Irak: Tödliche Jagd auf Schwule oder Emos

Dienstag, 13. März 2012 um 22:17 - futziwolf
Todeslisten und Lynchjustiz im Irak?
Schweigen in deutschen Medien
>>> Medien berichten sehr unterschiedlich über eine Verfolgungswelle. Derweil steigen die Opferzahlen.
Die ersten Meldungen kamen in der letzten Woche: Die International Gay & Lesbian Human Rights Commission (IGLHRC) und die Organization of Women's Freedom In Iraq berichteten von einer Welle der Verfolgung gegen hauptsächlich schwule Männer im Irak. Queer.de griff die Geschichte am letzten Mittwoch unter der Überschrift "Irak: Offenbar über 40 Schwule und Lesben in einem Monat getötet" auf. Über das Wochenende haben auch größere Medien das Thema aufgegriffen, allerdings ist nun grötenteils von "Emos" die Rede, die verfolgt würden.
... In einem Bericht des Kölner "Express" zur Lage im Irak fehlt der Bezug zu Schwulen und Lesben komplett, in der "Welt" wird immerhin berichtet, Emos würden verfolgt, weil man sie für Homosexuelle halte - und für Teufelsanbeter. Den Opfern würde gar eine homosexuelle Orientierung angedichtet - "denn in arabischen Ländern mit konservativer Bevölkerung ist Homosexualität noch immer gesellschaftlich geächtet und steht unter Strafe, in einigen droht der Tod" - und die tödliche Bestrafung durch einen Stoß vom Dach sei "angelehnt an die traditionelle islamische Strafe für Homosexuelle".
... Zu dem Schluss, dass hier (zumindest hauptsächlich) homosexuelle Männer, und auch einige Frauen, wegen ihrer vermuteten sexuellen Orientierung verfolgt werden, kommt der Artikel nicht. Nimmt man alle Berichte zusammen, ergibt sich der unschöne Gedanke, dass die Sache den Redaktionen erst durch das Kuriosum einer vermeintlichen Emo-Verfolgung wert war, berichtet zu werden. Dabei ist auch dieses vermeintliche Phänomen nicht neu, so kam es vor vier Jahren in Mexiko zu einer Hetzjagd auf Emos (queer.de berichtete). Auch hier spielte Homophobie eine Rolle.
... Human Rights Watch vermutet, dass nach einer ähnlichen Flugblätter-Kampagne im Jahr 2009 bis zu mehrere hunderte Schwule ermordet wurden, von "Emos" war damals nicht die Rede. Eine genaue Zahl lässt sich wegen der Scham der Angehörigen und dem Desinteresse der Behörden kaum ermitteln. Das Innenministerium in Bagdad hat Berichte über die Verfolgung zuletzt zurückgewiesen, hatte aber vor einigen Wochen vor einer Bedrohung durch ein "Emo-Phänomen" gewarnt, das die Moralpolizei überprüfe.
... Inzwischen sind neue Todeslisten aufgetaucht. Rainbow Iraq schreibt von einem weiteren Mord am Sonntag im Al-Mansur-Bezirk von Bagdad. Der Jugendliche wurde demnach gezwungen, in eine Bordsteinkante zu beißen. Dann wurde mit einem Ziegelkopf gegen seinen Hinterkopf geschlagen. "Jedesmal wenn ich denke, es gibt keine fürchterlicheren Wege mehr, Leute umzubringen, erfinden sie eine neue, abscheuliche Art", so Bissam. <<< queer.de
Kampagne zeichnen :: "Kill Lists" for "Looking Gay" in Iraq?

Trackbacks

    Keine Trackbacks

Kommentare

Ansicht der Kommentare: (Linear | Verschachtelt)

    Noch keine Kommentare


Kommentar schreiben


Umschließende Sterne heben ein Wort hervor (*wort*), per _wort_ kann ein Wort unterstrichen werden.
Standard-Text Smilies wie :-) und ;-) werden zu Bildern konvertiert.

Um maschinelle und automatische Übertragung von Spamkommentaren zu verhindern, bitte die Zeichenfolge im dargestellten Bild in der Eingabemaske eintragen. Nur wenn die Zeichenfolge richtig eingegeben wurde, kann der Kommentar angenommen werden. Bitte beachten Sie, dass Ihr Browser Cookies unterstützen muss, um dieses Verfahren anzuwenden.
CAPTCHA

BBCode-Formatierung erlaubt