DIY, Hacker & Hackerspaces

Dienstag, 22. Februar 2011 um 17:59 - Toxo
Der folgende Artikel erschien gedruckt in Ausgabe 74 des PlasticBombFanzines


[ Intro - Chaosdorf - Fnordeingang ]

DIY und Selbstverwaltung gehört zur Punkszene wie Dosenbier, Nieten, Siff und Hunde. Wer sich umschaut gewinnt oftmals den Eindruck, als hätte die Szene die Begriffe „Autonomie“, „Selbstverwaltung“ und „DIY“ für sich gepachtet und vollständig besetzt. Neben Wagenplätze, Squats gehören selbstverwaltete AZ (Autonome Zentren) zum Kern der Szene, es sind die Schauplätze, an denen sich die Menschen treffen, Vernetzen und von von aus sie versuchen, ihr Vorstellung von „Miteinanderleben“ und „die Welt gestalten“ umzusetzen und teilweise in die Gesellschaft zu tragen.

Es gibt jedoch noch weitere Gruppen von Menschen, denen der DIY Gedanke im Blut steckt und die von Natur aus die Dinge um sie herum hinterfragen, ergründen und mitgestalten wollen: Hacker, Nerds und Artverwandte. Es sind Menschen, die häufig nach der Ursache und den zu grundeliegenden Mechanismen von Dingen, Situationen und Zuständen suchen. Menschen die Dinge weiterdenken, ausprobieren, Grenzen ausloten und gerne überschreiten wollen. Diese Grundvoraussetzungen bringen viele zur Technik, insbesondere zu Rechnern und deren Netzwerke, aber nicht nur. Das medial verbreitete Bild des pickligen Teenager, der in die Netzwerke der Konzerne eindringt Informationen stiehlt und verkauft, ist ein Klischee. Genauso wenig wie es ausschließlich den klassischen Archetypen des Punks gibt sondern alles Interpretation und Sache der Individualität ist, dennoch auf jeden Konzert Leute rumspringen die versuchen genau dem Idealbild zu entsprechen, treiben sich in Hackerspaces alle möglichen Charaktere rum, und die Überschneidung mit etwa der Anarcho/ Punkszene ist nicht rein zufällig.

Mit diesem Text soll ein kurzer Überblick über die Entstehung und Entwicklung von Hackerspaces als DIY Oasen gegeben und einige Projekte kurz vorgestellt werden. Auch wenn im Text die „männliche“ Form „Hacker“ genutzt wird, schließt er in dem hier gebrauchten Sinne alle Menschen der Szene ein. Es existiert mit den „Haecksen“ ein Zusammenschluss von weiblichen Mitgliedern der Szene. Sie zeigen, dass das als „selbstverständlich männlich“ besetzte Bild des „Hackers“ nicht zutrifft und bieten ein primär von und für Frauen gedachtes Angebot an, um Berührungsängste abzubauen und Informationsaustausch frei von Technik-Autoritäts-Mackergehabe zu ermöglichen. 



Die Hacker

Als Wiege der Hackerbewegung wird allgemein das MIT (Massachusetts Institute of Technology) in den 50er und 60er Jahre betrachtet. Hier wurden clevere Lösungen für Probleme als „Hack“ bezeichnet und die Leute, die diese Lösungen lieferten dementsprechend als „Hacker“. Auch wenn heute Hacker direkt mit Copmutern assoziiert werden, stammt der Begriff doch aus dem Funkamateur- und Modellbauumfeld, insbesondere der Tech Model Railroad Club of MIT prägte den Begriff. Als am MIT in den 60er Jahren am Thema Künstliche Intelligenz geforscht wird, fanden die Hacker eine neue Spielwiese: Rechner, die programmiert und vernetzt werden konnten. Der Mythos der Hacker und ihrer von der Gegenbeweung in den USA geprägten Kultur und Wertvorstellung nahm fahrt auf und verließ nach und nach das universitäre Umfeld. Während sich ein Teil der Bewegung verstärkt auf Computer fokusierte und an Möglichkeiten des Zugangs zu Rechnern für viele(und nicht nur wenigen Priviligierten) forschte und damit die Idee des Personal Computer vorantrieb, erforschten andere das größte bereits bestehende Datennetz, das Telefonnetz. Das gezielte Täuschen von Vermittlungsstellen, um an kostenlose Verbindungen zu gelangen, nannte sich „Phreaking“, neben der akademisch geprägten Hackerszene entwickelt sich auch rasche ein Phreakszene, die unterschiedliche Auffassung über die Legitimität ihres Handeln hatten. Das von den mainstream Medien vermittelte Bild der Hacker wird zu der Zeit meist von spektakulären „Einbrüchen“ und „Cyberkriminailtät“ beherrscht, der Ansatz Hacken als Wissbegier und gemeinsames Lernen wurde kaum berücksichtigt. Der Begriff „Hacker“ ist seitdem negativ geprägt, als eine Clique von Kriminellen, die im geheimen Daten stehlen und für zu ihrem Gunsten nutzen. Dabei ist das Motto der Szene „All Information schould be free“: Es geht hierbei jedoch nicht um Datenraub und „Umverteilung“, sondern um Transparenz und Wissensteilung, um eine mögliche Informationshoheit des Staates oder Konzernen abzuwenden. Der CCC wird später dieses Motto ergänzen, so das ein Datenschutz für Privatpersonen gewährleistet beibt: „Öffentliche Daten nutzen, private Daten schützen“.

In Deutschland begann sich die Hackerszene rund um den 1981 in Berlin gegründeten ChaosComputerClub zu organisieren. Dreh- und Angelpunkt war vor allem Hamburg. Die Szene wuchs und es gelang, eigenständige Kommunikationsstrukturen zu schaffen. 1984 erschien die erste Ausgabe der „Datenschleuder“, einem Infoflyer der sich schnell einer der wichtigstens Publikationen in deutschsprachigen Raum entwickelte. Die Datenschleuder erscheint heute noch und hat ihren Fanzinecharakter trotz fortschreitener Professionalisierung nicht verloren.
Im selben Jahr fand auch der erste Chaos Communication Congress statt. Diese Veranstaltung bot die Möglichkeit Wissen einem größeren Publikum zu präsentieren und Kontakte zu knüpfen. Der Kongress findet seitdem jährlich zum Ende des Jahres statt, zunächst in Hamburg, seit 1998 jedoch in Berlin. Die Veranstaltung verzeichnet von Jahr zu Jahr immer mehr Besuchende, trotzdem verliert sie nicht ihren DIY Charme, es wird darauf geachtet die Kosten möglichst niedrigzuhalten, viele Bereiche des Congresses sind weiterhin chaotisch und selbstorganisiert. Neben dem „großen“ zentralen Event im Dezember in Berlin gibt es verschiedene weitere regelmäßige Veranstaltungen, z.b. die MetaRheinMainChaosdays in Darmstadt, die Datenspuren in Dresden, dem Chaos Communication Camp, der SIGint in Köln oder dem immer woanders stattfindenden Easterhegg Camp. Die einzelnen Veranstaltungen sind kleiner gehalten als der Chaos Communication Congress und bieten auch verschiedene Schwerpunkte, so geht es beispielweise bei der SIGint weniger um rein technische Themen als vielmehr „um Mitwirkung und Veränderungen, um gesellschaftspolitische Forderungen und Utopien, um Hacktivismus, kreative Normverletzungen und Spaß am Gerät.“
Neben den im CCC organisierten Gruppen gibt es auch noch viele weitere unabhängige, auch wenn der Club das Gesicht der Szene hierzulande prägt.




Das erste Hackerspace


1995 schafften dann eine Handvoll Leute Tatsachen. Im Herbst gründen 17 Personen den „c-base e.V.“, der Verein, der als Träger für einen der weltweit ersten Hackerspaces fungiert.
Und damit nicht genug, neben dem Anlaufpunkt wird direkt ein Mythos geschaffen, der bis heute fortbesteht und ausgebaut wird. Denn in Wirklichkeit ist die c-base nicht bloß ein Vereinsraum sondern ein Teil eines vor langer Zeit abgestürzten Raumstation, welche unter Berlin vergraben liegt. Die c-base member haben es sich daher zur Aufgabe gemacht, Teile der Station zu rekonstruieren und Wissen aus dem Bereichen Technik und Forschung aber auch Kultur und Politik der Menschheit zugänglich zu machen. Der erste Besuch hinterlässt tatsächlich einen fremdartigen Eindruck, was habe ich da gerade gesehen ? Wo war ich da gerade ? Egal mit welchen Erwartungen die Station betreten wurde, verlassen wird sie mit einer Vielzahl von Eindrücken und neuen Erfahrungen.
Die rund 700 qm bieten verschiedenen Gruppen Unterschlupf, neben verschiedenen Software- und Hardwaregruppen trifft sich hier beispielsweise der Freifunk e.V und die berliner Gruppe der Wikipedia. Außerdem finden eine Fülle von Vorträgen und Seminaren in den Räumen statt. Neben den technikorientierten Veranstaltungen gibt es auch Konzerte, offene Jam Sessions und Ausstellungen.
Auch bei Veranstaltungen anderorts in Berlin bleibt die c-base ein wichtiger Planungs- und Anlaufpunkt, etwa beim jährlichen Congress oder bei Demonstrationen zu netzpoltischen Themen.




Die Ausbreitung


Die c-base hatte eine starke Aufbruchswirkung auf die Hackerszene weltweit. Überall gab es damals bereits Leute die sich vernetzen und ihr KnowHow und Resourcen miteinander teilen wollten. Die Schaffung der c-base kann als Startsignal gesehen werden, wer einen Ort für sich haben möchte, muss ihn sich selbst schaffen. Überall schossen Hackerspaces aus dem Boden. Dabei war es egal, wie genau der Raum konzeptioniert war um als Hackerspace zu gelten. Die Notwendigkeit und die örtlichen Möglichkeiten bestimmen das Aussehen und die Ausstattung der Räume. So kann es sein, dass mancherorts eine kleine Wohnung in einem Mehrparteienhaus ausreicht, die angemietet wird und für eine kleine Gruppe Engagierter als Treffpunkt dient, während anderorts große Hallen mit allerlei Werkzeug und Maschinen ausgebaut werden.
Manche Ortsgruppen binden sich an bereits bestehende Freiräume, so gab es eine zeitlang regelmäßige Treffen des CCC im AZ Mülheim und auch das LABOR in Bochum, das inzwischen eigenständige Räume hat, existierte eine Zeit lang mit dem Sozialen Zentrum zusammen.
Das flexible Konzept „Hackerspace“ findet sich seitdem in aller Welt wieder. Auf den Seiten von hackerspace.org sind über 370 Locations weltweit verzeichnet. Viele davon in den USA oder Deutschland, aber auch Länder wie Jemen, China, Uganda, Peru und viele mehr sind vertreten. Viele Hackerpaces sind untereinander vernetzt und tauschen sich regelmäßig aus und Besuchen sich gegenseitig. Nebend en bereits erwähnten Projekten haben vor allen das C4 in Köln, das Metalab in Wien und NYC Resistor in New York einen hohen Bekanntheits- und Aktivitätsgrad.

Wer sich eingehender mit dem Konzept und der Entstehungsgeschichte auseinander setzen möchte sollte sich die Podcast Sendung "ChaosradioExpress 134" anhören. Die Sendung dauert etwa 107 Minuten und beleuchtet das Wesen und die gesellschaftliche Relevanz der Hackerspaces eingehend. Zu finden ist die Sendung hier: http://chaosradio.ccc.de/cre134.html

Stellvertretend sollen hier Sichtweisen aus 2 Projekte aus Nordrheinwestfalen vorgestellt werden, dem frischgegründeten „Fnordeingang“ aus Neuss und dem seit 199 exisiterienden „Chaosdorf“ in Düsseldorf.



Auswirkungen des Aktivismus heute


Die Zeiten wo die Hackerszene für sich alleine im Keller bastelte, als paranoide Freaks und Propheten einer dystopischen Überwachungsvision verlacht oder generell einfach als Technikspinner abgetan wurde, sind vorbei. Computer und Netzwerke prägen heute das Leben in vielen Länder auf der Welt. Wirtschaft und Bankensysteme sind auf funktionsfähige Netze angewiesen. Das gesellschaftliche Leben in den Industrienationen findet immer mehr im und mit Hilfe des Internets statt. Bürger und Bürgerinnen werden zu „Onlinejournalisten“, Informationen, die bislang unter den Teppich gekehrt wurden, gelangen nicht nur in Diktaturen dank des Netzes an die Öffentlichkeit. Soziale Kämpfe nutzen Twitter, Youtube und Blogs um sich zu vernetzen und aktuelle Ereignisse in Echtzeit rund um den Globus zu senden, die Medien reden von den ersten „Internetrevolutionen“, in denen die Menschen mit Hilfe des Netzes für mehr Freiheit kämpfen. Regierungen sehen das Internet als Gefahr und versuchen es zu regulieren.
In Deutschland wird seit Jahren versucht eine Vorratsdatenspeicherung gesetzlich zu verankern, von einem „Führerschein für Internet“ ist die Rede, Überwachungstechnologien wie Kameras und RFID Chisp in Ausweisdokumenten werden ausgebaut, es scheint ein Kampf um die Freiheit nicht nur des digitalen Lebensraum entbrannt zu sein. Vereine wie der FOEBUD, CCC, electronic frontier foundation oder AK Vorrat verteidigen diese Freiheit mit aller Kraft. Die Internetgeneration hat in Schweden erstmals mit der Piratenpartei die (partei-)politische Spielwiese betreten, eine Entwicklung die sich auf andere Länder ausdehnte. Die Bundesregierung sieht sich gezwungen Expertenrunden aus der Hackerszene zu rate zuziehen um netzpolitische Themen aufgreifen zu können.
Aber auch die Gegenseite rüstet auf, nachdem sich Industriespionage schon länger Erkenntnisse aus der Szene bedienen um etwa Kokurrenten auzuspähen , greifen verschiedene Akteuere in politischen Auseinandersetzungen auf der ganzen Welt immer häufiger zu technischen Mitteln. 2007 etwa wurden Banken- und Regierungssysteme in Estland für knapp 2 Wochen attackiert und außer Betrieb gesetzt, Hintergrund war die Verlegung eines russischen Kriegerdenkmals aus der Hauptstadt Tallin.

Eine der aktuell am meisten mit Spannung beobachtete Institution der Hackerszene ist Wikileaks, eine Plattform für „whistleblower“, die hier anonym und sicher vor Repression Informationen veröffentlichen können, die sie sonst nicht ohne Gefahr für ihre eigene Unversehrtheit an die Öffentlichkeit bringen könnten. Im Herbst 2010 wurde die Webseite von WikiLeaks attackiert,kurz vor der Veröffentlichung umfangreicher diplomatischer US-Berichte, die unter dem Namen Cablegate bekannt wurden. Es wurde versucht auf diesen Weg die Veröffentlichung zu verhindern, die Domain der Plattform wurde gesperrt, mehrere Unternehmen wie Amazon oder Paypal verweigerten Wikileaks ihre Dienste, letzendlich waren die Versuche Wikilekas zustoppen vergeblich. Die Internetgruppe Anonymous startete daraufhin „operation payback“ und legte mit lang andauernden Denial-of-Service Attacken die Webseiten der Unternehmen lahm, die sich gegen Wikileaks stellten. Die Community sorgte mit dem vielfachen spiegeln und verteilen der Daten für eine rasche und gesicherte Verbreitung. Die Jagd auf Wikileaks zeigt, dass Regierungen und Konzerne sich bedroht sehen durch eine Handvoll Hacker, die Informationssysteme verstanden haben und zur Aufklärung einsetzen.

Es waren auch Aktivisten des "Anonymous"-Verbunds, die aus Protest gegen Internet-Zensur Anfang 2011 tunesiche Regierungsseiten angegriffen gelegt und somit auf die aufflammenden sozialen Kämpfe im Land hingewiesen.

Auch im Antifabereich gibt immer wieder Hacks, bei denen Naziseiten vom Netz genommen werden, Kundendatenbanken von rechten Mailordern geknackt oder einfach Kommunikationswege der Naziszene offengelegt werden. Gerade zu Zeiten der großen Veranstaltungen wie dem CCC Congress in Berlin macht die Datenantifa von sich reden.

Es bleibt spannend, die Rolle der Hackerszene ist längst nicht nur mehr eine forschende. Sie hat Auswirkung auf das Leben der Menschen weltweit, sie muss daher bereit sein, Verantwortung zu übernehmen, denn Hacker sind Menschen, die Dinge in die Hand nehmen, die ihre Umgebung wahrnehmen und positiv verändern.




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Chaosdorf

Das Chaosdorf entwickelte sich aus einer losen Gruppen Menschen, die sich zuerst an verschiedenen öffentlichen Orten wie einem Intercafe und verschiedenen Kneipen trafen, bevor sie festen Anlaufpunkt zunächst in „Rainers Keller“, einem Raum untere inem Gemüseladen und später im ZAKK, dem Zentrum für Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation. Ab 2002 bezog das Chaosdorf eigene Clubräume und legte damit den Status des Dauergastes ab. 2011 plant das Chaosdorf bereitsgefundene neue Räume zu beziehen, hier stehen noch Planung, Umbau und Umzug auf dem Programm. Momentan ist
Das Chaosdorf findet ihr auf dem Fürstenwall 232 in Düsseldorf und im netz unter www.Chaosdorf.de Freitag gibt es ein offenes Treffen, zu dem ihr einfach vorbei schauen könnt, um das Chaosdorf kennenzulernen. Kurze Info das ihr vorbeikommen wollt wäre nett, damit ihr nicht zufällig vor verschlossenen Türen steht. Per mail oder im chat Channel #Chaosdorf auf irc.oftc.net.
Das Interview wurde mit Daniel, einem der Mitebegründer, per Mail im Januar 2011 geführt.




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Der Wunsch nach eigenen Räumen im Chaos Umfeld in Düsseldorf entstand etwa 1999. Was war genau der Auslöser ?

Daniel: Zu meinen Beweggründen: Ich fing 1996 - 1997 mit Linux (Slackware,Suse) an und war komplett begeistert & verfallen. Ich saugte Handbücher und Webseiten auf, damit gleichzeitig die gesamte Free Software Philosophie eines Stallmans oder Eric Raymonds, Linus Torvalds Motive und die Hackerethik des MIT und Railroad Clubs auf. Literatur wie Neuromancer, Snow Crash und Shadowrun plus meine Sehnsucht nach dem kalifornische Tech-Glaube a la Wired, Mondo2000 (TechnikMagazine), fand ich toll und progressiv. "The future is in beta!“ (http://www.wired.com/science/discoveries/news/1997/08/6293)

Technologie und das Internet schien mir schon damals nicht trennbar von einer gesamten gesellschaftlichen Umwälzung und deswegen wollte ich die Zukunft positiv besetzt haben und daran glauben, dass ein freies Netz und freie Software viele Probleme lösen kann. Auch politisch und sozial. Netzpolitik, bzw. coden, rippen, mixen, sharen, hacken war nicht denkbar im mainstream. Es gab keine blogs und kein ubuntu, kein google und kein ipod.

Wo aber konnte ich mich austauschen mit anderen im RL [Reallife] ? Der DLG Stammtisch [Düsseldorfer Linux Stammtisch] wurde für ein paar Monate ein sehr dankbar aufgenommener Treff, allerdings trotz z.B. Cryptodebatten, mir persönlich, aber nicht "politisch" genug. Ich wollte Demos, Aktionen, Mahnwachen und Öffentlichkeit, nicht nur im virtuellen rummopern, sondern das was ich aus der linken Antifaszene kannte.

Ich war schon immer links positioniert, doch hatte ich nie den Drang zu Antifa, KOK oder Umweltgruppen etc. zu gehen, da ich mir da fehl am Platz vorkam und die "linke Technikfeindlichkeit" damals noch sehr stark zu spüren war. Und im "mainstream" auch kein Gefühl dafür da war, was kommen wird (gilt ja immer noch wenn man ganzen Internet Ausdrucker in der Poltik und Wirtschaft anguckt). Klar heute benutzen alle blogs, twitter & co, aber damals war mal halt der "Computer-Spinner" oder im positiven Fall der "Computerfreak" (ganz im Sinne von Heinz Strunk).

Ich wollte aber ganz klar Dinge angehen, aufzeigen, aufklären, verbessern, im Sinne der Hackerethik. Deswegen war mein Blick immer nach Berlin, HH und Köln und Holland gerichtet. Und als 1999 dann der "Battle of Seattle" (WTO Konference 1999) als Auslöser endlich das Netz und seine Fähigkeiten für Protest aufzeigten, wusste ich, dass ich kann nicht so falsch liegen kann.

Dann war da der CCC. Damals noch eine recht eingeschworene Mannschaft ohne große öffentliche Debatten. Irgendwo in Berlin und Hamburg. In irgendwelchen Hinterzimmern. Aber ich wollte da auch mitspielen, auch wenn meine Coder/Technik-Fähigkeiten extrem niedrig waren. Doch ich begriff "hacken" eben damals schon als Geisteszustand und Lebensphilosophie, nicht nur als reiner "kreativer Umgang mit Technik" – ein Lifestyle- und Popkulturklischee (nerd/geek/hacker) war es aber meiner Meinung damals zumindestensin Europa noch nicht.

Dch suchte also nach lokalen Gleichgesinnten zum rumnerden und austauschen, aber mit gesellschaftskritischen Positionen und Veränderungswille über "Linux everywhere" hinaus, zu Themen wie Datenschutz, Überwachung, Crypto und Creative Commons etc. Natürlich sollte auch weiterhin "Spaß am Gerät" im Vordergrund stehen.

Ich postete in die usenet Gruppe "de.org.ccc" und fragte auf der DLUG Mailingliste nach Interessierten.

Ein Treffen erfolgte schnell und ein zweites noch schneller, denn wir wollten unbedingt auf den Kongress nach Berlin (inkl. Computer, damals noch Towergehäuse ;-) ). Der "chaosTREFF Düsseldorf" war geboren. Das war kein offzielles Ding oder so: Wir haben halt gesagt „Das sind wir, das wollen wir und uns gibt's jetzt“. Punkt.

Der Kongress war natürlich ein Katalysator und ich bekomme immer noch Gänsehaut wenn ich daran zurück denke. Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl bzgl. dem ganzen Computerkram: Hier bist du zu Hause,hier sind alles Menschen, die Dich verstehen, du bist nicht alleine!

Danach wurde natürlich alles sehr schnell sehr konkret, hin zur Vereinsgründung wegen Raumsuche etc. …

Zu nächst fand das Chaosdorf Unterschlupf in bereits bestehenden Räumen,einem Internetcafe, im Keller einer Kneipe und später dann im ZAKK. Wie waren die Erfahrungen ? Welche Vorteile hat es, eine bereits bestehende Struktur zu nutzen ? Wo engt das euch ein ?

Das Internetcafe ging gar nicht! Ein Treffen und weg. Das Bier war auch schlimm. "RatingGate" auf der Ratinger Straße – Keine Ruhe, verraucht, zu teuer, kein Beamer und Wlan gab's damals ja alles eh noch nicht . Danach noch kurz in anderen Räumlichkeiten, aber …

Deswegen dann die Idee mit dem ZAKK, doch wer die Räume im ZAKK kennt, nicht sehr einladend und steril und man kann eben nicht sein Hardware liegen lassen (remember: 1999 hatte noch kaum jemand von uns Laptops!) das war für uns sehr wichtig, Serverkisten zum basteln, löten, Bücher usw. nicht jedesmal mitschleppen zu müssen.

Die Anzahl der Menschen erhöhte sich schnell auf ca. 10 - 15 Interessierte. U.a. Rainer, welcher einen Bio-Gemüseladen betrieb und uns vorschlug seinen Bastelkeller zu nutzen, also im Keller der "Gemüsekiste" unser Lager aufzuschlagen und das Zakk nur für Vorträge zu nutzen. Das war ein großartige Idee. Endlich Hardware da lassen, Nächte durcharbeiten, gute und günstige Biosachen essen, Rainer und Frosch, die eh oft da waren, kümmerten sich um vieles und es herrschte eine tolle Aufbruchsstimmung und familiärer Flair.

Leider musste Rainer seinen Laden aufgeben und somit den Keller. Dann war klar, ein "richtiger" Raum muss her, um für neue Mitglieder interessant zu sein. Und zwar schnell! Aber wo suchen und anfangen und das ohne viel Geld?

Das Chaosdorf fand schließlich eigene Räume, die es selbst gestaltet. Erzähl doch ein bisschen wie es dazu kam, wie gestaltete sich die Suche,nach welchen Kriterien sollte so ein Raum gewählt werden, welche Schwierigkeiten gab es ?

Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht mehr so genau, aber Faulheit siegte wieder: Ich hatte u.a. einen Flyer entworfen zum Aushängen, am Ende macht uns Joerg auf einen Raum aufmerksam, er kannte den Vermieter und da es am Fürstenwall war sagten wir zu. Hauptsache erstmal etwas haben. Schnell war aber auch klar, dass sowas finanziert werden möchte und dank vieler "Altmitglieder" die bis zu 50€ im Monat gezahlt haben, war das Ding zu wuppen.

Durch den ERFA Status (eine Form, wie das Chaosdorf als Ortsgruppe im CCC organisiert ist) gab's auch irgendwann Zuschuss durch die Mitgliedsbeiträge des CCC e.V., wenn Mitglieder Düsseldorf als Heimatclub ankreuzen (egal ob nun Mitglied dort oder nicht) gab es zusätzlich Kohle für Miete & Veranstaltungen.

Der Raum war eigentlich recht schnell gestrichen, eingerichtet, aber natürlich alles in Eigenregie. Sperrmüll, Spenden, usw. Ich hatte damals spasseshalber die "CUBO - Chaos Ultra Beauty Operators" ins Leben gerufen, um uns um Fragen der Ästhetik des Raume, Flyer, Website, Blinkenkram etc. zu kümmern, denn: "Man kann mit einem Computer Kunst und Schönheit schaffen." Leider ist das nie aus den Pötten gekommen. Wie so vieles auch! Aber DIY und Fablab (d.h. ein gemeinsam genutzter „Fabrikationslabor“) sind ja wieder da! :-)

Welche Möglichkeiten eröffnete euch euer eigener Raum im Vergleich zum Zustand vorher ?

Nächtelanges rumnerden ohne "normale" Öffnungszeiten und klar definierter Off-Space. Zusätzlich Lager, Veranstaltungsraum und Treffpunkt für Gleichgesinnte, egal ob Mann/Frau, Alter etc ganz im Sinne der Hackerethik "Beurteile einen Hacker nach dem, was er tut und nicht nach üblichen Kriterien wie Aussehen, Alter, Rasse, Geschlecht oder gesellschaftlicher Stellung."

DAS war und ist in meinen Augen ein wichtiger Punkt von Hackerspaces!

Ich empfinde oft Trauer wenn ich sehe, wie in vermeintliche "herrschaftsfreie" Szenen (in der Linken) die selben bekämpfungswürdigen Reflexe passieren "wie draußen", nur weil du nicht rumrennst wie PunkX oder SchwarzerBlockPaulY, Männlein bzw Weiblein bist oder Queer oder Transgender usw – für "uns" zählt das, was du tolles am "Gerät" machst, nicht der Style, das Geschlecht oder das Alter.

Wer nutzt das Chaosdorf ? Was passiert bei euch ?

Erstmal der "harte" Kern und es war nicht leicht neue Leute zu mobilisieren, weil wir eben wirklich leidenschaftliche Technikfreunde sind und viele Besucher dachten: "Get a life!"

Socializing im Chaosdorf empfand ich bis heute als anstrengend und recht seltsam, dh. viele Leute tun sich leider sehr schwer auf andere Leute einzugehen und ohne LEETspeak und Buzzwörter zu quatschen. Daran hat sich leider nach meinen Beobachtungen nicht viel verändert, man "redet" immer noch lieber per Tastatur. Dennoch gibt es viele neue junge Gesichter im Club, was mich sehr freut! Köln macht schon seid Jahren Nachwuchsföderung.Tolle Aktion!

Was passiert also im Club? Gute Frage, kann ich auch nicht beantworten, da ich a) sehr unregelmässig da bin und b) nicht mehr im IRC channel rumidle und die Aussenkommunikation ist recht äh "mau".

Habt ihr den Aufwand , das Projekt selbst zu verwalten statt bestehende Strukturen zu nutzen im Vorfeld richtig eingeschätzt ? Wie hoch ist der Aufwand ? Ab wann lohnt es sich ?

Mmh, ich weiß nur, dass es halt sehr von den Mitglieder abhängt. Viele Schüler, Studenten und Erwerbslose bedeuten kaum finanzielle Mittel. Hat man jedoch etliche ältere Mitglieder die schon in Brot und Lohn stehen wird's leichter, da diese mehr zahlen könnten. Karteileichen helfen auch ;-) Sponsoren im großen Maßstab etc. haben wir immer strikt abgelehnt. Sachspenden usw. aber freudig angenommen.

Deswegen braucht man definitiv eine Kerntruppe, die bereit ist das zu wuppen. Gleichzeitig muss man aber auch (potenziellen) Mitgliedern zeigen, für was ihre Beiträge benutzt werden! Das war natürlich u.a. der Raum .

Ich empfehle: 5 - 10 Leute, jeder gibt 20 €, Raum anmieten, durch Fördertöpfe und/oder Kooperationen mit anderen Gruppen die Miete teilen. Wenn mehr Leute hinzustossen: Beiträge runter fahren und alles was geht selber machen, statt zu kaufen. DIY.

Und am Ende: Machen. Es gibt immer eine Lösung, wenn man nur will.


Sieht sich das Chaosdorf als "Freiraum" oder "selbstverwaltet" ? Habt ihr Kontakt zu anderen Räumen, die nach ähnlichen Prinzipien funktionieren ?

Ich glaube im politischen Sinne gab es nie eine eigene Selbstreflexion. Nur persönlich. Die "Hackerszene" ist eine SEHR bunte Mischung. Und das ist gut so. Nur durch Reibung entsteht Diskurs und so kann Neues entstehen!

Der Raum ist Mittel zum Zweck. Der Zweck mag sich aber gewandelt haben. Ich persönlich denke dass er ein Freiraum ist und so genutzt werden sollte! Aber mittlerweile gibt's halt mehr Freiräume für diverse Anliegen: LZ (Linkes Zentrum Hinterhof), das g.haus, damenundherren, brause etc.

"Selbstverwaltet" ist er nicht. Dazu gehört meiner Meinung nach mehr als ein beliebiges Mietobjekt anzumieten. Das kann jeder. Auf der anderen Seite ist es schon in einem Sinne „selbstverwaltet“, weil es ein „Verein“ ist und „ohne Zuschüsse durch den Staat“ funktioniert. Das ist denke ich auch eine Frage der Definition und des Standings.


Welche Rolle kann ein Hackerspace eurer Meinung nach auf das gesellschaftlich/politische Leben haben ? Seht ihr die Schaffung von Freiräumen und Experimentierfeldern für Hacker und Gleichgesinnte als politisch an ?

IMHO: absolut! Mehr denn je! Ich glaube immer noch an die Vorreiterrolle des Hackers! Und an Freiräume, aber eben auch digitale Freiräume. Nicht konsumieren, sondern selber machen. Eigene Werkzeuge benutzen, anstatt gekauft. Gegen Monopol und Zwangsjacken. Für mich gilt Barlows Unabhängigkeitserklärung immer noch, auch wenn ich schmunzeln muss.
(siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Unabh%C3%A4ngigkeitserkl%C3%A4rung_des_Cyberspace)


Seht ihr euch als Anlaufpunkt für eine Szene oder eher als interner Kreis von gleichgesinnten Leuten ?

Mmmh, ich wollte nie Szene sein, denke aber mittlerweile gibt es sowas wie ein "Hacker chic" unter den Jüngern. siehe Kongress in Berlin.

Ich denke jeder sollte willkommen sein, insbesondere Frauen/Queer/Transgender (weil sie ein Raum finden, wo sie nicht nach Geschlecht beurteilt werden) und politisch Aktive, die Hilfe brauchen, bzgl. Technologien, aber auch Künstler (um weg zu kommen von diesem schrecklich verkopften Nerddenken)

Wie sieht die Zukunft des Chaosdorf aus ?

Gut. Nicht gut. Kann ich leider gar nicht beurteilen. Wer macht, der macht!

Es gibt einen neuen extrem coolen Clubraum! Und die Arbeit daran wird Kraft, Geld und Zeit kosten!Was "Inhalte " angeht, hoffe ich schon seid langem das es eben mehr Wille zu Kooperation gibt, zb mit "euch" (d.h. Don't Panic Computerkneipe im Linken Zentrum), anderen Hackerspaces, KOK, Piraten, Linke, Grüne, Greenpeace etc. …

Ich denk es gibt leider ein großes Problem im Chaosdorf,es gibt keine guten "Sprecher" (Hier hapert es sehr - das hat natürlich nichts mit Inhalten an sich tun, nur was nützen die tollste Aktion, wenn es keiner erfährt? ) und wenig gezielte Bereitschaft, z.B. Diskussionrunden zu organisieren, Vorträge "ausserhalb" zu halten, Menschen an die Hand zu nehmen und ihnen zu zeigen wie Technologie funktioniert und wie man sich dieser bedient anstatt bedient zu werden usw. usf.

Ich würde mir mehr Veranstaltungen wünschen, anstatt internes rumtippen auf der Tastatur, aber wie gesagt: Wer macht, der hat Macht.

Wenn jetzt wer neugierig geworden ist, wie können die Leute am einfachsten zu euch stoßen ?

Über die Webseite http://www.chaosdorf.de, Es gibt wöchentlich den freitagsfoo, das sind "offen abende", am Besten per mail oder im irc kurz vorstellen. twitter wird glaube ich nicht wirklich bespielt ;-)

Besten Dank, Daniel !

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Fnordeingang

Ganz frisch ist der Fnordeingang in Neuss. Aus der Selbstbeschreibung: „Wir erschaffen in Neuss einen Ort zum gemeinsamen hacken, basteln, erschaffen, ausprobieren, diskutieren, philosophieren und feiern. Ein Ort der Freiheit, des Austauschs und des Fortschritts. Frei von Geschlecht, sozialem Status- und Hintergrund. Hackerspaces sind grundsätzlich offen und arbeiten gemeinnützig. Das Ziel ist es, Mensch und Technik einander näher zu bringen. Wir wollen den Open-Source-Gedanken weiterverbreiten. Den Interessierten Sicherheit, Wissen, Kultur, Zukunft und Ideen näher bringen. Open Spaces sind wichtig für den Austausch und das Zusammensein. Werdet Teil oder nehmt Teil. Wir freuen uns über jeden Besuch.“ Gefunden wurden die Räume Ende 2010, als das Interview mit Suddengrey im Herbst 2010 geführt wurden, war der Fnordeingang noch Zukunftsmusik und befand sich in der Planungsphase, sie war so nett im Januar 2011 das einige Antworten noch einmal zu aktualisieren.

Ihr findes den Fnordeingang auf der Eichendorffstraße 44 in Neuss, im Netz unter http://www.fnordeingang.de/

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Wie ist der aktuelle Stand beim "Fnordeingang" ?
Suddengrey:Am 21. April gibt es uns laut Gründungsprotokoll ein Jahr, wir sind aber noch kein eingetragener Verein. Wir haben seit Ende 2010 in Neuss in der Eichendorfstr. 44 ein Ladenlokal bekommen das wir umsonst nutzen dürfen (Danke an CS Meyer). Dort ist ungefähr an sechs Abende in der Woche etwas los. Die Leute kommen nach der Arbeit oder vor der Frühschicht vorbei und schließen den Laden manchmal erst morgens um 8 Uhr. Mittwochs gibt es den "Open fNord" ab ca. 18 Uhr, da wird der Laden früher geöffnet und die Bude meistens voll bis kein Platz mehr für Rechner ist. Dann sitzt auch schon mal jemand auf dem Boden. Einen "Heimcomputer" haben wir auch eingerichtet falls wer ohne Notebook vorbei gekommen ist und im Internet surfen will. Im vorderen Raum stehen die Rechner, im hinteren Raum ist eine Küche und eine Technikecke. Hier werden Festplatten auseinander und wieder zusammen gelötet. Es gibt eine fNordapp die wir programmiert haben, mit der wir bequem eintragen können ob der Laden gerade offen oder zu ist. Der fNordeingang beteiligt sich am Freifunk Rheinland und hat für dieses Jahr noch einige andere Projekte anvisiert. Wir stehen außerdem im Kontakt mit dem CCC, sind aber keine Mitglieder.

Wie viele seid Ihr und wie setzt sich der Fnordeingang zusammen ?
Wir sind ungefähr 12 Personen und er setzt sich zusammen aus Leuten die eigentlich überwiegend beruflich mit dem Rechner zutun haben, ihn aber in ihrer Freizeit auch nicht ausstellen können. Alle sind mehr oder weniger Nerds obwohl ich mich nicht an der Definition versuchen möchte. Wir haben aber eben alle auch Lust auf Sozialkontakte und arbeiten nicht gern in unserem stillen Kämmerlein. Es soll ja kein ausschließlicher Hackerspace werden, gern hätten wir auch einen Co-Workingspace bei dem ich mich beispielsweise nach der Arbeit oder beim Lernen für die Uni noch an einen Ort mit arbeitsamer Atmosphäre setzen kann um dort weiterzumachen. Hier steht der fachliche Austausch im Vordergrund bei dem ich beispielsweise von Elles Memetikkenntnissen profitieren kann wenn ich meine Hausarbeit schreibe oder Tristan bei programmiertechnischen Dingen um Rat fragen kann. Das wäre zumindest unser Wunsch.

"Die Hackerszene ist eine reine Männerdomäne" ? Trifft der Satz zu? Wenn ja, warum ?
Nach Rücksprache mit Jan und Thomas sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass es keine reine Männerdomäne ist. Ich denke das die Grenzen fließend sind. Meine Kollegin macht beispielsweise Pressearbeit, muss für Onlineaufträge aber auch häufig mit Programmierern sprechen und verstehen worum es geht auch wenn sie es nicht ausführen kann. Auch wenn ich nicht hacken kann, ich bin trotzdem in der Szene.

Was macht für Dich ein Hackerspace aus ?
Das ich mich dort fühlen kann wie zuhause und es eine Mischung aus Sozialkontakten und Technik ist. Vor allem das es eine Interaktion ist, auch wenn ich an meinen eigenen Projekten arbeite.

Auf welche Schwierigkeiten stoßt ihr bei der Gründung und Suche nach geeigneten Räumen?
Es gibt das Schatzmeisterproblem. Bei Geld sind alle etwas scheuer aber es haben sich so langsam Personen herauskristallisiert die das wahrscheinlich übernehmen werden. Wenn wir ein Verein sind haben wir rechtlich eine bessere Grundlage, daher ist das noch immer unser Ziel. Wir werden erstmal in der Eichendorfstr. bleiben und uns Gedanken über andere Räumlichkeiten machen wenn es soweit ist.

Woher kommt die Motivation viel Arbeit und Energie in so ein Projekt zu stecken ?
Die ist bei jedem unterschiedlich. Ich habe beispielsweise das Bild vom oben genannten Raum im Kopf und ich finde das umsetzenswert. Für mich ist es eben auch wichtig noch keinen Hackerspace gesehen zu haben damit der fNordeingang meine Handschrift trägt und genauso die von jedem anderen der sich daran beteiligen möchte. Wir versuchen uns gegenseitig zu motivieren auch wenn es bei soviel Austausch Reibereien geben kann. Die halten das Projekt aber auch am leben.

Habt ihr Kontakt zu anderen sozialen Initiativen / Gruppen in Neuss ?
Ich kenne die Konzertszene in Neuss ganz gut wozu dann das Haus der Jugend zählt und auch der Freiraum. Der Freiraum e.V Neuss ist bereits mit uns in Kontakt getreten aber bisher hat sich noch nichts konkretes ergeben.

Ist ein Hackerspace per se politisch ? Ist hacken politisch ?
Ob es das allgemein ist kann ich nicht sagen. Ich glaube aber das Hacker „netzpolitisch“ sind und dass man das auch sein muss wenn man genug in der Materie drin ist.

Wie können Leute euch unterstützen ?
Derzeit brauchen wir zum Glück keine große Unterstützung.

Wann die nächsten Termine stattfinden und welche Projekte wir angehen kann man auf http://www.fnordeingang.de/ oder über twitter @fnordeingang sehen.
Vielen Dank für das Interview !

Toxo


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