TODESPOLKA - Polit-Trash um Rechtsruck in Österreich

Freitag, 28. Mai 2010 um 00:01 - futziwolf
Michael Pfeifenberger und Stephan Demmelbauer schaffen mit "Todespolka" einen beklemmenden Einblick in das Leben der ruhigen und ordentlichen Nachbarschaft, wie sie nicht nur in Österreich stattfinden könnte. Im Zentrum des 81-minütigen Films steht Dr. Sieglinde Führer, die „die Herzen der Aufrechten und Anständigen im Sturm erobert“ hat. „Ein halbes Jahr nach der sehr freundlichen Übernahme durch die Bürgerpartei ist Ordnung eingekehrt in Österreich. Der erste Schritt: Austritt aus der EU“, heißt es in der Beschreibung des Films.  >>> Telepolis
>>> ... eine trashige, harmlose Komödie, die ihr Thema ebenso wie ihre Zuschauer schmerzlich unterschätzt.

Michael Pfeifenberger und Stephan Demmelbauer wollten zeigen, wie die durch Rechtspopulisten ausgestreute Saat der Gewalt im Kleinbürger- Milieu aufgeht. Der 81- minütige Film, der am Freitag (7.5.) seinen Kinostart hat, erweist sich jedoch als Low- Budget- Trash ohne kathartisches Potenzial. Eine auf Hetztiraden gegen Ausländer, Kriminelle und die EU spezialisierte Dirndlträgerin wird Bundeskanzlerin in Österreich. Dass Dr. Sieglinde Führer ("Siggi Heil!") von der deutsch- israelischen Schauspielerin Tamara Stern gespielt wird, ist eine Insider- Pointe, dass sie in "Todespolka" vorwiegend Reden und Tanzbein schwingend via TV- Schirm präsent ist, zeigt, dass der Fokus auf die Wechselwirkung zwischen hoher Politik und niederen Instinkten des Wahlvolks gelegt wird.

Die Figuren- Konstellation, die bei ihrer Zusammenführung eine ziemlich explosive Mischung ergibt, ist jedoch verwirrend und vordergründig: In der Spießbürger- Hölle einer Eigenheim- Siedlung treffen harmlose Studenten mit Gutmenschen- Anspruch, wehrhafte Bürger mit Kampfhund und Gewehr, eine Teilzeit- Domina mit strenger Kammer und ein behinderter junger Mann mit unausgelebten Sehnsüchten aufeinander. Als der Bruder der Kanzlerin, der als präpotenter Polizeikommandant eine recht zupackende Interpretation von Recht und Ordnung vertritt, auf den Plan tritt, fließt bald Filmblut in Strömen und zieren Leichen die akkurat geschnittenen Rasenflächen.

Nicht unprominente heimische Schauspieler wie Stefano Bernardin, Alexander Pschill und Silvia Fenz agieren in diesem Szenario erschreckend harm- und hilflos. Das schwache Drehbuch, das den üblichen Reflexen Raum gibt, ohne ihnen eine Reflexionsebene hinzuzufügen, wird von langen, wenig aussagekräftigen Szenen, einem trägen Schnitt und einer die Kontraste stark überzeichnenden, eigenwilligen Farbgebung ergänzt. "Todespolka" soll "eine Politgroteske" sein, "giftig, hämisch, saftig". Geworden ist es eine trashige, harmlose Komödie, die ihr Thema ebenso wie ihre Zuschauer schmerzlich unterschätzt.
http://todespolka.demmelbauerfilm.com


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