Buchvorstellung und Interview zum Thema Klassismus

Dienstag, 12. Oktober 2010 um 10:51 - futziwolf

Andreas Kemper,
Heike Weinbach

Klassismus // Eine Einführung

ISBN: 978-3-89771-467-0
Ausstattung: br., 188 Seiten
Preis: 13.00 Euro
Klassismus ist ein bislang noch wenig bekannter Begriff zur Bezeichnung der individuellen, institutionellen und kulturellen Diskriminierung und Unterdrückung aufgrund des tatsächlichen, vermuteten oder zugeschriebenen sozial- oder bildungspolitischen Status´. Menschen in Armutsverhältnissen wird zum Beispiel gewalttätiges Verhalten oder Alkoholismus stereotyp unterstellt und medial inszeniert, obwohl diese Phänomene klassenübergreifend gleichermaßen vorkommen. Der Begriff Klassismus beschreibt die Erfahrung persönlicher Diskriminierung von Menschen als gesellschaftliches, strukturelles Problem. Damit ergänzt und überschneidet er sich mit der Analyse von Rassismus, Sexismus und anderen Diskriminierungsformen.
"In dem vorliegenden Buch wird übersichtlich in zumeist klarer Sprache der Versuch unternommen, die Lücke im deutschsprachigen Raum auf diesem Gebiet zu schließen. Dies ist durchaus sinnvoll, wird doch vermehrt von den Herrschenden behauptet, es gebe in dieser Gesellschaft eigentlich keine Klassen und alle hätten doch theoretisch die gleichen Chancen. Bei dem notwendigen Fingerzeig auf die vielfältigen Mechanismen von Unterdrückung fern von der ökonomischen Seite besteht jedoch die Gefahr, diese gänzlich zu ignorieren. Denn in einer Gesellschaft, die sich von Grund auf in Klassen gliedert, ist der Klassismus direkt mit dem wirtschaftlichen System verbunden."
...Die vorliegende Publikation ist sehr empfehlenswert für all jene, die ein Verständnis für Klassismus entwickeln wollen und für jene, deren Anliegen darin besteht, Wege gegen Diskriminierung und Unterdrückung zugunsten von Social Justice als Umverteilungsgerechtigkeit und Anerkennungsgerechtigkeit, also der Partizipationsmöglichkeit aller Menschen an allen gesellschaftlichen Ressourcen, zu finden."
  Interview: Vom Rassismus und Sexismus zum Klassismus
Der Soziologe Andreas Kemper über Klassismus und die Alltäglichkeit von Diskriminierung und Exklusion:
In Zeiten, in denen die Feministin Judith Butler den "Zivilcouragepreis" des Christopher Street Days [extern] zurückweist, da sie bei den sich gegen Homophobie zur Wehr setzenden Organisatoren klare Rassismen identifiziert, von denen diese sich nicht einmal distanzieren wollen, während fast zeitgleich ein SPD-Mitglied Armen attestiert, sie seien arm, da sie an [extern] "angeborenem Schwachsinn" litten, in Zeiten also, in denen Diskriminierte selbst mehr und mehr diskriminieren und die so genannte [extern] "gruppenspezifische Menschenfeindlichkeit" [extern] neue Formen sowie bisher ungeahnte Ausmaße annimmt, wächst die Notwendigkeit, eine gesellschaftliche Debatte über die Mehrdimensionalität von Diskriminierungen auf der einen, sowie die Stigmatisierung insbesondere von Armen, deren Elend zunehmend als selbstverantwortet erklärt wird, auf der anderen Seite zu führen. Einer, der beides versucht, ist der Autor und Soziologe Andreas Kemper, mit dem Telepolis über sein Konzept des Klassismus sprach. >>> telepolis
 

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