederzeit vor! No future for you, Scheiß-Hippies! Oder gleich COCK SPARRER?  Ach nee, nur die Ruhe, war natürlich bloß Spaß. Viel Zukunft scheint man hier ja auch gar nicht mehr zu sehen. Wie sagte die gute Frau Luxemburg einst sinngemäß: Es gibt eine Alternative zum Sozialismus. Die Barbarei. Das hier ist dann wohl der Soundtrack zum Warten darauf, produziert von Künstlern, die so viel sehen und die sich trotzdem immer zu wichtig waren für primitive Propaganda, die zur Arbeiterklasse, die sie vermutlich tatsächlich für ausgestorben halten, keinerlei Bezug haben und folglich für den beschwerlichen Weg von der Klasse an sich zur Klasse für sich gänzlich nutzlos und als Avantgarde ohnehin nicht zu gebrauchen sind.

Es sei denn man glaubt, dass Künstler und Studenten united (Oi Oi Oi) eines Tages nochmal was bewegen werden... Jetzt hab ich mich am Qualm von meiner Kippe verschluckt, weil ich lachen musste... Okay, wenn man diese vorsätzliche Ohnmacht ausnahmsweise mal akzeptiert, weil man diese eigentlich hoffnungslosen Gestalten trotzdem mag, dann, aber auch nur dann, entpuppt sich „Sisters & Brothers“ (verspricht beinahe Klassenkampf, dieser Titel, oder?) schließlich doch noch als eine sehr sehr nette Platte auf der es von allem was die drei können ein Bisschen was gibt, bisweilen sogar in Kombination.

Herausragend ist dabei z. B. „Angst als Antrieb“, das recht eindrucksvoll vom physisch und seelisch bedrängten Menschen in der kapitalistischen „Leistungs“-Gesellschaft erzählt, in der Arbeit zum Fetisch gemacht und der Markt längst zur neuen Gottheit wurde. Außerdem gefällt mir die Anspielung auf diesen großartigen Film mit Yves Montand... Eine Lösung des Problems sucht man dann freilich vergeblich (der Song „Sisters & Brothers“ gibt auch nicht gerade viel her...) Dafür folgt kurz drauf eine geradezu liebliche, hedonistisch-melancholische Sommerhymne, „Lass uns Drogen nehmen und rumfahren“ und die ist mit Sicherheit der Hit dieser CD (neben „Ich kann den Hit hören“, natürlich). Außerdem noch bemerkenswert: „Immer dasselbe“, das schon auf der aktuellen AERONAUTEN-Platte zu hören war, wo es etwas fluffiger, aber nicht besser klang, und der frisch vertonte DIE BRAUT HAUT INS AUGE-Klassiker „Mein Bett stinkt“, der tatsächlich Punk ist.

Fazit: Wer von MARX und ENGELS, THE CLASH, REAGAN YOUTH, PHIL OCHS, ANDREW JACKSON JIHAD und DEGENHARDT schon alles hat, der darf sich auch DIE ZUKUNFT zulegen, ohne dass ihm deswegen nach der Revolution gleich das Erschießungskommando droht. Prost und Venceremos. - Atakeks

P.S. Immerhin haben sie die Texte abgedruckt (...und das Teil auch als Vinyl rausgebracht; Anmerk. des Setzers)!


presse:

>>> Dance-Rock'n'Roll-Punk-Pop – feine Kollaboration dreier Einzelkämpfer:
Drei unserer Lieblinge haben eine gemeinsame Band gegründet. Bernadette La Hengst (ex-Die Braut haut ins Auge), Knarf Rellöm & Guz (Die Aeronauten) sind Die Zukunft. Was sich 2008 als Live-Projekt für ein Festival zusammengefunden hat, gibt es jetzt erfreulicherweise auch auf Tonträger. Wer die Protagonisten kennt, weiß was ihn erwartet: Jede Menge politische Inkorrektheit, Selbstverliebtheit, etwas Schweinkram, Rhythmus, Coolness und vor allem Spaß.
Der Gegenentwurf zum sonst so verbreiteten 'Wir retten die Welt, bist Du dabei' heißt: Die "Zukunft als Party", oder lass uns "Drogen nehmen und rumfahren". »Ich und du, wir sind zu« – so einfach ist das, wie ein Abzählreim. Trotz aller Individualität geht musikalisch auch zusammen, was zusammen gehört.
Es dürfte in unseren Breitengraden nicht viele Musiker geben, die so viel Selbstironie mit solcher Coolness und Attitüde unter die Leute bringen. Also kommt raus aus eurem "Mittelstandsproblemcamp", Bernadette La Hengst, Knarf Rellöm & Guz sind Die Zukunft und gerade auf Tour! <<< schallplattenmann.de

>>> Am Namedropping führt kein Weg vorbei. Die Zukunft sind: Bernadette La Hengst, Knarf Rellöm und GUZ. Wer jetzt das Lesen einstellt, um augenblicklich das Album des Supertrios zu kaufen, hat mein volles Verständnis. Allen anderen sei gesagt: „Sisters & Brothers“ bietet genau den Mix aus Dance-Pop, Soul-Pop und Rock’n’Roll, den die Protagonisten kraft ihrer Namen versprechen – zum Mitsingen, zum Tanzen, witzig und ironisch und dabei immer politisch. In der Summe klingt das so: „Die Zukunft der Arbeit / Sieht nach mehr Freizeit aus / Wir suchen in Wahrheit / Zeit um auf Parties rumzustehen.“ Hedonistisch und voller Zitate: „Ich sage: Party! / Wir sagen: Stirb!“ Für Nostalgiker gibt es mit „Mein Bett stinkt“ sogar ein Die-Braut-Haut-Ins-Auge-Cover. <<< intro.de


artist website:

http://www.myspace.com/lazukunft
http://www.myspace.com/lahengst
http://www.lahengst.com/
http://www.myspace.com/knarfrelloem
http://www.myspace.com/guzmusik


DIE ZUKUNFT sind:
Bernadette La Hengst

Knarf Rellöm
GUZ

mukke:

http://www.myspace.com/lazukunft

video:



YouTube-Direktlink


tourdaten:

09.06.2010 - München, Rote Sonne
10.06.2010 - Reutlingen, Franz. K
11.06.2010 - Braunschweig
06.08.2010 - Kassel, Arm aber okay
07.08 2010 - Kommz Festival, Aschaffenburg, DE

booking:

trümmerbooking


labelinfo / bio:

In den Siebzigern hätte man so etwas eine Supergroup genannt. Obwohl Die Zukunft musikalisch natürlich nichts mit damaligen Supergroups wie Emerson,Lake & Palmer gemeinsam hat. Statt virtuoser Materialschlachten gibt es einfache Beats, statt Mucker-Gehabe die Schlichtheit von Punk - und zwar des frühen Punk, als die Sache noch open minded war, ironisch, selbstreflexiv und mit Dub verwoben. Und doch hat Die Zukunft alles, was eine echte Supergroup auszeichnet: Drei starke Persönlichkeiten, die schon lange im - nennen wir es ruhig so - Musikgeschäft dabei sind, treffen aufeinander, ergänzen einander, spielen sich Ideen zu. Und vor allem: bringen ihren je eigenen Stil ein, ohne dass das Ganze auf gegenseitiges Überbieten oder verkrampften Crossover hinauslaufen würde.

Die Zukunft, ursprünglich 2008 nur für ein Festival von »Ritchie Records« gegründet, waren von der Zusammenarbeit so begeistert, dass sie selbst auf die Idee kamen, ein Studioalbum aufzunehmen - durch Livekonzerte querfinanziert - und Trikont anzubieten, die das Potenzial kennen und zugegriffen haben. Wir danken es ihnen! Denn die 11 Nummern klingen keineswegs nach einem Nebenprodukt, sondern sind die Groove gewordene Antwort darauf, wie man Skepsis und Coolness zusammenbringt.    Martin Büsser




interview auf satt.org:
Zweimal Ostwestfalen, einmal Schweiz:
hat Guz es schwer mit Euch beiden oder umgekehrt?


Bernadette:
Stimmt nicht. Ich bin die einzige aus Ostwestfalen, auch wenn
es sich manchmal so anfühlt, als kämen Knarf und ich aus einem Kaff, kommt er
doch aus einem anderen, noch kleineren Dorf am Ende der Welt: aus Burg in
Dithmarschen. Wir haben uns 1989 auf einer Party der “Postel Schwestern” in
einem anderen Dithmarscher Dorf Süderhastedt kennengelernt, und gleich gewusst,
wir werden noch lange miteinander zu tun haben. Ich hab mal ne Kurzgeschichte
geschrieben, die heißt “Der NordOstWestfalenkanal”, und da versuche ich eine
Verbindung herzustellen zwischen der verlorenen Landjugend beider Gegenden.

Guz kommt ja auch aus einem kleinen Dorf in der Schweiz, und wohnt immer noch
in einem: Schaffhausen ist eine Illusion, und für uns alte Aeronauten-Fans ein
ewiges Mysterium, weil er es so oft in Liedern thematisiert hat...

Guz:
immer diese Geografie-Geschichten! Der Unterschied zwischen
Dithmarschen, Ostwestfalen und Schaffhausen ist, dass die Salatsossen hier
besser sind. Ansonsten wir sind verwandt in dem was wir tun und vor allem wie
wir es tun. Unabhängig voneinander haben wir ähnliche Interessen entwickelt.
Später haben wir uns gefunden und erkannt. Unsere Dörfer sind nur eine
Anekdotentüte, die wir mit uns herumtragen.

Bernadette und Knarf haben bei Huah! zusammen gespielt
- wie ist es, wieder eine gemeinsame Band zu haben,
wieder zusammen auf Tour und im Studio zu sein?


B:
Na ja, wir haben ja nie nicht zusammen Musik gemacht, könnte man sagen.
Wir haben gegenseitig auf fast allen Soloalben einen Gastauftritt, haben immer
wieder jeweils beim anderen live mitgespielt, und ich erinner' mich auch gern
an die Anfangszeiten der Mobylettes, wo Knarf als Sue Sunshine seine schönen
Beine zeigen und Gitarre spielen durfte. Aber es ist schon besonders, wieder
mit ihm eine richtige Band zu machen. Wir streiten weniger über nicht gestimmte
Instrumente, mittlerweile haben wir ein Stimmgerät... Außerdem wissen wir genau
über die Stärken des anderen und lassen uns viel Platz, das Vertrauen siegt
über das Misstrauen.



DIE ZUKUNFT wurde ursprünglich für ein Ritchie Records-Festival gegründet
- wird es nur dieses eine Album geben oder macht Ihr weiter?


B:
Wir haben schon die nächste Doppel-LP im Kopf, und wir haben ja noch
Zeit, mindestens die Zukunft...

G:
Ich schlage vor, dass wir einen 8GB iPod herausbringen.

Knarf ist mit Knarf Rellöm Trinity und Shi Sha Shellöm seit Langem Trio-erfahren:
was ist das Tolle an einem Trio? Ist es das archaische Band-Format?


B:
Ja, alles über drei Leute erhöht die Gefahr von Hierarchien, bei einem
Trio ist alles schön übersichtlich, was nicht heißen soll, dass ich die
Möglichkeiten eines 10-köpfigen Bandkollektives ausschliessen will...

G:
in einem Trio ist man zum Sparen gezwungen. Man muss kreativ sein, um
die Sachen hörbar zu machen, für die eigentlich niemand eine Hand frei hat.
Interessant.

Eure Lieblings-Trios der Popgeschichte:

B:
Trio, The Jam, Le Tigre, Gossip, Supremes, Guz

Knarf:
Hüsker Dü, Wipers und Stray Cats und jetzt noch Die Ärzte, die ich
wirklich gut finde und die KINGS OF DUB, die die Platte des Jahres 2008 gemacht
haben.
G: Stimmt nicht! Platte des Jahres
2008 war MARTINA TOPLEY BIRD "the blue god". Ansonsten sind meine Top
Trios: der Böse Bub Eugen, Young Marble Giants, This Heat, Abgas, Elvis/Bill
Black/Scotty Moore.

Ist es schwierig, Eure Vorstellungen
unter einen Hut zu bringen oder könnt Ihr als Trio genau das machen, was Ihr
schon immer machen wolltet (und was vielleicht früher nicht ging)?


B:
Ich finde es toll, unfertige Lieder zu etwas anderem werden zu lassen,
da ich beide so sehr schätze, lasse ich mich gerne überraschen. Bei meinen
Soloplatten lasse ich mir selten etwas aus der Hand nehmen, sondern bin die
alleinige Chefin. Diese Verantwortung mal wieder abzugeben, ist sehr
entspannend und inspirierend. Es ist wie in einer guten Beziehung. Wir haben
alle drei genaue Vorstellungen von dem, was ein gutes Lied ausmacht, aber wir
sind eher undogmatisch und spielfreudig. Es gab bei uns nie den Moment, dass
eine/r sein Instrument zu laut haben wollte, wie das oft bei bei anderen Bands
der Fall ist. Wir können abstrakt für die Musik denken, das spart viele
typische Proberaum-Diskussionen und führt schneller zum Ergebnis.

G:
Wir können alles, dürfen alles und müssen nichts. Dieses Trio gefällt
mir an unserem Trio. Warum ist Dir diese Trio-Geschichte eigentlich so wichtig?
Die Beatles hat bestimmt niemand gefragt, warum sie zu viert sind. (Anm cm:
Scheint eine Fixierung von mir zu sein: Duos frage ich auch immer danach, warum
sie zu zweit sind. Der Grund dafür liegt wahrscheinlich in meiner Kindheit)

Seid Ihr Euch bei den Lyrics immer einig?


B:
Es gab auch Diskussionen und verschiedene Textversuche für ein paar
Lieder, und die waren auch wichtig. Aber wir hatten viel Zeit zwischen den
Aufnahme-Sessions, so dass die Texte reifen konnten. Z.B.
“Mittelstandsproblemcamp” war am Anfang ein Text aus dem Armuts- und
Reichtumsbericht der Bundesregierung, aber ich hab' denselben Text für ein
anderes Lied benutzt, wo es viel besser passte, und dann kam ein halbes Jahr
später plötzlich dieser treffsichere Text “Mittelstandsproblemcamp” von Knarf,
und ich finde, es hat sich gelohnt zu warten.

Bei “Oh wrong” war es ähnlich, wir mussten das Stück erst ein paar Mal live
spielen, um zu merken, welche Art von Lügengeschichten es braucht. Die
einzelnen Strophen hat dann jede/r zu Hause aufgenommen, bei mir ist es die
Geschichte der glamourösen türkischen transsexuellen Schlagersängerin Bülent
Ersoy, deren Biografie ich einfach über Knarf rübergestülpt habe.

G:
Jeden von Bernadettes oder Knarfs Texten würde ich anders machen, genau
so wie sie auch meine Texte anders schreiben würden. Manchmal brauch ich lange
bis ich ihre Texte verstehe, doch dann lasse ich mich gern überraschen.

"Die Zukunft" ist der perfekte Pop-Name
- warum gab es noch nie eine Band, die so hieß (jedenfalls fällt mir keine ein)?


B:
Keine Ahnung, vielleicht lag es immer zu nahe? Wir hatten nach langem
Überlegen die Wahl zwischen “Die alten Häuser” und “Die Zukunft” und haben dann
gedacht, zweiteres klingt wohl vielversprechender...
Knarf:
Es gibt in Detroit einen Technotypen, der sich PHUTURE nennt.

G:
da musst du wohl all die andern fragen, die sich nicht "die
Zukunft" genannt haben.

"Sisters & Brothers" ist neben der souligen Anmutung ein ähnlich allgemeingültiger Titel wie DIE ZUKUNFT:
ist die Band sowas wie die Essenz Eurer bisherigen Arbeit?


B:
Die Titel sind vielleicht allgemein, die Texte dazu nicht. “Sisters
& Brothers” sollte ein modernes Arbeiterlied mit allen verborgenen
Widersprüchen sein, Und die “Zukunft als Party” versucht ja, die Zukunft zu
beschreiben, wenn auch ziemlich absurd und archaisch. Ich glaube, was
essenziell ist für uns an dem Album, ist die Sehnsucht nach Einfachheit,
vielleicht sogar am besten auf den Punkt gebracht bei dem wundervollen “Drogen
nehmen und rumfahren” von Guz, der das Lied im Zug auf dem Weg ins Studio
geschrieben hat, um bei der letzten Aufnahmesession was auf Tasche zu haben...

G:
Ja. Durch die kurze Zeit die wir miteinander verbringen können, gibt es
keine Gelegenheit, sich einzeln neu zu erfinden. Wir schmeissen alles, was wir
sind in einen Eimer, rühren um und sehen, was dabei rauskommt. Wir erfinden wir
uns zu dritt.

"Ich kann den Hit hören": Kann ich da die B-52's hören?

B:
Dazu fällt mir ein, daß in unserem ersten Huah!-Info stand, wir seien
die weißen B-52's. Das klingt wohl immer noch durch...

G:
Die weißen B-52's? Ihr wart ja immer schon ganz schön oberschlau...

Warum habt Ihr den Die Braut haut ins Auge-Hit
"Mein Bett stinkt" neu aufgenommen?


B:
Guz hat mir irgendwann gestanden, daß er immer dachte, es sei ein Lied
über ihn. Da mussten wir es einfach als Duett aufnehmen. 1991 war es die
Avantgarde von heutigem Mainstream wie “Feuchtgebiete” von Charlotte Roche. Bei
uns klingt es nach zärtlichem Einverständnis, und das ist die eigentliche
Aussage des Liedes.

G:
Verliebte Taugenichtse mit nichts ausser sich selbst. Leben im Moment
mit einem kurzen Blick in den Abgrund. Grosse Romantik. Grosse Poplyrik.

I Say Party, You Say Die: hat Euch diese Band zu
"Zukunft als Party" inspiriert?


B:
Das war eine schöne Text-Kooperation von Guz und mir. Mein Text hatte
nur eine Strophe, dann kam Guz mit seinem Zitat auf deutsch, und schließlich
habe ich beides zusammen geführt. Schöner gehts nimmer. Eigentlich eine Antwort
auf “All tomorrows parties” von Velvet Underground.

"Angst als Antrieb"/Bettleroper:
Wie sind die Publikumsreaktionen auf diesen Song/die Bettleroper gewesen?


B:
Der Text war von Erzählungen des Bettlerchores, den ich für die
Bettleroper im Theater Freiburg gegründet habe, inspiriert (z.B. Biete
Blutspende für Regiokarte). Das Stück wurde kurz nach Beginn der
Wirtschaftskrise gezeigt, und die “Avantgarde Bettler” auf
der Bühne waren die Experten für Armut, die dem Publikum zeigen sollten, was
ihnen bevorsteht, um damit eine Verbindung herzustellen zwischen totaler Armut
und “relativem Armutsrisiko”. Das Publikum war sehr berührt von dem Abend, es
gab am Ende immer ein Essen auf der Bühne, bei dem viele Gespräche zwischen
Hartz IV-Empfängern, Obdachlosen und normalen Theaterbesuchern möglich waren,
die es sonst nicht gegeben hätte.


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