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DIE NANSEN-FISCHER (K)
Donnerstag, 25. April 2024 um 18:23 - futziwolf
von Koboldskram
Links sehen Sie die Nansen-Fischer. Zwei von ihnen winken uns zu, der Rest ist nicht zu sehen. Aber schauen Sie dort, wo auch ein dritter winkt. Nun sind die andern beiden fort, nur dieser eine ist noch da. Drei kommen wiederum hinzu, jetzt sind es vier, doch ist der Vierte wohl versteckt. Nur seine Hand, zum Winken hin und her gereckt, ist lediglich für uns zu sehen. Jetzt taucht er auf und - man glaubt es kaum - noch einer ist mit ihm dabei: fünf Nansen-Fischer, in Reih und Glied, auf einen Wellenkamm gesteckt. Gleich dem Winken ihrer Hände schwanken sie vergnügt umher und sitzen lachend uns betrachtend auf ihrem Wasserberg im Meer. Fünf Nansen-Fischer, welch ein Wunder! Auch haben wir den sechsten schon entdeckt: dort steigt er auf, ein wenig rechts und leicht von Nummer vier verdeckt.
Das ist ein seltener Moment: kaum sieht man jemals sechs von ihnen. Doch wird's mir heiß und kalt zumute, denn gleichwohl, daß es faszinierend, wird's mir um's Herz schwer irritierend, um nicht zu sagen, es fühlt sich an, als wie vor banger Furcht erfrierend. Denn - so steht's im Großen Buch geschrieben - erblickten wir am Schluß gar noch der Nansen-Fischer sieben, so wäre von uns nicht viel geblieben.
Es heißt: sieht man den Ersten, ist's egal, bei Nummer zwei, da lacht man mal. Beim Dritten fängt man an zu staunen, der Vierte lockt mit fremden Launen. Beim Fünften ist es gar erhebend, die Sechs macht etwas wieder lebend. Und bis dahin ist man von ihnen durchaus angenehm verzückt, doch den Siebten...- den haben nur ganz wenige erblickt. Denn wer sie alle sieben sah, hat nichts mehr zu berichten, was danach mit ihm geschah. Von keinem Fischer weiß er mehr, weiß nichts von sich und seiner Wanderung zu ihrem Reich ins dunkle Meer. Und da keiner von jenen noch ein Wort über das alles je verliert, weiß niemand, ob der siebte Nansen-Fischer auch wirklich existiert. Doch bleibt uns besser nichts, als der Warnung aus dem Großen Buch zu folgen.
Aber dort! Seht! Zwei sind bereits wieder verschwunden, nun sind es nur noch vier, ich glaub wir haben's überwunden. Und da ist auch der Vierte weg und mit ihm geht der ganze Schreck. Nun scheint alles so lächerlich, wie dumm sich soviel Angst zu machen, ich wink den Dreien jetzt selber zu, belustigt über sie am lachen. Und plötzlich sind sie alle weg, voll Hochmut denke ich mir keck: Das soll's jetzt schon gewesen sein?! Was für ein Unsinn steht im Großen Buch geschrieben, über finstere Gefahr beim Anblick dieser lächerlichen Sieben.
Da taucht einer nach dem andern wieder auf, nach drei kommt vier, nach fünf kommt sechs, gleich einem wuchernden Gewächs, und in sekundenschnelle dann, seh ich sie alle vollzählig beisammen, winkend auf dem Wellenkamm. Dann ist es dunkel und alles weg, es bleibt ein tauber dumpfer Schreck. Und er sinkt hin und kreischt und lacht: Oh Gott, nicht sieben sind es, sondern acht.
text aus "Blut im Stuhl", http://www.bis-magazin.de
Links sehen Sie die Nansen-Fischer. Zwei von ihnen winken uns zu, der Rest ist nicht zu sehen. Aber schauen Sie dort, wo auch ein dritter winkt. Nun sind die andern beiden fort, nur dieser eine ist noch da. Drei kommen wiederum hinzu, jetzt sind es vier, doch ist der Vierte wohl versteckt. Nur seine Hand, zum Winken hin und her gereckt, ist lediglich für uns zu sehen. Jetzt taucht er auf und - man glaubt es kaum - noch einer ist mit ihm dabei: fünf Nansen-Fischer, in Reih und Glied, auf einen Wellenkamm gesteckt. Gleich dem Winken ihrer Hände schwanken sie vergnügt umher und sitzen lachend uns betrachtend auf ihrem Wasserberg im Meer. Fünf Nansen-Fischer, welch ein Wunder! Auch haben wir den sechsten schon entdeckt: dort steigt er auf, ein wenig rechts und leicht von Nummer vier verdeckt.
Das ist ein seltener Moment: kaum sieht man jemals sechs von ihnen. Doch wird's mir heiß und kalt zumute, denn gleichwohl, daß es faszinierend, wird's mir um's Herz schwer irritierend, um nicht zu sagen, es fühlt sich an, als wie vor banger Furcht erfrierend. Denn - so steht's im Großen Buch geschrieben - erblickten wir am Schluß gar noch der Nansen-Fischer sieben, so wäre von uns nicht viel geblieben.
Es heißt: sieht man den Ersten, ist's egal, bei Nummer zwei, da lacht man mal. Beim Dritten fängt man an zu staunen, der Vierte lockt mit fremden Launen. Beim Fünften ist es gar erhebend, die Sechs macht etwas wieder lebend. Und bis dahin ist man von ihnen durchaus angenehm verzückt, doch den Siebten...- den haben nur ganz wenige erblickt. Denn wer sie alle sieben sah, hat nichts mehr zu berichten, was danach mit ihm geschah. Von keinem Fischer weiß er mehr, weiß nichts von sich und seiner Wanderung zu ihrem Reich ins dunkle Meer. Und da keiner von jenen noch ein Wort über das alles je verliert, weiß niemand, ob der siebte Nansen-Fischer auch wirklich existiert. Doch bleibt uns besser nichts, als der Warnung aus dem Großen Buch zu folgen.
Aber dort! Seht! Zwei sind bereits wieder verschwunden, nun sind es nur noch vier, ich glaub wir haben's überwunden. Und da ist auch der Vierte weg und mit ihm geht der ganze Schreck. Nun scheint alles so lächerlich, wie dumm sich soviel Angst zu machen, ich wink den Dreien jetzt selber zu, belustigt über sie am lachen. Und plötzlich sind sie alle weg, voll Hochmut denke ich mir keck: Das soll's jetzt schon gewesen sein?! Was für ein Unsinn steht im Großen Buch geschrieben, über finstere Gefahr beim Anblick dieser lächerlichen Sieben.
Da taucht einer nach dem andern wieder auf, nach drei kommt vier, nach fünf kommt sechs, gleich einem wuchernden Gewächs, und in sekundenschnelle dann, seh ich sie alle vollzählig beisammen, winkend auf dem Wellenkamm. Dann ist es dunkel und alles weg, es bleibt ein tauber dumpfer Schreck. Und er sinkt hin und kreischt und lacht: Oh Gott, nicht sieben sind es, sondern acht.
text aus "Blut im Stuhl", http://www.bis-magazin.de