FUNERAL ORATION : Godsend

Sonntag, 8. April 2012 um 23:18 - futziwolf

FUNERAL ORATION: Godsend LP


LABEL: Hopeless RecordsPunkdistro



[review:]
Das hier nun endlich auf Vinyl veröffentlichte „Godsend“-Demo-Tape aus dem Jahr 1984 gehört zum schwer gesuchten Stoff, nicht nur unter Holland-Punk-Fanatikern. Bereits mit ihren frühen Aufnahmen – zu nennen wären auch noch die „Shadowland“-12“ und die „Communion“-LP - zählten FUNERAL ORATION zu den interessanteren europäischen Hardcore-Punk-Bands, denn obgleich diese Niederländer vor allem zu Anfang noch schweineschnell nach vorne preschten und oft ein regelrechtes Brett runter prügelten, verstand es ihr Sänger Peter Zirschky (zuvor bei LAST WARNING) doch vielen Songs zusätzlich noch eine großartige melodische und melancholische Note mitzugeben. Mitunter wurden sogar New Wave-Einflüsse spürbar. Der Vergleich mit Ami-Bands wie HÜSKER DÜ oder den REPLACEMENTS lag da wohl nahe, weil sich Härte und Rauheit mit Melancholie und Eingängigkeit zu etwas tatsächlich Schönem verbanden, hinkt aber trotzdem, denn FUNERAL ORATION blieben stets Punk, wurden nie „Indie-Rock“, auch wenn man den späteren Platten die besseren Produktionsmöglichkeiten durchaus anhört.

Auf „The Godsend“ klingt das alles natürlich noch wesentlich dreckiger, angekratzter, scheppernder, doch ist der Sound trotzdem erstaunlich gut, so dass sich alles was die Band kurz darauf groß gemacht hat, schon hier deutlich erkennen lässt. Natürlich wird das Wort „mitreißend“ in Plattenkritiken inflationär benutzt. In diesem Fall aber stimmt es einfach und unter den 16 Songs befinden sich definitiv wesentlich mehr Hits als man auf einem ersten Demo üblicherweise erwarten kann. Ebenfalls bereits zu dieser Zeit keineswegs schlecht waren die gesellschaftskritischen, oft sehr düsteren Texte. Der Anpassungsdruck der kapitalistisch verfassten Gesellschaft, die schweigende Mehrheit und ihr Hass auf das Andere, Fremde, das sinnlose Morden der Kriege und die Degradierung des Menschen zu einem Werkzeug in der modernen Arbeitswelt sind nur einige der Themen, die Peter Zirschky damals aufgegriffen und bearbeitet hat. „Sweat and tears and going nowhere/ I'm just a tool, hell ain't far/ They see the loot coming their way/ Me just doing what they say/ WORK. GOD, HOW I HATE WORK...“ Neben den Songlyrics liefert das nicht übermäßig aufwendige, aber akzeptable Beiblatt übrigens noch zwei kleine Photos der Band (ein Live-Bild) und eine kurze FUNERAL ORATION-History. Das Frontcover entspricht dem des Original-Tapes: Ein beinahe bis zur Unkenntlichkeit bearbeitetes (kopiertes?) Photo von Ruinen (Kriegs- oder Nachkriegsbild?). Fazit: Nicht nur ein Klassiker, sondern eine sehr sehr schöne Platte für HC-Punx mit Herz und Indie-Rocker mit ner Schwäche für melodiös-düsteren HC-Punk.
- ATAKEKS



labelinfo:
Ein Traum geht in Erfüllung. Nachdem vor einigen Jahren das "Godsend" Demo von 1984 schonmal als schäbiges Bootleg rausgehauen wurde, kommt nun die offizielle Version auf Gummopunx/Pain of Mind! Die Aufnahmen gehören zu den intensivsten von FUNERAL ORATION überhaupt und es ist eigentlich unglaublich, dass diese erst nach über 20 Jahren nun eine würdige Vinylversion erfahren! Die Band zeigt sich hier von ihrer energiegeladensten Seite, aber jeder Song geht dank des sehr melodischen Gesangs sofort ins Ohr. Für diejenigen denen die Band noch unbekannt ist: FUNERAL ORATION waren eine der ersten und einflussreichsten Bands der holländischen Punk/Hardcoreszene und veröffentlichten bis Ende der Neunziger regelmäßig Platten. Besonders der Gesangsstil machte die Band einzigartig und in Verbindung mit den sägenden Gitarren kommt es einem öfter so vor, als wenn man die europäische Version von Hüsker Dü hören würde...
nov. 2008: Hopeless Records First Signing, Funeral Oration Tragically Lose Two Members

artist website:
myspace.com

mukke:

Funeral Oration I Fall Harder


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