Jens Friebe - ABÄNDERN

Mittwoch, 17. November 2010 um 18:38 - futziwolf
Jens Friebe - "ABÄNDERN"
LP/CD 
(What's So Funny About.. ZickZack)  VÖ: 08.10.2010

LABEL:
What's So Funny About.. ZickZack
vertrieb: INDIGO
promotion: Revolver Promotion



[review:]
Jens Friebe ist immer noch komisch. "Abändern" ist das vierte Album des Berliner Musikers und Autors. Wieder mehr SixtiesRockrotz, weniger Elektronik, mehr Klavier. Echtes Schlagzeug. Aber nicht zu viel Rotz, sondern immer schön melodiös mit klingeling und skurrilen Texten. Und die mit viel Liebe und Anspruch, z.B. über den schwulen Linken Autor Ronald M. Schernikau und homosexuelle Liebe unter Nazis auf dem Land. Immer noch ein wenig "fast schon Schlager". Dazu intelligente Cover mit eigenen Lyrics. Aber "Hamburger Schule" ist nicht mehr so das Schlagwort, jetzt wohl doch schon eher "Berliner Schule". Alle Tracks sind gleich schön, auch nach mehrmaligem Hören. Das Ganze macht Herrn Friebe immer noch nicht zu "Deutschlands einzig echtem Popstar", aber das macht wieder Mal ein interessantes Album mit eigener Handschrift. Und das ist doch toll. - Himbeer Toni/futziwolf

Presse:
>>> Billiges mit Teurem kombiniert: ein collagenartiges Meisterwerk von Jens Friebe.
Blue System, "Verbotene Liebe", Terry Jacks, Ronald M. Schernikau und Vengaboys – Jens Friebes viertes Album ist voller Zitate, Verweise und Anspielungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Hier wird Dieter Bohlens "Atlantis is calling, S.O.S. for love" zu "Atlantis is calling, SS or love", der Dichter Schernikau bekommt in Form des Songs "Königin im Dreck" gleich eine eigene Hommage, in der Friebe nicht nur das Motiv seines Romans "Legende", sondern auch seine Collagetechnik übernimmt, und der 90er-Jahre-Eurotrash-Hit "Up & Down" wird in einer Unplugged-Version mit Klavier und Schlagzeug nachgespielt.

In Letzterem singt der Chor um Bassistin Julie Miess statt "up and down" den bei den Proben entstandenen Verhörer "Abändern", der so beinahe leitmotivisch zum Prinzip des Albums avanciert ist.
Sowieso ist das Album musikalisch verspielter als seine Vorgänger und lässt dem Zufall viel mehr Raum – und dass das wild dominierende Klavier gar keine Gitarre ist, bemerkt man oft erst beim zweiten Hinhören. Diese Platte verdient all unsere Liebe. <<< intro.de

mukke/video:
>>> Sagenhaft, konkurrenzloser und einfach ganz ursprünglich schöner Interviewexzess. Das Video dauert ungefähr 24 Minuten. Wenn man es ganz schaut, entspricht das unter Umständen bis zu zwei vollen Semestern an der sogenannten Popakademie in Mannheim. <<< umblaetterer.de


Jens Friebe - Abändern Interview

artist website:

http://www.jens-friebe.de/
http://myspace.com/jensfriebe

konzerte:
26.11.2010 - Merlin - D- Stuttgart
27.11.2010 - Objekt 7 - D- Magdeburg
28.11.2010 - Underground - D- Köln
29.11.2010 - Bett - D- Frankfurt
01.12.2010 - Café Cairo - D- Würzburg
02.12.2010 - Mau Club - D- Rostock
03.12.2010 - Übel & Gefährlich - D- Hamburg
08.12.2010 - Festsaal Kreuzberg - D- Berlin
27.01.2011 - Eulenfreunde/Campus Radio Event - D- Jena
28.01.2011 - Atomic Café - D- München

discographie:
"Vorher Nachher Bilder" - (ZickZack, 2004)
"In Hypnose" - (ZickZack/Labels, 2005)
"Das mit dem Auto ist egal Hauptsache dir ist nichts passiert" (ZickZack, 2007)
"Abändern" - (ZickZack, 2010)
http://www.jens-friebe.de/werk/



labelinfo:
„Woran arbeiten Sie grade?” fragte “Die Zeit” vor etwa einem Jahr ausgesuchte Künstler der Republik, unter ihnen Jens Friebe. Ein Teil seiner Antwort lautete: „An neuen Liedern.” Friebe hat sein Versprechen nun wahr und uns mit seinem vierten Album ein großes Geschenk gemacht. Obgleich die gleiche Kernbesatzung wie auf dem vielgerühmten Vorgänger „Das mit dem Auto ist egal, Hauptsache dir ist nichts passiert” (Berend Intelmann am Mischpult, Chris Imler am Schlagzeug) hören wir einen anderen Klang:

Friebe spielt Klavier. Er spielt es nicht als die lahm viertelnde Balladenmaschine, zu der das Instrument in der jüngeren Popgeschichte verkommen ist, sondern in der wilden Tradition Little Richards. Vor allem auf Songs wie „Reste” und „Verbotene Liebe” zelebrieren Imler und er harmonisch-chaotisch die drei Sp des Improvisationstheaters: Spielfreude, Spontaneität und spinnerte Breaks. Sein Meisterstück als Arrangeur macht Imler mit dem heimlichen Titelsong des Albums „Up and Down”, eine Unplugged-Version des Venga Boys-Klassikers. Statt „up and down” sagt der von Julie Miess angeführte Chor „abändern”, und indem er es sagt, ändert er ab. Im Gegensatz zu „auf und ab”, heißt „abändern” Fortschritt, und die mickrige Vorsilbe „ab” entmythologisiert das aufgeladene „ändern” und lässt es dadurch wieder als etwas Mögliches erscheinen.


YouTube-Direktlink



Friebes Möglichkeiten scheinen unbegrenzt. So sind etwa die Liebeslieder die schönsten und schlausten deutschsprachigen seit mindestens drei Jahren (also seit dem letzten Friebe-Album). „Theater” erinnert musikalisch an Velvet Underground, O.M.D und Suicide, verfügt über eine fast schon diabolisch eingängige Refrainmelodie und feiert das Zusammen-zu-Hause-Bleiben. „Sei Mein Plus Eins” mischt waghalsig Rock´n´Roll mit R´n´B und feiert das Zusammen-Weggehen. „Charles de Gaulle” ist in seiner gebrochenen Chansonhaftigkeit eine Art Sequel von „Jeu de Cons” und feiert mit Versglanz das Trennen: „Und die Jahre, die wir brauchen, bis wir uns davon erholen, ziehen vorbei wie fremde Koffer auf dem Band im Charles de Gaulle. Und die Lotsen winken den Piloten Lebewohl.”

„Irre” ist ein Beispiel für die abseitige Seite der Platte, die unerschrockene, erschreckende Seelenkunde in der Folge Scott Walkers. Es beschreibt den Besuch in einer Nervenklinik, stößt den Hörer in düstere Untiefen und zieht ihn zugleich durch den floralen Gesang der Almut Klotz (Lassy Singers, Klotz+Dabeler) hinan in verstrahlte Seligkeit.

Komplex und verweisreich, zugleich aber unmittelbar euphorisierend ist „Königin im Dreck”. Es ist eine Liebeserklärung an Ronald M. Schernikau, den schwulen, kommunistischen, ärgerlich früh verstorbenen Dichter. Als dieser in seinem Hauptwerk „Legende” (aus dem die meisten Bilder des Liedes stammen) fragte: “Was macht eine Königin im Dreck?”, benannte er die Lage der Menschheit unter ihren Möglichkeiten im Allgemeinen, die des Aktivisten im Westen im Besonderen, und irgendwie, weit vorausahnend, auch die von Jens Friebe, der nach all den Jahren immer noch zwischen allen Stühlen….thront. Erweisen Sie ihm die Ehre.

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