Ein Gastkommentar von Djäzz und Mustermensch

Mittwoch, 26. Januar 2011 um 18:51 - futziwolf
... erschienen im coolibri-blog
Samstag Soli-Demo in Duisburg!
Das Duisburger Ordnungsamt hat die Öffnungszeiten des Musikclubs Djäzz drastisch verkürzt und damit eine wichtige Finanzierungsquelle trocken gelegt. Dies und die fehlenden Räumlichkeiten für unabhängige Kulturvereine in der Stadt kommentieren Sascha Bertoncin (Djäzz) und Sarah Könecke (Mustermensch e. V.)
Das Erbe der RUHR.2010: Nachhaltigkeit! Bestehende kulturelle Netzwerke sollen erhalten und ausgebaut werden. In Duisburg wird sogar mit der Stärkung Ruhrorts an einem Kreativquartier gearbeitet. Eine ehrbare Idee, aber auch Sinnbild dafür, dass kulturelle Aktivitäten mit unterschiedlichem Maß in dieser Stadt gewertet und unterstützt werden. In Ruhrort darf zukünftig fernab der City etwas wachsen. Der Anteil kreativ-innovativer Läden im Herzen der Stadt ist jedoch sehr überschaubar. Seit acht Jahren hält sich hier immerhin noch das Djäzz. Ein Schätzchen für die Avantgarde-Szene, unverzichtbar für den alternativ-kulturellen Unterbau der Stadt. Da es für das Djäzz keine Förderung aus öffentlichen Mitteln gibt, müssen Partyreihen das Kulturangebot gegenfinanzieren. Eine Verfügung des Ordnungsamts, die Sperrzeitverlängerung auf 5 Uhr dauerhaft auszusetzen, bedroht nun das gesamte Kulturprogramm im Laden. In einem Eilverfahren hat im Januar das Verwaltungsgericht Düsseldorf, die Entscheidung des Amtes bestätigt: Das Djäzz muss zukünftig um ein Uhr nachts schließen, weil sich Nachbarn beschwert hatten. Das bedeutet nicht nur das Aus für die Partys, sondern auch für das gesamte Kulturangebot, das sie mitgetragen haben.
[UPDATE: Videos der Demo]

Alternativ ist auch die Kultur, die der Duisburger Verein Mustermensch, u. a. Träger der freien Jugendhilfe in der Stadt, seit 2005 fördert und gestaltet. Mit einer Ausnahme von einigen Monaten, als das „Unabhängige Kulturzentrum T5“ in der Altstadt existierte, suchen die „Mustermenschen“ seither ein Gebäude, um ihre Vorstellung von unkommerzieller Kultur umsetzen zu können. Das „T5“ musste letztlich aufgrund baurechtlicher Probleme schließen und nicht, weil das Konzept nicht aufging.

Es gibt in Duisburg noch immer keinen Raum für die freie Jugend- und Kulturarbeit, obwohl es sehr wohl Bedarf gibt. Positive Reaktionen und hohe Beteiligung junger Leute und Kulturschaffender zu Zeiten des „T5“ zeigen dies. Ohne entsprechende Räumlichkeiten und unbürokratisches Entgegenkommen versandet dieses Potenzial auf Dauer.

Flexible Unterstützung und wohlwollende Praxis sind es, was die Förderer alternativer Kultur vorrangig in Duisburg vermissen. Kultur lässt sich auch ohne öffentliche Förderung auf die Beine stellen, viel wichtiger als Geldmittel, ist die Bereitschaft der Stadt einen Veranstaltungsort mitzutragen und bei Problemen gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Hierarchie, Bürokratie und ein zu eng gefasster Kulturbegriff sind Hürden, die zur Abwanderung zwingen und Duisburg wohl auch in Zukunft nur zu einem Durchlauferhitzer für fähige Kreative machen.






Am Samstag (29.1.) findet in Duisburg von 12-16 Uhr eine vom Unterstützerkreis “I love Djäzz”
organisierte Demonstration für den Fortbestand des Clubs im Speziellen
und Alternativer Kulturangebote im Allgemeinen statt. Weitere
Informationen zum Verlauf der Demo und dem künstlerischen
Rahmenprogramm, zu dem u.a. Tim Isfort und Mobilée gehören, gibt es hier.



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