Wo es schmerzt, da greift man hin !!! (14)

Samstag, 16. Oktober 2010 um 00:01 - futziwolf
Das Wort hat Genosse Astrolabius:
Schützen wir die Polizei !
Laut einer Zeitungsmeldung von Dienstag, dem 12.10. hat sich einer der engagiertesten Gewerkschafter Deutschlands, ein gewisser Herr Konrad Freiberg, aus Anlass der Demonstrationen gegen Stuttgart 21 und Atommülltransporte seinem Auftrag gemäß schützend vor seine Klientel gestellt. Gleichzeitig bewies er in einer geradezu messerscharfen Analyse gesellschaftlicher Entwicklungen ein außergewöhnliches Gespür für den Geist der Zeit. Das Gewaltpotenzial in der Gesellschaft sei gestiegen, konstatiert Herr Freiberg. Nun, da auch Uniformierte Teil der Gesellschaft sind, kann man dieser Einschätzung wohl durchaus zustimmen, angesichts ca. 400 teils schwer verletzter friedlicher Demonstranten in Stuttgart, zu denen der durch Wasserwerfereinsatz geblendete Rentner Dietrich Wagner gehört. Zustände wie diese kannte man ja eigentlich eher aus Reportagen über Kirgisien, wo die Sicherheitskräfte gleich ganze Magazine auf unbewaffnete Demonstranten leer gefeuert hatten, selbstverständlich angeblich nur um die Verfassungsorgane des Staates zu schützen. Auch in Stuttgart ging es laut Aussagen des zuständigen Ministers und seines Chefs ja eigentlich nur darum, „demokratisch getroffene Entscheidungen“ durchzusetzen. Gut also, dass sich immerhin einige mutige Menschen wie Herr Freiberg zu Wort melden, die auch gegen den politischen Mainstream in der Öffentlichkeit die Perspektiven ein Wenig zurechtrücken!

Doch halt. Wie ging die Presseerklärung des Gewerkschafters weiter? „Es mangelt an Respekt gegenüber den Polizeibeamten, ihnen schlägt Hass und Frust entgegen.“ Ein „Kollaps der inneren Sicherheit“ stehe kurz bevor. Ach so, als Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) besitzt Herr Freiberg ja eine ganz spezifische Perspektive, die dem Normalbürger zunächst nicht so ganz nachvollziehbar erscheint. Was wissen denn wir, wie sich ein Ordnungshüter in einem Wasserwerfer fühlt, wenn er plötzlich und unvermittelt, wie durch Herrn Wagner geschehen, mit Kastanien beworfen und womöglich auch noch von allen Seiten beschimpft wird? Wo er doch nur zum Wohle der Öffentlichkeit den rechtmäßig zustande gekommenen parlamentarischen Beschluss gegen verstockte Fortschrittsgegner durchsetzen wollte! Wie verletzt sich der uniformierte Mensch da fühlen muss! Da wirkt so ein mit voller Wucht geschossenes Tränengas-Wasser-Gemisch in die Augen des respektlosen Übeltäters plötzlich doch ganz angemessen. Und was müssen sich die Hüter der Verfassung und Verteidiger demokratisch getroffener Entscheidungen heutzutage nicht alles an den Kopf werfen lassen, von Kastanien mal ganz abgesehen! Als „Kinderschläger“ werden sie beschimpft, und das bloß weil sie – nun ja, Kinder verprügelt haben. Ist das gerecht? Wir alle profitieren doch von der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, und unsere Meinung dürfen wir ja auch frei äußern, zumindest solange wir dabei nicht Bulldozern oder Castoren im Weg stehen.

Ändert sich das gesellschaftliche Klima wirklich so erschreckend? Kastanien gegen die Polizei sind da womöglich nur der Anfang einer schrecklichen Eskalationskette, an deren Ende der – wie war das noch – „Kollaps der inneren Sicherheit“ stehen könnte! Wollen wir das? Nein, wir alle sollten in uns gehen und uns in Ruhe überlegen, wie eine Gesellschaft ohne Polizei wohl aussehen würde. Keine Sirenen mehr im Straßenverkehr, niemand kontrolliert unsere Ausweise, das vertraute Geräusch von Gummiknüppeln auf Plastikschildern würde fehlen, Polizeihunde und -pferde müssten einer traurigen Existenz im Tierheim entgegenblicken; am Ende müssten friedliche Demonstranten noch über ihren Schatten springen und sich gegenseitig verprügeln, beißen oder Tränengas ins Gesicht spritzen, da es sonst ja keiner mehr täte. Nein, das ist eine Entwicklung, die so nicht hingenommen werden kann. Vielleicht sollten wir alle in die GdP eintreten, um dem Freund und Helfer im Kampfanzug unseren Rückhalt zu demonstrieren. Und Georg Kreislers „Schützen wir die Polizei“ sollte auch öfter gesungen werden. Vielleicht kann da auch Herr Wagner mit einstimmen, um seine Reue für die respektlos geworfenen Kastanien zu bekunden, singen kann er ja schließlich noch...

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