Dänemark funkt Rechts

Donnerstag, 18. April 2024 um 07:27 - futziwolf

Gebete statt Punk
von Peter Nowak 07.03.2007
Die Räumung eines Jugendhauses in Kopenhagen ist Teil einer Politik
gegen Minderheiten in Dänemark

Wind von Rechts
(Zitat)
Ein großer Teil der Bewohner des Stadtteils hat die gleichen Probleme
wie die Jugendzentrumsbewohner. Sie fühlen sich von dem Dänemark, das
die gegenwärtige rechte Regierungskoalition repräsentiert, an die Wand
gedrängt. Der rechtsliberale Ministerpräsident Andres Fogh Rasmussen
(6) wird von der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei (7)
unterstützt, die ihren Wahlkampf mit Ressentiments gegen Flüchtlinge
und gesellschaftliche Minderheiten bestreitet.

In ihrem dänischen Volksheim soll es fleißig arbeitenden dänischen
Steuerzahler gut gehen. Für die sollen auch die Sozialleistungen erhöht
werden, so dass in der Frage der Sozialpolitik die DVP schon mal
rhetorisch im Fundus der Sozialdemokraten wildert. Doch wer nicht zum
Kreis der braven Steuerbürger gehört, hat es schwer. Dazu gehören in
erster Linie Flüchtlinge. Dänemark gehört heute zu den Ländern, die
immense Hürden aufbauen, und wurde deshalb schon von internationalen
Organisationen gerügt.

Zu den Opfern dieser Politik gehören auch unabhängige Linke. Dänemark
steht zur Zeit an der Spitze der europäischen Länder, die im Zuge des
Krieges gegen den Terror Grundrechte einschränken ( Im Bann der
Schwarzen Listen (8)). Da kommen schon mal Umweltorganisationen wie
Greenpeace in die Nähe des Terrorverdachts (9). Die kleine linke
Tageszeitung Arbejderen (10) hatte einen Aufruf dokumentiert, in der
die Politik der Schwarzen Listen in Dänemark kritisiert wurde. Bald
bekam sie Besuch von der Polizei. Schon vorher musste der Aufruf von
der Homepage der Rot-Grünen Allianz (11), einer linksökologischen
dänischen Parlamentspartei, entfernt werden. Der Aufruf wurde
verfasst, weil Mitarbeiter der dänischen Gruppe Opror wegen
Unterstützung der beiden auf den Schwarzen Listen stehenden
Organisationen FARC und PFLP angeklagt wurden. Ende April soll das
Verfahren vor Gericht beginnen, das von Juristen und Menschenrechtlern
beobachtet werden wird. (Zitatende)

Kein Platz für Subkultur
(Zitat)
Zu den Leidtragenden der rechten dänischen Politik gehört auch die
Alternativbewegung, die höchstens als vorpolitisch zu bezeichnen wäre.
Ihr Hauptanliegen war die Erhaltung eines eigenen Freiraums, den sie
sich nach ihren Bedürfnissen selber gestalten kann. Deswegen haben die
Räumung und der nachfolgende Abriss des Jugendzentrums eine emotionale
Seite, die den Beobachter aus der Ferne erst einmal fremd ist. So
legten weinende Jugendliche vor der Ruine des Ungdomshuset Blumen
nieder, als wäre es das Grab eines Verstorbenen.

Verwunderlich ist auch auf den ersten Blick, dass die Räumung und der
Abriss des Jugendzentrums von Menschen verurteilt werden, die
wahrscheinlich nie einen Fuß in das Ungdomshuset gesetzt hatten. Die
Menschen mit arabischem Hintergrund sehen vor allem die neuen Besitzer
als Provokation an. Die rechtschristliche Gruppe Vaterhaus (12) hat
das Ungdomshuset bewusst gekauft. Aus ihrer Sicht schlug sie damit zwei
Fliegen mit einer Klappe. Der Hort des Bösen, der das alternative
Jugendzentrum in ihren Augen war, wurde mit dem Abriss dem Erdboden
gleich gemacht. Dort will sie ein christliches Zentrum errichten. Damit
will sie in dem überwiegend von Menschen mit arabischem Hintergrund
bewohnten Stadtteil als Hort des Christentums auftreten. Deswegen war
die Gruppe auch nicht zum Verkauf zu bewegen, obwohl ihr eine Geldsumme
angeboten war, die höher als der Kaufpreis gewesen wäre.
Auseinandersetzungen mit den Nachbarn sind schon vorprogrammiert.
(Zitatende)


LINKS

(1) http://flereungdomshuse.blogspot.com/
(2) http://ungeren.wordpress.com/
(3) http://politiken.dk/fotografier/article255051.ece
(4) http://www.christiania.org/
(5) http://www.ungeren.dk/
(6) http://www.andersfogh.dk/
(7) http://www.danskfolkeparti.dk/
(8) http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24047/1.html
(9) http://www.taz.de/pt/2006/02/13/a0095.1/text
(10) http://www.arbejderen.dk/
(11) http://www.enhedslisten.dk/
(12) http://faderhuset.dk/
(13) http://www.jp.dk/indland/

der ganze Artikel: Telepolis Artikel-URL: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24788/1.html

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