Bespaßungsjournalismus ist einfach billiger

Montag, 28. Februar 2011 um 21:09 - futziwolf
»Instantprominente allüberall«
junge Welt Gespräch mit Tom Schimmeck.
Über Macht und Ohnmacht der Medien, Bespaßungsjournalismus und Nicht-Kritik

Tom Schimmeck ist einer der letzten Mohikaner des investigativen Journalismus in Deutschland. Er hat 1979 die taz mitbegründet, war Spiegel-Redakteur und Reporter u.a. bei konkret, Tempo und Woche. Er schreibt momentan für die Süddeutsche Zeitung, profil und Die Zeit und produziert zahlreiche Hörfunkbeiträge. Während seiner Laufbahn wurde er mit zahlreichen angesehenen Journalistenpreisen bedacht. In seinem Buch »Am besten nichts Neues: Medien, Macht und Meinungsmache« (Westend-Verlag) wirft er einen konzentrierten Blick hinter die Kulissen der Meinungsindustrie und legt mit spitzer Feder eine furiose Abrechnung mit dem Medienbusineß vor.
Interessanter Ausschnitt aus dem Interview:

>>> Können Sie einen Zeitpunkt festmachen, wann sich die Boulevardisierung wirklich durchsetzte und womit dies zusammenhängt?

Mal eine ganz steile These: Das hat in Deutschland mit dem Mauerfall zu tun. Dieser wunderbare historische Augenblick war halt auch eine verpaßte Chance. Weil ab dem Moment jede Systemkritik ad acta gelegt schien, nicht mehr darüber diskutiert wurde, wie eine Gesellschaft aussehen sollte, in der möglichst alle Teilhabe an Wohlstand und Glück haben. Schon unter Kohl hatte sich Politik immer weiter entleert. Dann fiel sie dem Pragmatismus anheim. Die Schröder-Ära war da absolut stilprägend. Es gibt gar keinen Ausweg, war bald das Credo, wir folgen dem Diktat der Märkte, der Industrie, der Unternehmensberater, der Wirtschaftsprofessoren. Der politische Gestaltungswille verschwand hinter dieser vermeintlichen Alternativlosigkeit, und mit ihm die Sprache für die gesellschaftliche Debatte. Seither gibt es nur noch Sachzwänge. Diese Entleerung wiederum schafft unheimlich viel Raum, den die Blätter, die Medien überhaupt, mit anderen Themen füllen müssen... <<< >>> ganzer Artikel in der jungen Welt

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