Eine wahre Geschichte über den Herrn Müller.

Freitag, 19. April 2024 um 16:20 - futziwolf
Der feine Herr Müller.
Geschichten aus der Knalltütensuppe


Das hier, das ist der Herr Müller.
Der Herr Müller kommt aus Aretsried.
Das liegt in Bayern, also ganz im Süden.
Der Herr Müller ist ein Unternehmer und das,
was in den Fabriken von Herrn Müller hergestellt
wird, habt ihr sicher alle schon mal
gesehen, wenn Ihr im Supermarkt wart.

Der Herr Müller stellt nämlich lauter Sachen her,
die aus Milch gemacht werden. Naja, eigentlich
stellen die Kühe die Milch her, aber der Herr Müller
verpackt sie schön und sorgt dafür, dass sie in den
Supermarkt kommen, wo ihr sie dann kaufen könnt.

Die Sachen, die der Herr Müller herstellt sind so gut,
dass sogar der Herr Bohlen dafür Werbung gemacht hat.
Weil der Herr Müller ein Unternehmer ist, hat er sich gedacht,
er unternimmt mal was und baut eine neue Fabrik.
Und zwar baut er sie in Sachsen, das ist ganz im Osten.
Eigentlich braucht niemand eine neue Milchfabrik,
weil es schon viel zu viele davon gibt, und diese
viel zu viele Milchprodukte produzieren.
Aber der Herr Müller hat sie trotzdem gebaut.

Und weil die Leute in Sachsen ganz arm sind und
keine Arbeitsplätze haben, unterstützt der Staat
den Bau neuer Fabriken mit Geld. Arbeitsplätze hat
man nämlich im Gegensatz zu Milchprodukten nie genug.
Also hat der Herr Müller einen Antrag ausgefüllt,
ihn zur Post gebracht und abgeschickt.

Ein paar Tage später haben ihm dann das Land Sachsen
und die Herren von der Europäischen Union in Brüssel
einen Scheck über 70 Millionen Euro geschickt.
70 Millionen, das ist eine Zahl mit sieben Nullen,
also ganz viel Geld. Viel mehr, als in euer Sparschwein passt.
Der Herr Müller hat also seine neue Fabrik gebaut
und 158 Leute eingestellt. Hurra, Herr Müller!

Nachdem die neue Fabrik von Herrn Müller nun ganz viele
Milchprodukte hergestellt hat, hat er gemerkt,
dass er sie gar nicht verkaufen kann, denn es gibt
ja viel zu viele Fabriken und Milchprodukte.
Naja, eigentlich hat er das schon vorher gewusst,
auch die Herren vom Land Sachsen und der
Europäischen Union haben das gewusst, es ist nämlich
kein Geheimnis. Das Geld haben sie ihm trotzdem gegeben.
Ist ja nicht ihr Geld, sondern eures.
Klingt komisch, ist aber so.

Also was hat er gemacht, der Herr Müller?
In Niedersachsen, das ist ziemlich weit im Norden,
hat der Herr Müller auch eine Fabrik.
Die steht da schon seit 85 Jahren und irgendwann
hatte der Herr Müller sie gekauft. Weil er jetzt
die schöne neue Fabrik in Sachsen hatte, hat der
Herr Müller die alte Fabrik in Niedersachsen
nicht mehr gebraucht, er hat sie geschlossen
und 175 Menschen haben ihre Arbeit verloren.

Wenn Ihr in der Schule gut aufgepasst habt,
dann habt Ihr sicher schon gemerkt, dass der
Herr Müller 17 Arbeitsplätze weniger geschaffen hat,
als er abgebaut hat. Dafür hat er 70 Millionen Euro bekommen.
Wenn Ihr jetzt die 70 Millionen durch 17 teilt
- dafür könnt Ihr ruhig einen Taschenrechner nehmen
- dann wisst Ihr, dass der Herr Müller für jeden
vernichteten Arbeitsplatz über 4 Millionen Euro bekommen hat.

Da lacht er, der Herr Müller - natürlich nur,
wenn niemand hinsieht. Ansonsten guckt er ganz
traurig und erzählt jedem, wie schlecht es
ihm geht. Aber der Herr Müller sitzt nicht nur rum,
sondern er sorgt auch dafür, dass es ihm besser geht.
Er ist nämlich sparsam, der Herr Müller . . .

Sicher kennt Ihr die Becher, in denen früher
die Milch von Herrn Müller verkauft wurden.
Die schmeckt gut und es passten 500 ml rein,
das ist ein halber Liter. Seit einiger Zeit
verkauft der Herr Müller seine Milch aber in
lustigen Flaschen, nicht mehr in Bechern.
Die Flaschen sind praktisch, weil man sie wieder
verschließen kann und sehen hübsch aus.
Allerdings sind nur noch 400 ml drin,
sie kosten aber dasselbe.

Da spart er was, der Herr Müller - und sparen
ist eine Tugend, das wissen wir alle. Wenn Ihr
jetzt fragt, warum solche Leute wie der Herr
Müller nicht einfach an den nächsten Baum
gehängt werden, dann muss ich Euch sagen,
dass man so etwas einfach nicht tut.

Wenn Ihr aber das nächste mal im Supermarkt seid,
dann lasst doch einfach die Sachen vom Herrn
Müller (die Marke Weihenstephan gehört übrigens auch zu Müller)
im Regal stehen und kauft die Sachen,
die daneben stehen. Die schmecken genauso gut,
sind meistens billiger und werden vielleicht
von einem Unternehmer hergestellt, für den der
Begriff "soziale Verantwortung" noch eine Bedeutung hat.

Ach übrigens, da fällt mir ja ein, der Herr Müller
will auch Erbschaftsteuer sparen und hat daher
beschlossen, seinen Wohnsitz nach Österreich
zu verlegen. Wenn Ihr auch der Meinung seid,
dass sich ein solch ausbeuterisches Verhalten auf
Kosten von Steuergeldern nicht gehört, schickt
diese Mail doch ein wenig durch die Republik,
damit alle Leute sehen, wo ihre mühsam erarbeiteten
Steuergroschen bleiben.

danke an die
Knalltütensuppe: http://blog.foxalpha.de/2006/01/

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