Interview Punk Illegal

Montag, 18. Oktober 2010 um 14:44 - Toxo
Dieses Interview erschien im Sommer 2010 im Plastic Bomb Fanzine. Das Punk Illegal Festival ist ein Solifestival zugunsten der "No One is Illegal" - Initiative, das in den letzten Jahren in Schweden stattfand. Alles weitere im Interview ! Zuerst mal DANKE ! Punk Illegal war ein super Festival, Wir haben verdammt viele ass kicking Bands gesehen, die Location war richtig nett, der Campingplatz perfekt nur das Wetter war scheisse, aber wen stört das ?

Schön das ihr da wart ! Ich weiss, wer kann sich übers Wetter beschweren wenn er auf dem besten Festival der Welt ist ;-) ?

Euer Festival war eine Kooperation mit "No One Is Illegal". Ihr unterstützt deren Arbeit, in dem ihr das Motto aufgreift. Wie arbeitet ihr noch zusammen ? Spendet ihr einen Teil des Festivalerlöses ? Welche Unterstützung könnt ihr bieten ?

Wir nutzen den Namen nicht nur, wir sind Teil des "No One Is Illegal" Netwerk hier in Schweden.
Ich denke wir müssen die Geschichte mal aufrollen:
Punk Illegal wurde gestartet, weil ein paar Leute die Arbeit von "No One Is Illegal" kannten und wussten, das Geld benötigt wurde und wollten die Sache unterstützen. Daher organisierten wir ein Solikonzert, ein paar Jahre ging das so mit kleineren Solikonzerten und einem 1-Day Festival in Gothenburg. Aber Punk Illegal bekam viel positives Feedback, daher wollten wir etwas größeres machen und so kam die Idee des 2-Day Festival ins Spiel.
Wir spenden den gesamten Erlös an das "No One Is Illegal" Netzwerk, letztes Jahr konnten wir mit 75000 schwedischen Kronen (ca 7580 Euro) helfen. Wir warten immer noch auf ein paar Rechnungen für das diesjährige Festival, aber wir sind sicher, das wir am Ende 100 000 Schwedische Kronen (ca 10100 Euro) spenden können, wir schätzen das es noch mehr wird =) Wenn wir den genauen Betrag wissen, werden wir ihn auf unserer Website veröffentlichen, also haltet die Augen offen.

Warum ist die Thematik so wichtig für euch und die Punkszene ? Was ist eure Motivation ?

Es gibt Leute die vor Krieg und schlimmen Lebensumständen geflohen sind und denen es verwehrt wird in Schweden zu bleiben. Sie sind gezwungen versteckt zu leben, ohne die selben Rechte auf medizinischer Versorgung, Arbeit, Wohnraum, die Dinge die uns allen anderen garantiert werden. Ein paar dieser sogenannten „illegalen Einwanderer“ erwartet nur Tod und Folter wenn sie gezwungen werden in ihr Heimatland zurückzukehren. Und diese Dinge passieren überall in Europa.Europa wird wie das Fort Knox bewacht, nur Leute aus reichen Ländern können hier reisen und leben wie und wie es ihnen gefällt. Es ist nicht nur für die Punkszene wichtig, sondern für jeden Menschen der eine gerechte Gesellschaft möchte.
Wir glauben nicht das wir das nur durch unsere Festivals ändern können, aber wir können dafür sorgen dass die Diskussion darüber weitergeht, wir zeigen, dass wir eine Gruppe sind, die diesem Zustand aktiv etwas entgegensetzt. Dazu möchten wir auch einen Teil zur Punkszene beitragen. Wir möchten ein Teil der Plattformen sein, wo Menschen sich treffen und Erfahrungen austauschen können.
Wir wollen zeigen das wir keine Ausbildung brauchen um ein großes, gutorganisiertes Event zu organisieren und wollen deutlich machens, das so ein Event möglich ist ohne die Absicht in die eigeneTasche zu wirtschaften.

Welche Reaktionen bekommt ihr auf eure Arbeit ?

Wir bekommen sehr gutes Feedback von allen Leuten, die das Festival besuchen, auch von den Volunteers und den Bands. From Ashes Rise z.B. sagte , es wäre das bestorganisierteste Festival gewesen auf dem sie je waren und sie sagen das, obwohl sie in ihren Räumen gesessen haben weil es draußen regnete wie sau. Das war unglaublich zu hören und macht es Wert, den Stress und Ärger auf sich zu nehmen.
Und das Geld das wir letztes Jahr spendeten hat alle Ausgaben gedeckt, die "No One Is Illegal" im Herbst hatte und das ist das wichtigste.

Wie viele Leute besuchten das Festival in den vergangenen Jahren ?

Dieses Jahr waren es 930, die Leute kamen von überall her, Europa, USA, Kanada, Russland, Iran und China. Es ist so großartig zu merken, das wir überall in der Welt wahrgenommen werden. Gleichzeitig ist es erschreckend: Mit Bands und Helfenden waren um die 1200 Menschen beim Festival und wir als Crew waren für alles verantwortlich was passierte. Ich glaube mehr Menschen als jetzt sollten es nicht werden in den nächsten Jahren, wir müssen schauen, wie viele wir betreuen können und dann eine Zahl festsetzen, wie viele wir rein lassen können.

Wie groß ist die Crew und wie viele Helfende braucht ihr um so ein Festival durchzuführen ? Gab es genug Leute die die Jobs übernommen haben ?

Wir waren 10 Leute in der Crew dieses Jahr, ein paar halfen in den Monaten vor dem Festival. Weil wir alle in Jobs/ Schule / Bands oder anderen Organisationen involviert sind würden wir gerne doppelt so viele Leute in der Crew sein, aber es sieht so aus, als ob die Leute etwas abgeschreckt sind, wenn sie sehen was wir im Hintergrund noch alles tun. Beim Festival brauchen wir bis zu 150 Volunteers. Dieses Jahr hatten sich erstmals genügend Leute im voraus eingetragen, wir hatten sogar Reserveliste falls eine Person ausfällt. Leider tauchten nicht alle auf, was große Probleme verursachte. Samstag wussten wir nicht ob wir das Festival weiterlaufen lassen konnten. Zum Glück gab es eine Menge Leute die verstanden, dass so ein Event viel Arbeit bedeutet und die gerne aktiv daran teilhaben wollten und daher Extraschichten übernahmen. Ihnen sind wir ewig dankbar, falls jemand von euch das liest: YOU ARE FUCKING AMAZING!! Love! Kisses! Hugs! Ihr verdient es !

Einmal sahen wir Polizeikräfte vor dem Festivalgelände, während der Veranstaltung war Sicherheitsdienst vor dem Pub auf dem Gelände. Wir haben keine aggressives Verhalten bemerkt. Wie seht ihr das ? Gab es Ärger oder Leute, die sich nicht um den Spirit des Punk Illegal Festival kümmerten ?

Den Sicherheitsdienst mussten wir dabei haben, das hängt mit den Gesetzen für Veranstaltungen und Alkohlausschank zusammen. Wenn's nach uns ginge hätten wir sie nicht dabei, aber leider würde das nicht klappen bei einer Veranstaltung dieser Größenordnung. Egal, ihr Job besteht größtenteils darin sicherzustellen das kein Alkohol mit aus dem Barbereichs genommen wird. Wenn die Polizei herausfindet, das außerhalb des Bereichs für die Bar Alkohol zu finden ist könnten wir unsere Genehmigung für die Veranstaltung verlieren und das wäre richtig ätzend. Also, ich habe viel mit den Sicherheitskräften geredet und sie waren alle sehr zufrieden wie ruhig das Festival war, das einzige mal, von dem ich weiß, dass die Polizei da war, war als jemand im Barbereich umkippte und der Sicherheitsdienst ihn nicht mehr wecken konnte. Keine Ahnung warum sie ihn nicht einfach ausschlafen lassen konnten.
Abgesehen davon hörte ich nur von zwei Schlägereien, einmal schlugen sich 2 Freude aus Spaß und plötzlich war die Nase gebrochen, die andere war zwischen (ich nenne keine Namen, aber ..) dem Sänger einer bekannten Band aus UK und einer anderen Person, aber die Camping Crew schlichtete und anschließend wussten sie nicht mehr, warum sie eigentlich anfingen zu streiten =)
Es gab ein paar Leute die versuchten umsonst rein zukommen, ich weiß nicht ob solche Leute zu denen gehören die sich nicht drum kümmern wofür Punk Illegal steht oder ob sie einfach nicht selber begriffen habe. Ich finde dieses Verhalten etwas seltsam, ich kann verstehen da Leute in einer beschissenen Situation sind und dass sie wollen, das Dinge umsonst sind ( obwohl ich glaube das die meisten es besser haben als Leute die gezwungen sind versteckt zu leben). Aber auch wenn du den politischen Aspekt des Festivals nicht kennst oder dich nicht drum kümmerst, schätzt du doch offensichtlich die Musik so sehr, das du rein kommen und die Bands sehen willst. Und das Festival hat wie die meisten anderen Festivals und Konzerte Kosten: Spritgeld, Anlage, Essen usw usw
Klar, Punk Illegal hab einen Überschuss dieses und letzte Jahr gemacht, es fühlt sich scheisse an wenn Leute einfach die ganze harte Arbeit ignorieren, die wir das ganze Jahr rein gesteckt haben. Abgesehen davon wie sehr das Geld "No One Is Illegal" hilft. Liegt es an jeden einzelnen ausser dir die Szene zu unterstützen ? Haben manche Leute vergessen was DIY ist ? Wer will, dass Bands touren und das die Punkszene blüht muss etwas dazubeitragen. Wer keine Konzerte organisieren will oder auf Festival/Konzerte helfen möchte kann wenigstens den Eintritt zahlen.
Sorry für den langen Ausbruch, ich reg mich auf wenn es darum geht.
Insgesamt war es ein sehr friedliches und angenehmes Festival ohne größere Vorfälle , die meisten hatten viel Spaß und haben auf einander aufgepasst und genau darauf haben wir gehofft.

Was ist mit den Leuten die in der Gegend rundum dem Festivalgelände leben ? Was halten sie von der Veranstaltung und der politischen Aussage. Müsst ihr mit ihnen viel reden und beschwichtigen ?

Es ist für uns wichtig das wir eine gute Beziehung zu den Leuten vor Ort (Munkedahl) haben, damit wir wiederkommen können, "No One Is Illegal" keinen schlechten Ruf bekommt und wir hoffentlich den Leute die Augen für unser Anliegen öffnen. Wir drehen immer eine Runde vor dem Festival um anzukündigen dass wir kommen und damit sie uns ansprechen können, falls es irgendwelche Probleme gibt. Wir fragen auch immer, wie es letzte Jahr lief. Vor dem ersten Mal waren die Leute dem Gedanken sehr negativ eingestellt, dass ihr kleines Dorf von Punks belagert wird. Sie dachten das ganze Dorf würde zerstört werde, ich weiss es klingt seltsam, aber was können 1000 Punks in einer kleinen Ortschaft anrichten, die 3700 Einwohner hat ? Egal, nach dem Festival waren sie zufrieden (anscheinend lief unser Festival reibungsloser ab als ihr e Folk-Music Veranstaltungen) und sie wollten das wir wieder kommen. Und von denen mit denen wir gesprochen haben warum wir das tun haben wir keine negativen Kommentare über Einwanderer oder Punks gehört. Wir haben auch gute Beziehungen zur örtlichen Pizzeria, denen wir die Augen öffnen konnten, was veganes Essen angeht, was uns wirklich freut.
Es scheint viel schwieriger für manche unserer Besucher die Lebensweise der Leute hier zu respektieren oder, insgesamt, die von Leuten die nicht Teil der Punkszene sind.
Wenn wir wollen dass Leute unseren Way of Live/ unser Aussehen respektieren, unseren politischen Ideen zuhören oder uns einfach in Ruhe lassen müssen wir versuchen sie genauso zu respektieren.

Wie sieht's aus mit „Punk Illegal 2011“ ? Was wollt ihr anders machen ? Wie können Leute von weiter weg euch unterstützen ?

Für's erste haben wir beschlossen das es nicht regnen wird ;-)
Wir müssen offensichtlich einige Veränderungen am Helfersystem vornehmen, which really suck. Ansonsten müssen wir mal sehen..
Wir wollen mehr Aktivitäten auf dem Gelände und drumherum veranstalten, wir haben aber bisher nicht genug Leute um das gerade umzusetzen. Wir erden ein Kontaktformular auf die Website setzen wo ihr Feedback geben könnt, postiv wie negativ, wir freuen uns über alles. (Falls das Formular nicht online ist schriebt ne Mail an info@punkillegal.com ). Die Leute können uns unterstützen, in dem sie zu unserem Festival kommen. Oder sie kaufen unseren Merchandise, den ihr bei Agera Distrobution bekommt. Falls ihr durch Stockholm kommt besucht „Bokhandeln INFo“ im café 44. Oder ebsorgt euch CD's von Schizofrehn Distro, ein kleines nettes Projekt mit kleinen Bands, die nur ihre Musik verbreiten wollen und den Profit nicht für sich selber behalten sondern an Organisationen/Gruppen ihrer Wahl spenden. Echter DIY Spirit !
Wenn Du eine Band hast und mitmachen willst, frag einfach bei schizo distro.
Und natürlich könnt ihr uns auch direkt wegen Merchandise anschreiben

http://www.ageradistribution.net
http://www.anarkisterna.com/bokhandelninfo
http://www.myspace.com/schizodistro
http://www.punkillegal.com



Nochwas was du loswerden willst oder was ich nicht gefragt habe ?
-ähem, du willst wirklich, dass ich noch mehr schreibe ? Ich will nur danke sagen für's Interview und an alle die zum Festival gekommen sind. An alle Bands die ihren teil beigetragen haben und, nochmal, Riesendank an alle Volunteers !

The scene's idea is "do it yourself"

Move your ass and stop complaining //Therese “Satan”, Punk Illegal

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