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3 neue short stories von Rüdiger Saß

Sonntag, 3. Dezember 2017 um 14:54 - futziwolf

Der Tag, als Josef Stalin starb
Ein Sonntagsspaziergang
Kleines Philisterium

"Wo es schmerzt, da greift man hin" (36)

Dienstag, 7. August 2012 um 00:53 - monsignore genickschuss
Eine gute und eine schlechte Nachricht
von Genosse Monsignore Genickschuss


Die gute Nachricht
ist, dass es in Deutschland inzwischen offenbar in Einzelfällen möglich ist, aufgrund von Kontakten zur rechtsextremen Szene aus dem Polizeidienst gebeten zu werden. Da bin ich fast geneigt Anreden wie „Zecke“ und „linke Sau“ mal für den Moment zu vergessen. Schließlich habe ich mich in meiner ausgedehnten Jugend tatsächlich sehr merkwürdig gekleidet und da ich mich zudem auch noch des Öfteren mit anderen verwegen kostümierten Gestalten getroffen habe – Auf offener Straße und außerhalb der Karnevalssaison! - , wäre ich es, wie ein Verwandter einst formulierte, ohnehin „selbst Schuld“ gewesen, wenn sie mich „eines Tages kaputt“ geschlagen hätten. Schwamm drüber... Das war's dann aber auch schon.

Die schlechte Nachricht ist: Ansonsten alles beim Alten. Die junge Ruderin aus jenem deutschen Staat, der 1990 einer „Markterweiterung“ (Günter Grass) zum Opfer fiel, wurde übrigens gar nicht zur Heimreise gezwungen, nein, sie ist um Schaden vom Team... Ich bitte um Entschuldigung: um Schaden von der Mannschaft abzuwenden, freiwillig nach Hause gefahren. So viel Opferbereitschaft aber muss honoriert werden. Und so machten sich u.a. ein GRÜNER und ein Journalist der ZEIT bereits Gedanken über den Begriff der Sippenhaft und ob man diesen nicht hier zur Anwendung bringen müsse. Und weil das Fräulein Drygalla, über dessen Gespür für den rechten Umgang man vielleicht streiten kann, sich inzwischen öffentlich von den braunen Kameraden und der braunen Gesinnung ihres braunen Freundes distanziert hat, ist unser Verteidigungsminister, unter dessen Aufsicht Deutschlands Freiheit derzeit am Hindukusch und am Horn von Afrika verteidigt wird, durchaus gewillt ihm, also dem Fräulein, seinen breiten Rücken zu stärken.
"Wo sind eigentlich Grenzen? Steht es uns als Öffentlichkeit eigentlich wirklich zu, den Freundeskreis von Sportlerinnen und Sportlern zu screenen, zu gucken, was da los ist? Müssen wir von Sportlerinnen und Sportlern verlangen, dass sie offenbaren, mit wem sie befreundet sind, was die denken? Wo ist da die Grenze? Ich glaube, die ist hier schon überschritten worden.", zitiert DIE ZEIT den Herrn de Maizière.
[Update: Mecklenburg-Vorpommerns Innen- und Sportminister Lorenz Caffier (CDU) ist auch gegen Gesinnungsschnüffelei, jedenfalls wenn es um Nazis geht. Anmerk. des Setzers.]
„Genau!“, denke ich. „Und Sport ist Sport und Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps und Auschwitz ist Auschwitz...“ Und irgendwann muss auch mal Schluss sein!
Äh, womit jetzt? ...

"Wo es schmerzt, da greift man hin" (35)

Samstag, 14. Juli 2012 um 18:55 - monsignore genickschuss
Von Werbe-Strichern und Erinnerungen an die Weimarer Republik
von Genosse Monsignore Genickschuss
„Ever fallen in love with someone you shouldn't fall in love with?“, fragt mich die lausige Cover-Version des BUZZCOCKS-Klassikers in der neuen KIA-Werbung und ich denke „Bestimmt! Aber so lange ich mich nicht in den Kapitalismus und bescheuerte Autos verliebe geht das wohl in Ordnung.“ Und dann fällt mir noch der alte ATTILA ein, der einst sang: „Never mind the BUZZCOCKS, I'm sticking with THE CLASH“, aber deren „Should I stay or should I go“ wurde ja bereits zu Beginn der 90-er Jahre von jedem Levis-Jeans-Träger fröhlich vor sich hin geträllert, was freilich nicht verhindern konnte, dass mich auf dem 99-er Bizarre-Festival ein verschwitzter Hippie mit NIRVANA-T-Shirt und bekifftem Grinsen fragte: „Wer is'n eigentlich Joe Strummer?“. Ja, „Geschichte wird gemacht“ und man kann sich auch nicht alles merken...

"Wo es schmerzt, da greift man hin" (31)

Dienstag, 3. April 2012 um 16:35 - futziwolf
Wo das wohl hinführt?
Der politische Wochenrückblick (14)
von Genosse Astrolabius
Untote sind gefährlich, das weiß im Zeitalter des Privatfernsehens jedes Kind. Normalerweise sind die übelriechenden Zeitgenossen auf nichts anderes aus, als ihren noch lebenden Nachbarn den Tag gründlich zu versauen, indem sie ihre vergammelten Zombi-Zähne in die leckeren Eingeweide harmloser Passanten rammen, deren Körperteile fressen und sich prompt auf die Suche nach dem nächsten Opfer zu machen. Motivationsforscher glauben nun herausgefunden zu haben, dass es vor allem die unbändige Wut über den Abstieg in die Liga der Gewesenen ist, die die wandelnden Toten so gemein und unkontrollierbar macht. So nach dem Motto: „Warum soll es euch besser gehen als uns“ metzelt sich der durchschnittliche Zombi also durch die Reihen unschuldiger Lebender und möchte nichts anderes, als maximalen Schaden verursachen.

"Wo es schmerzt, da greift man hin" (30)

Dienstag, 13. März 2012 um 00:10 - futziwolf
Wo das wohl hinführt?
Der politische Wochenrückblick (13)
von Genosse Astrolabius
Was hat man seinerzeit nicht alles an Klagen zu hören gekriegt über die sogenannten Hartz-Reformen der Regierung Schröder. Obwohl der Sozialdemokrat, selber Sohn einer Putzfrau, ja eigentlich nur in bester Absicht die Marktverzerrungen stückweise beseitigt hat, die die Ware Arbeitskraft künstlich verteuert haben. Wie wurde ihm das gedankt? Durch landesweites Gemecker. Unsozial sei das alles, von beispiellosem Sozialabbau war die Rede, Verelendungstendenzen wurden beklagt, gar das böse und selbstverständlich völlig unangemessene Wort „Armut“ machte die Runde. Und das bloß, weil hunderttausende Rentner und Arbeitslose vom aktivierenden Sozialstaat endlich dazu ermutigt wurden, im Rahmen ihrer Fähigkeiten auch etwas zum Gemeinwohl beizutragen, statt nur die ganze Zeit zu Hause zu sitzen und gelangweilt vorm Fernseher rumzugammeln. Und siehe da: wo man auch hinsieht haben sich doch tatsächlich die versprochenen Kreativkräfte entfaltet, wie man das erwarten kann wenn den Kräften des Marktes mehr Raum zur Entfaltung ihrer segensreichen Tätigkeit gelassen wird. Alles funktioniert immer noch irgendwie, kostet aber viel weniger Geld, das man jetzt für andere Sachen ausgeben kann, für Panzer zum Beispiel, oder für Bankenrettungspakete. Und das richtig Schöne an der Sache ist, dass sich alles irgendwie sogar ausgleicht. Ein einfaches Beispiel kann veranschaulichen, wie die „unsichtbare Hand, die alles zum Guten lenkt“ auf manchmal unerwartete Weise funktioniert: So kriegen beispielsweise die „Niedrigqualifizierten“, oder auch „Geradenochverwertbaren“ zwar auf der einen Seite viel weniger Geld für's Putzen und Müllentsorgen, weil die ja jetzt erst von der Arbeitsagentur an Zeitarbeitsfirmen übereignet und dann weiter verliehen werden. Weniger Geld für die gleiche Arbeit, das könnte man als Laie jetzt erstmal für ungerecht halten. Andererseits aber müssen sie ja auch kaum noch Pfandflaschen beseitigen, weil die von den Nichtmehrverwertbaren umsonst eingesammelt werden. Essensreste verschwinden auch immer öfter wie von Geisterhand aus öffentlichen Mülltonnen, und generell schmeißt wenig weg, wer wenig hat; da ist der Job sozusagen als positiver Seiteneffekt im selben Atemzug einfacher wie auch billiger geworden. Was dann doch wieder ganz schön gerecht klingt.

"Wo es schmerzt, da greift man hin" (29)

Montag, 5. März 2012 um 22:23 - futziwolf
Wo das wohl hinführt?
Der politische Wochenrückblick (12)
von Genosse Astrolabius
Erinnert sich noch jemand an das böse Wort vom „Raubtierkapitalismus“? Gemeint war damit keineswegs das Wesen des Kapitalisten an sich, sondern nur eine Entartung des an sich ehrenwerten Hauptakteurs eines tollen Wirtschaftssystems, das zum Wohle des Ganzen tätig wäre, wenn sich bloß alle an die Regeln hielten. Und diejenigen, die das nicht tun, das sind dann wohl anscheinend besagte Raubtiere, die alles kaputt gemacht haben oder zumindest fleißig dabei sind. Abgesehen von denen gibt es dann auch noch ganz besonders fiese Exemplare des Kapitalisten, zu finden im schon von jeher anrüchigen „Finanzkapital“, nämlich Heuschrecken, die in erster Linie damit beschäftigt sind, kerngesunde Unternehmen aus der „Realwirtschaft“ aufzukaufen, auszuplündern (oder abzugrasen, um beim Beispiel aus der Tierwelt zu bleiben) und die noch etwas dampfenden Trümmer dann zur Sanierung oder Abwicklung dem Steuerzahler zu hinterlassen.

"Wo es schmerzt, da greift man hin" (28)

Montag, 27. Februar 2012 um 23:50 - futziwolf
Wo das wohl hinführt?
Der politische Wochenrückblick (11)
von Genosse Astrolabius
Woran erkennt man, was dem Volk besonders am Herzen liegt? Richtig, an Sprichwörtern und Redewendungen. „Das ist nicht mein Bier“ heißt es hierzulande, wenn einen etwas nichts angeht. Ist das Gegenteil der Fall, „geht es um die Wurst.“ Das lässt tief blicken, zeigt des Durchschnittsmenschen Gemüt und des Volkes wahre Werte. Möglicherweise war der ein oder andere Bildzeitungsleser bisher der Meinung, internationale Politik sei generell eher nicht sein Bier, und beim Überblättern der immer neuen und immer bedrohlicheren Meldungen bezüglich des angeblichen Atomwaffenprogramms im Iran und der ebenso angeblich existenziellen Bedrohung Israels entrann ihm nur ein gelangweiltes Gähnen auf dem Weg zum Sportteil oder den Titten auf der letzten Seite. So kann man sich täuschen. Denn nicht nur dürfte das Fahren des Autos, bekanntlich „des Deutschen liebstes Kind“ (schon wieder so eine entlarvende Redewendung), noch teurer werden als ohnehin schon, wenn die vereinten Streiter für einen demokratischen Nahen Osten in Kürze aus lauter Sorge um die Menschenrechte Iran und Syrien dem Erdboden gleichmachen. Nein, es ist tatsächlich auch in ganz und gar nicht metaphorischer Weise die deutsche Wurst betroffen. Ja, da sehen wir mal wieder, wie verflochten die Weltwirtschaft in Zeiten der vielbeschworenen Globalisierung ist! Kaum werden die Handelsbeziehungen mit dem Iran schlechter, schon wird das Angebot an Schafsdärmen auf dem Weltmarkt knapp, ergo steigt der Preis für die Wurst.

"Wo es schmerzt, da greift man hin" (27)

Dienstag, 21. Februar 2012 um 02:15 - futziwolf
Wo das wohl hinführt?
Der politische Wochenrückblick (10)
von Genosse Astrolabius

Jedes Land hat so seine Traditionen. Beim Griff in die Mottenkiste der Stereotype stoßen wir beispielsweise auf die wohlbekannten Vorurteile, dass der Franzose gerne Frösche isst und reihenweise Frauen flachlegt, der Italiener nicht so gerne arbeitet aber dafür mindestens einmal in der Woche wortreich und weinend seinem Weltschmerz freien Lauf lässt, und der Pole seinen Lebensunterhalt am liebsten mit dem Verkauf nicht so ganz legal erworbener Fortbewegungsmittel verdient, während sich der Russe ein paar Kilometer weiter mittels stetiger Wodkazufuhr intensiv um die Vernichtung seines Gehirns bemüht.

Das ist natürlich alles Blödsinn, aber der zweifelhafte Wahrheitsgehalt der hier zitierten Binsenweisheiten sollte keineswegs darüber hinwegtäuschen, dass es durchaus gewisse Phänomene gibt, die sich in manchen Ländern, manchmal über Generationen hinweg, in signifikant größerer Häufigkeit realisieren, als in anderen Gebieten der Welt. So pflegt Deutschland, und das sollte jeder Sechstklässler wissen der im Geschichtsunterricht hin und wieder mal den Kopf vom Tisch hebt, die verhängnisvolle Tradition, in regelmäßigen Abständen das größte Arschloch der Nation an die Spitze derselben zu wählen. Sei es durch die geplante Übergabe der Krone an einen militaristischen König (der die Krone aus der Hand des Pöbels nicht einmal haben wollte), oder durch Ermächtigungsgesetz mit anschließender Massenacclamation für einen mäßig talentierten österreichischen Maler, der sich in völliger Verkennung seines wahren Charakters selbst für so etwas wie den Erlöser hielt, oder auch – schließlich leben wir in Zeiten der Demoskopie – durch traumhafte Zustimmungsraten in Meinungsumfragen für einen selbstgerechten Expfaffen aus dem Östen, der wohl bald die zentnerschwere Verantwortung tragen wird, als oberster Grüßaugust der Bonzenrepublik diejenigen Diktatoren auf deutschem Boden zu empfangen, die sich noch nicht durch zu unvorsichtige, also eigenständige Politik bei der „internationalen Gemeinschaft“ unbeliebt gemacht haben.

"Wo es schmerzt, da greift man hin" (26)

Donnerstag, 16. Februar 2012 um 10:13 - futziwolf
Wo das wohl hinführt?
Der politische Wochenrückblick (09)
von Genosse Astrolabius
Immer wieder erfreulich ist es doch, wenn neue Erkenntnisse zu wichtigen aktuellen oder historischen Themen veröffentlicht werden, die manche Gewissheiten in Frage stellen und einen vermeintlich bekannten Sachverhalt kompetent und verständlich in einem anderen Licht erscheinen lassen. Oft kann man sich nach der erbaulichen Lektüre manche Sorge um die Zukunft ebenso schlicht und einfach schenken wie ein zerknirschtes Zurückblicken in die Vergangenheit, die man aufgrund gewisser Darstellungen bis dahin für schlimm, verwerflich oder gar verhängnisvoll gehalten hatte. Diese Tradition hat in Deutschland aus verschiedensten Gründen schon seit längerem Konjunktur. Beispielsweise wurde den noch etwas verwunderten Deutschen nach dem ersten Weltkrieg zu ihrer aller Beruhigung mitgeteilt, dass man den Krieg eigentlich gar nicht verloren, sondern nur ein „Dolchstoß“ durch unpatriotische Elemente im Inneren den ansonsten chancenlosen Gegnern zum unverdienten Sieg verholfen habe. „Im Feld unbesiegt“ sei man gewesen, das hörte der preußische Militarist gerne, und das hat das allgemeine nationale Ego dann ja auch gründlich wieder aufgebaut, mit Folgen die bekannt sein dürften.

"Wo es schmerzt, da greift man hin" (25)

Dienstag, 7. Februar 2012 um 12:29 - futziwolf
Wo das wohl hinführt?
Der politische Wochenrückblick (08)
von Genosse Astrolabius
Es ist schon erstaunlich, wie sehr die Einschätzungen verschiedener „Experten“ zu ein und demselben Gegenstand manchmal auseinander gehen. Der eine ist der Meinung, alles muss genau so weiter laufen wie bisher (entweder Unternehmerverbände oder CDU), der andere glaubt, eine Fortsetzung des gegenwärtigen Kurses führt uns alle sicher in den Abgrund (entweder Unternehmerverbände oder irgendwelche linken Kleinstparteien), und ein dritter will sich vielleicht nur ein bisschen wichtig tun und mahnt mit energischem Tonfall „dringende Kurskorrekturen“ an, meint damit in der Substanz aber nur, in homöopathischem Umfang an Schräubchen A zu drehen und Schräubchen B zumindest öffentlichkeitswirksam skeptisch anzugucken, so dass vorsichtshalber seine Bedenken zu Protokoll genommen worden sind, falls doch mal irgendwas schief laufen sollte. Dass letzterer Menschenschlag wohl am ehesten zu einer Mitgliedschaft in der SPD neigt ist empirisch nicht belegt, entspringt aber immerhin zahlreichen subjektiven Erkenntnissen, sowohl aus der Tagespolitik als auch aus dem erweiterten Bekanntenkreis des Autors.

"Wo es schmerzt, da greift man hin" (24)

Montag, 30. Januar 2012 um 20:54 - futziwolf
Wo das wohl hinführt?
Der politische Wochenrückblick (07)
von Genosse Astrolabius
Über Jahrhunderte hinweg hatte uns die katholische Theologie gelehrt, dass man den Willen Gottes nicht ergründen könne und scheinbar unerklärliches Leid deshalb fromm und schweigend, sogar dankbar tragen müsse, im Vertrauen darauf, dass der Herr in seiner unendlichen Weisheit und Güte schon für Gerechtigkeit sorgen wird, und sei es im Jenseits nach dem Dahinscheiden des unwürdigen Menschleins. Dass diese, die herrschenden Verhältnisse sicherlich nicht in geringem Maß stabilisierende, Lehre gerade von denen verbreitet wurde, die von ebenjenen Verhältnissen in der Regel gehörig profitierten, mag immer mal wieder den einen oder anderen zum Nachdenken angeregt haben, die breite Masse jedoch trug geduldig ihr Leid und, wenn vorhanden, sogar ihr Geld zum Pfaffen um sich zu ziemlich gesalzenen Preisen ein paar Jahrhunderte Fegefeuer zu ersparen.

"Wo es schmerzt, da greift man hin" (23)

Dienstag, 24. Januar 2012 um 07:56 - futziwolf
Wo das wohl hinführt?
Der politische Wochenrückblick (06)
von Genosse Astrolabius
So langsam könnten die Spitzenpolitiker (wenn man sie denn noch so nennen kann) der FDP einem schon fast Leid tun. Nicht nur, dass von „Wählergunst“ mittlerweile kaum noch die Rede sein kann, jetzt sind sie auch noch hochkant aus der Regierung im Saarland geworfen worden, und das auch noch von der CDU, die sie im Bund zur Zeit noch ein bisschen mitregieren lässt. „Jamaika“ ist also im kleinsten deutschen Flächenstaat bereits untergegangen, sozusagen als metaphorischer Ausblick auf den wohl in absehbarer Zeit stattfindenden Anstieg des Meeresspiegels. Als wäre das noch nicht Ungemach genug, ist den angeblich „Liberalen“ jüngst ein kompletter Ortsverband in der brandenburgischen Metropole Treuenbrietzen abhanden gekommen. Und das, obwohl die bundesweit mittlerweile nach neuesten Umfragewerten zur erbärmlichen 3%-Partei verkommene Meisterin des Seitenwechselns sogar den Bürgermeister der immerhin etwas mehr als 7.500 Einwohner zählenden Stadt stellen konnte. Nun kann man sich die Verzweiflung der Genossen, Verzeihung: Parteikollegen vor Ort ja lebhaft vorstellen, angesichts der nicht abreißenden Welle von Peinlichkeiten, Hohn und Spott, die da seit dem fulminanten Wahlsieg vor zwei Jahren über die Köpfe und Köpfchen im Vorstand, und damit ja irgendwie auch über die ganze Partei, hereingebrochen ist. So lamentierte der Schatzmeister der Treuenbrietzener Hoteliersfreunde Matthias Lindemann jüngst im Interview, nach Gründen für die Fahnenflucht seiner Spießgesellen gefragt, man werde "als FDP-Mitglied seit Jahren belächelt.“ Der Ortsvorsitzende Andreas Gronemeier beklagt im selben Tonfall: „Unter dem Label der Freien Demokraten ist auf kommunaler Ebene kein Blumentopf mehr zu gewinnen.“ (Und außerdem sind die Medien am Absturz der FDP-Wähkergunst schuld. Anm. des Setzers)

"Wo es schmerzt, da greift man hin" (22)

Dienstag, 17. Januar 2012 um 05:07 - futziwolf
Wo das wohl hinführt?
Der politische Wochenrückblick (05)
von Genosse Astrolabius
Manchmal erscheinen politische Wiedergänger auch in Gestalt eines Ehegatten. Dass es dann oft noch schlimmer kommt als vorher, demonstriert die Ehefrau des ehemaligen amerikanischen Präsidenten William "Bill" Clinton („I did not have sexual relations with that woman“) in der großen Menschenrechtszentrale USA gerade recht eindrucksvoll. In ihrer Rolle als relativ gut angezogener Kettenhund des militärisch-industriellen Komplexes (offizielle Amtsbezeichnung: Außenministerin) ist die gute Hillary seit geraumer Zeit damit beschäftigt, weltweit wilde und keineswegs leere Drohungen gegenüber unliebsamen Staatsführern auszusprechen – oder bei Wohlverhalten, also Unterwerfung, die geschätzten Herren Diktatoren mit üppigen Waffendeals zu beglücken. Damit flankiert sie recht gut die gegenwärtigen Bemühungen des Friedensnobelpreisträgers und Präsidenten Barack Obama um den Weltfrieden, den er wohl auf dem Schlachtfeld gegen China, Russland und überhaupt jeden herbeizukämpfen entschlossen zu sein scheint, der noch immer glaubt, sich so etwas wie eine eigenständige Politik herausnehmen zu können. Wer hätte gedacht, dass mit „Yes, we can!“ gemeint war: „Wir können den dritten Weltkrieg gewinnen!“ Nun, an Gottvertrauen hat es im Land von „God's own People“ bekanntlich noch nie gefehlt, und wie würde die Geschichte auch über einen Präsidenten urteilen, der sich zu kleine Ziele gesteckt hat. Abgesehen davon wäre nach so einem Atomkrieg ja auch eine ganze Menge Wiederaufbau zu leisten. Immerhin die Wirtschaftskrise hätte sich dann wohl fürs Erste erledigt, von der Massenarbeitslosigkeit mal ganz zu schweigen.

"Wo es schmerzt, da greift man hin" (21)

Dienstag, 10. Januar 2012 um 03:08 - futziwolf
Wo das wohl hinführt?
Der politische Wochenrückblick (04)
von Genosse Astrolabius
Die „Wehrhafte Demokratie“ ist uns ja eigentlich immer als Lehre verkauft worden, die die ganzen aufrechten deutschen Demokraten aus dem Untergang der Weimarer Republik und die darauf folgende faschistische Diktatur gezogen haben. Abgesehen von der Frage, wo diese lobenswerten Persönlichkeiten während der Zeit des Dritten Reiches wohl gesteckt haben mögen (etwa gut getarnt in Wehrmachtsuniformen?), bei Seite gelassen auch der Umgang der Adenauers und Sträuße mit alten Nazigrößen beispielsweise beim Aufbau der bundesrepublikanischen Sicherheitsorgane – immerhin ist die erste Partei, die dann auch wehrhafterweise verboten wurde, die „Sozialistische Reichspartei“ SRP gewesen, die ihrem Namen zum Trotz ungefähr genau so sozialistisch wie die NSDAP war (nämlich gar nicht), dafür aber aus lauter alten Nazis bestand, die unvorsichtig genug waren, das auch noch offen zu sagen. Dass dann ein paar Jahre später auch die KPD vom Verfassungsgericht das Label „verfassungsfeindlich“ aufgedrückt bekam (obwohl sie selber am Schreiben der Verfassung beteiligt war), war dann allenfalls für diejenigen überraschend, die noch nicht kapiert oder schon wieder vergessen hatten, dass die wirklich Herrschenden schon immer vor allen Dingen ganz gewaltigen Schiss vor Kommunisten gehabt haben. Mit welchen Mitteln man verhindert, dass da am schönen Reichtum zu viel von oben nach unten umverteilt wird, am Ende gar noch „oben“ und „unten“ ganz abgeschafft werden, das ist dann nur Formsache. Lieber tot als rot, damit könnte man die deutsche Staatsraison wohl ganz gut auf den Punkt bringen.