"Wo es schmerzt, da greift man hin" (26)

Donnerstag, 16. Februar 2012 um 10:13 - futziwolf
Wo das wohl hinführt?
Der politische Wochenrückblick (09)
von Genosse Astrolabius
Immer wieder erfreulich ist es doch, wenn neue Erkenntnisse zu wichtigen aktuellen oder historischen Themen veröffentlicht werden, die manche Gewissheiten in Frage stellen und einen vermeintlich bekannten Sachverhalt kompetent und verständlich in einem anderen Licht erscheinen lassen. Oft kann man sich nach der erbaulichen Lektüre manche Sorge um die Zukunft ebenso schlicht und einfach schenken wie ein zerknirschtes Zurückblicken in die Vergangenheit, die man aufgrund gewisser Darstellungen bis dahin für schlimm, verwerflich oder gar verhängnisvoll gehalten hatte. Diese Tradition hat in Deutschland aus verschiedensten Gründen schon seit längerem Konjunktur. Beispielsweise wurde den noch etwas verwunderten Deutschen nach dem ersten Weltkrieg zu ihrer aller Beruhigung mitgeteilt, dass man den Krieg eigentlich gar nicht verloren, sondern nur ein „Dolchstoß“ durch unpatriotische Elemente im Inneren den ansonsten chancenlosen Gegnern zum unverdienten Sieg verholfen habe. „Im Feld unbesiegt“ sei man gewesen, das hörte der preußische Militarist gerne, und das hat das allgemeine nationale Ego dann ja auch gründlich wieder aufgebaut, mit Folgen die bekannt sein dürften.

Nun ist seit dem zweiten Weltkrieg in diesem Lande dankenswerterweise zumindest eine gewisse Vorsicht beim geschichtsklitternden Werk angesagt, auch wenn sich politische Talente aus den Reihen der CDU wie Martin Hohmann (man könnte die Juden „mit einiger Berechtigung als Tätervolk bezeichnen“), oder auch führende Repräsentanten der deutschen Geheimdienste wie der ehemalige Chef des Thüringer Verfassungsschutzes Helmut Roewer (der Nationalsozialismus hat „gute und auch schlechte Seiten“ gehabt) manchmal nicht so recht zurückhalten können. Das kann dann, zumindest wenn man es allzu bunt treibt, durchaus das Karriere-Aus bedeuten. Da sei nur auf Eva Hermann und ihre positive Bezugnahme auf die „Familienpolitik“ im Hitler-Faschismus verwiesen, die sie letzten Endes ihren Job beim NDR gekostet hat. Der Chefin des Bundes der sogenannten Vertriebenen Erika Steinbach scheint so etwas aber keine Sorgen zu bereiten, möglicherweise weil sie sowohl in ihrer Partei als auch in ihrem Verein der ewiggestrigen Trachtenträger auf ausreichende Unterstützung bauen kann. Jedenfall gab die schneidige Ostpreußin jüngst auf Twitter ihre Auffassung zur politischen Geschichte ihres Vaterlandes zum Besten, was angesichts der  jüngsten Ereignisse um rechte Terroristen vielen dann doch ein wenig befremdlich erschien. Man beachte: die Rechten waren hier anscheinend nie ein Problem, denn „Die NAZIS waren eine linke Partei. Vergessen? NationalSOZIALISTISCHE deutsche ARBEITERPARTEI…..“. Bemerkenswerte Einblicke, die neben den jetzt garantiert völlig verunsicherten Antifaschisten im Land vielleicht auch den ein oder anderen deutschen Industriellen zum Innehalten bewegten: Hatten die Großväter da etwa Linke unterstützt? Wer hätte das gedacht? Muss man da gar seine Spendenpolitik überdenken? Und vielleicht hätte Hans-Olaf Henkel statt den Freien Wählern dann doch der DKP beitreten sollen, aus alter ideologischer Verbundenheit sozusagen?

Den Blick in die andere Richtung, nämlich in eine rosige wenn auch möglicherweise etwas kühle Zukunft, wagte dieser Tage ein anderer unabhängiger Geist namens Fritz Vahrenholt. Der ist nämlich in seinem jüngsten Buch „Die kalte Sonne: Warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet“ zu dem überraschenden Schluss gekommen, dass die ganze Sorge um Erderwärmung, ansteigenden Meeresspiegel etc. für die Katz war, und wir deshalb getrost weiter durch das Verfeuern von Öl und Kohle beliebige Mengen CO2 in die Atmosphäre pusten können. Und das als Chemiker, der also eigentlich nicht mal ein Experte für Klimaforschung ist. So zerknirscht seine Kollegen vom Fach sein dürften, weil ein Laie mal eben ihre ganze Forschung von Jahrzehnten in Grund und Boden schreibt, so sehr beruhigt das nun sicherlich nicht nur den geneigten Leser, sondern auch Vahrenholts Arbeitgeber RWE, der rein zufällig einen nicht geringen Teil seines Profites mit der Verstromung von Kohle macht. Nun, man hat sich ja zum Leitspruch gemacht, man wolle VoRWEg gehen, und das machen dann jetzt die leitenden Mitarbeiter eben auch auf (fachfremdem) wissenschaftlichem Gebiet. Misstrauen gegenüber Privatunternehmen? Wegen vermeintlichen Interessensgegensätzen? Das haben wir uns zum Glück schon vor geraumer Zeit abgewöhnen lassen, schließlich kann die Pharmaindustrie uns ja auch erzählen, was wir so alles an Pillen schlucken müssen. Und wenn wir ehrlich sind, kommt es doch eigentlich sowieso nicht mehr darauf an. Denn glaubt wirklich irgendein Mensch mit ein wenig politischem Verständnis, dass die Bagage globaler Dampfplauderer namens „internationale Gemeinschaft“ den CO2-Ausstoß nennenswert reduzieren kann oder auch nur will? Die Jahre seit dem ersten Kyoto-Protokoll von 1990, wo noch großspurig ehrgeizige Ziele zu Papier gebracht wurden, sind da sehr aufschlussreich. Seitdem ist der Ausstoß von Kohlendioxid nämlich um 49% gestiegen.



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