News @ EQUINOX : DJ Scientist - For Better, For Worse 2LP

Freitag, 28. September 2012 um 21:40 - futziwolf
DJ Scientist - For Better, For Worse 2LP
Label : EQUINOX Records
Release Date Vinyl: Oct 26th
DJ Scientist Artist Page
„For Better, For Worse“ ist das bisher unveröffentlichte Debütalbum von DJ Scientist aus Berlin. Entstanden in den Jahren 2001 bis 2006 ist es ein überaus beachtliches und zu 100% aus Samples bestehendes instrumentales Werk, welches, auch nach dem um 6 Jahre verzögerten Erscheinungsdatum, noch die Kraft besitzt, den Hörer in die musikalisch äußerst vielschichtige Welt des leidenschaftlichen Plattensammlers und Künstlers hineinzuziehen.
Einige „Leaks“ des Albums, wie die 2006 erschienene EP „Journey Goodbye“ und
Samplerbeiträge wie der Ohrwurmsong „Raincoatman“, der unter anderem auf der
ersten Equinox Compilation zu finden war, begeisterten schon damals die Fans des
Equinox Labelgründers. Dennoch konnte das Album, auch Aufgrund der Komplexität
der Stücke, die oft aus über 50 Spuren bestehen, bis dato nie abgeschlossen werden.
Nach einem Umzug von München nach Berlin und der immer zeitintensiveren Arbeit
für das Label widmete sich DJ Scientist zudem ab 2007 der Zusammenarbeit mit dem
amerikanischen Rapper / Multiinstrumentalisten / Songwriter Ceschi Ramos. Hier
konnte er seine Fähigkeiten als Produzent auf 3 erfolgreichen Singles, einer EP und
dem gemeinsamen Album „The One Man Band Broke Up“, unter Beweis stellen. Eine
Instrumentalversion dieser LP, stellt zudem DJ Scientist’s offizielles Solodebüt dar.
Erst dieses Jahr begann Scientist mit der Fertigstellung der letzten Songs für „For
Better, For Worse“. Die im April erschienene „The Artless Cuckoo EP“, welche ebenfalls
unveröffentlichte Tracks aus dieser frühen Schaffensperiode enthielt, machte sofort
wieder Hoffnung auf das verschollene Debüt des Samplebastlers und wurde von den
Fans nahezu enthusiastisch gefeiert.

So macht das Album auch genau dort weiter wo damals die „Journey Goodbye EP“
aufhörte und „The Artless Cuckoo“ wieder einsetzte. „Ball Of Confusion“, der düstere
und im Vergleich zu den folgenden Tracks eher minimalistisch gehaltene Opener, ist
ein tiefer, psychedelischer Song, basierend auf scheppernden Drums, grummelnden
Bässen und einem spannungsvollen Aufbau. Das darauf folgende „World Of Stone“
ist ein wuchtiger downtempo Hip-Hop Song mit Fusion und Jazz Elementen, der
in leicht abgeänderter Form bereits auf der EP „Journey Goodbye“ zu finden war.
Weiter geht es mit „The Death Of Hip-Hop“ – auch wenn der Name Gegenteiliges
vermuten lässt, so ist der Track eine Hommage an die Old School des Hip-Hop – „is
the Bronx in the house?“ tönt die hallige Stimme am Anfang, während Scientist mit
Krautrock-Gitarren und preschenden Drums dagegenhält. „Raincoatman“, der bereits
2004 erstmals erschienen ist, geht im Tempo wieder runter. Selten gibt es Stücke,
die Melancholie und Schönheit so perfekt darstellen ohne dabei kitschig zu wirken.
Das Album hält auch im weiteren Verlauf die Spannung mit ausgetüftelten Tracks wie
„Nightdrive Memories“, dem bluesigen „Autumn Leaves“ und dem epischen Rocktrack
„Anything About Nothing“. Songs, die in ihrer Intensität vieles Bekanntes aus der Sektion
„Instrumental Hip-Hop“ in den Schatten stellen und Scientist als herausragenden
und überaus talentierten Sample-Musiker definieren. Er zeigt in jedem Track Gespür
für Songstrukturen und Stimmungsaufbauten und geht damit so spielerisch um wie
ein Jongleur.

Dass das Album letztlich nie erschienen ist, obwohl hörbar Wochen, Monate und
Jahre an den Songs gefeilt wurde, ist jedoch nicht nur auf die oben genannten Tatsachen
zurückzuführen: „Ich hatte das Gefühl, dass der Sound nicht mehr zeitgemäß
sei und ich war unsicher darüber, das Album noch zu veröffentlichen“ lauteten die
Zweifel von Scientist, die jetzt, 6 Jahre später und teils 10 Jahre nach dem entstehen
der Songs, unverständlich erscheinen. Denn selbst wenn crashige Drums und
melancholische Samples schon zu dieser Zeit den Glitches und Dilla-esquen Kicks und
Snares wichen, so gibt es doch bis heute wenig Vergleichbares im Genre – selten war
instrumentaler Hip-Hop purer, direkter, kompromissloser, kraftvoller und – wenn man
so will – krautiger als auf „For Better, For Worse“.
Sein eigenes Label Equinox Records gönnt dem „man in the back“ nun im Rahmen
der zweiteiligen „Unheard & Recovered“ Serie, in der diese LP als Doppelvinyl und in
digitaler Form erscheint, endlich selber ein bisschen mehr des längst verdienten Spotlights.
Teil 1 der Unheard & Recovered Serie bildete im übrigen das Album „Echoes
From The Past“ von Deckard.



About DJ Scientist
Eine irrsinnig verzweigte Plattensammlung. Über kistenweise verteiltes Promomaterial
steigend, durch Labyrinthe aus frischem Vinyl stolpernd (man macht zu oft
Halt, um sich wiedermal eines dieser eigensinnig-schönen Equinox-Artworks genauer
anzusehen), findet man sich erst langsam zurecht in diesem Raum, der mit jeder
Minute, die man damit verbringt ihn zu erkunden, zu wachsen scheint. Kurz ruht man
seine Augen aus, sucht einen kahlen Fleck an der Wand und während verschiedenste
Platten über die Teller wandern, hört man DJ Scientist erzählen.
Dann sieht man ihn als 10-jährigen, sitzend vor dem Radio der Eltern, wie er,
immer die Aufnahmefunktion bereit, Lieblingsmusik auf Kassetten überspielt. Was als
Suchbewegung am Tuning-Rad des Radioempfängers begann, setzt sich später mit
flinken Fingern durch die Plattenkisten fort und wird zum Leitmotiv einer Biographie:
Auch wenn der Name DJ Scientist bis heute immernoch meist im Zusammenhang
mit Underground-HipHop fällt, hat er selbst sich doch stets als Rastloser gezeigt, als
einer, der sich eben nicht auf einen Stil sondern auf Musik als solche festlegen wollte.
Seit er 1995 mit dem DJing begann, wächst mit seiner Plattensammlung auch seine
Bekanntheit stetig – getragen von den ersten Mixtapes und Vinylveröffentlichungen
auch schnell über die Stadtgrenzen seiner Heimat München hinaus.

2001 erscheint dann die erste selbstproduzierte Platte, ein DJ-Tool namens “Mad
Science Breaks” auf Sellwell Records. Gespeist aus Samples und Loops alter Hip-
Hop- und Funkplatten, hatte schon diese Scheibe die Kraft, neue Türen zu öffnen. Auf
gänzlich anderem Terrain bewegt sich die Misantropolis EP, erschienen 2002 auf dem
mitterweile gegründeten Audiac-Label. Düster und verschachtelt klingen die Beats auf
denen er zusammen mit Backdraft, Misanthrop und Omega Takeshi (88:Komaflash)
dem damals schon darbenden deutschen HipHop frische Ideen entgegenhielt.
Einiges hat sich seitdem getan und wenn man heute im mitterweile nach Berlin
umgezogenen Equinox-Hauptquartier sitzt, erkennt man schnell, was: Mit der für ihn
typischen Bestimmtheit legt DJ Scientist im schnellen Wechsel Instrumentalplatten,
Düster-Psychedelisches, mitreissend Grooviges, 80s Electro, und gänzlich Undefinierbars
auf. Sein Label Equinox steht ein für diesen Eklektizismus. Man braucht nur eine
der Platten aus dem stetig wachsenden Stapel an eigenen Releases in die Hand zu
nehmen: Alles ist an seinem Platz, nichts muss sich aufdrängen. Dieselbe Hingabe, die
seine Musik beseelt, spricht auch aus dem außergewöhnlichen Artwork, der von ihm
veröffentlichten Platten, die er selber unter dem Grafikerpseudonym The Raincoatman
gestaltet.

2005 erschien unter Mitwirkung internationaler Künstler “Welcome to the Neo
Golden Age”; die erste Equinox-Compilation. Darauf sind mit “Riding my Nightmare”,
“Raincoatman” und “Twilight Zone” (unter dem Alias “Echelon”) drei grundverschiedene
Tracks enthalten, mit denen Labelchef Scientist erstmals als Solokünstler von
sich Reden macht. Sein Beitrag zur ersten 10-Inch-Serie des Labels, die “Journey
Goodbye EP“, rotiert ein knappes Jahr später, getragen von “Atarius”, auf Plattentellern
quer durch Europa.

Im Team mit SNTC (2-maliger Vice IDA Weltmeister) entsteht 2007 die “Sound Convention
Vol.1” – ein Meilenstein von einem DJ-Mix und etwas später eine dazugehörige
Remix-12“. Ab 2007 ist das Output DJ Scientists von der Zusammenarbeit mit dem
amerikanischen Rapper/Multi-Instrumentalisten/Songwriter Ceschi Ramos geprägt.
2008 und 2009 erscheinen die ersten Maxiveröffentlichungen und 2010 das langerwatete
Album dieser Zusammenarbeit namens „The One Man Band Broke Up“ (Equinox
Records / Fake Four), eine der erfolgreichsten Indie Hip-Hop Platten des Jahres. „The
One Man Band Instrumentals“, eine Instrumentalversion der Platte, erschien kurze Zeit
später und markiert Scientists erste Solo LP. Neben weiteren Projekten, unter anderen
der „Godly Grooves“ Serie, die vor allem in Deutschland ein große mediale Beachtung
fand, macht DJ Scientist im Frühjahr 2012 mit seiner „The Artless Cuckoo EP“,
einer Auswahl unveröffentlichter Tracks, wieder von sich reden und lieferte damit auch
die erste Ankündigung zum zweiten Album mit weiteren Songs aus der Zeit zwischen
2001 und 2006.

Die Equinox-Labeldiscografie wächst nebenher ebenso beständig und man arbeitet
fleissig an der 50ten Label Release. Als Labelchef und Initiator verschiedenster
musikalischer Projekte war DJ Scientist in den letzten 10 Jahren maßgeblich an der
Entstehung und Veröffentlichung von nahezu 100 Alben, EPs und Singles beteiligt. Als
eines der angesehensten deutschen Indie Labels im Bereich der elektronischer Musik
und Hip-Hop kann Equinox nicht nur die Zusammenarbeit mit namhaften Künstlern
wie 2econd Class Citizen, Kraddy, Sole And The Skyrider Band, Son Of Kick, und vielen
weiteren aufweisen, auch das 10-jährige Jubiläum ist nicht mehr weit entfernt.
DJ Scientist sich einen Namen gemacht als Künstler, Labelchef, Zeitungsherausgeber
(DEAD Magazine) und nicht zuletzt als jemand, dem man nächtelang zuhören
möchte, wie er mit allen ihm gegebenen Mitteln von seiner Suche erzählt. Sein auf
Rollen fahrender Drehstuhl kommt einfach nicht zur Ruhe, rotiert durch sein Büro zwischen
Bildschirm, Reissbrett, Turntables und Telefon.... Die Suche geht weiter.Gefesselt
sitzt man da und weiß: Magie entsteht nicht, sie will gefunden werden.

EQUINOX Platten Reviews im aponaut:
DAVID VANGEL - Breadth Control
GESTE - Eating Concrete - EP

 

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