GHOST MICE : All we got is each other

Montag, 30. Juli 2012 um 04:13 - futziwolf


GHOST MICE
: All we got is each other LP

LABEL: 



[review:]
GHOST MICE ist ein Duo aus Bloomington, Indiana, bestehend aus Chris und Hannah, die unter anderem in Bands wie THE DEVIL IS ELECTRIC oder den JAMMY DODGERS aktiv waren, ihren anarchistischen, immer schon Folk-orientierten Pop-Punk, aber irgendwann aus der Abhängigkeit von Verstärkern, Anlagen, Tourbussen und Bühnen befreien wollten, um Musik und Botschaft in bester WOODY GUTHRIE-Tradition tatsächlich zurück zur „Basis“, also auf die Straßen, in die Wohnzimmer und -heime bringen zu können. Anders als etwa bei CHUCK RAGAN und seinen Revival-Tour-Freunden stehen die politischen Inhalte, der DIY-Gedanke und die Idee eines anderen, oder besser: eines tatsächlichen Zusammenlebens hier also weiterhin im Mittelpunkt, geht es um Gemeinschaft und nicht um eine sentimentale Würdigung der guten alten Zeit, welche letztlich zu einer schon reaktionären Gemütlichkeit führt.

Dass diese kleinen Gemeinschaften, die man auf dem langen Weg bildet und von denen man, trotz aller Unzulänglichkeiten doch zumindest hofft, dass sie auch für andere neue Wege aufzeigen, auch ohne ein direktes Eingreifen des Staates tiefe Erschütterungen erfahren können, führt „All we got is each other“ allerdings nur zu deutlich vor Augen. Die Platte ist Samantha Jane Dorsett gewidmet, der besten Freundin von Chris und Labelgründerin von plan-it-x, die sich 2009 das Leben genommen hat. In insgesamt 8 Songs erzählen GHOST MICE nun von Samathas Weg in den Suizid, von der ganzen Hilflosigkeit, die ihre Freunde schon vorher empfinden mussten, aber auch vom eigenen Versagen, dem Verdrängen, dem nicht mehr ertragen und einfach nicht verstehen können. „Suicide isn't painless, when you leave everyone in pain“, haben NOFX mal gesungen. Wer einen Menschen auf diese Weise verloren hat, wird diese Platte wohl noch viel trauriger finden als der nicht vorbelastete Hörer, aber GHOST MICE versinken trotz allem nicht in Depression. Neben dem Schmerz, stehen die Erinnerung an das was gut war, an die gemeinsamen Kämpfe und die Aufforderung nicht aufzugeben, die leidenden, gefährdeten Freunde nicht und auch nicht die Auseinandersetzung mit den Verhältnissen. Das Ende bildet der von Samatha selbst geschriebene Song „All punks got“ mit dem Schluss-Chor: „All we got is each other... all punks got is each other.“

Musikalisch bleibt man einfach und relativ spartanisch, Gitarre, Geige und Gesang, die gelegentlich eingesetzten Bläser sorgen für Abwechslung und tragen zur Atmosphäre der Platte bei. Nein, dass hier hat nichts gemein mit einem ERIC CLAPTON, der nach dem Tod seines Kindes auf MTV „Tears in heaven“ säuselt. Das hier ist nicht zuletzt die gelungene Würdigung einer Freundin, die viel für die Szene getan hat, aber für ihren eigenen Kampf irgendwann keine Kraft mehr hatte.

Ich verbleibe hier mit einem kleinen Auszug aus dem Text, mit dem Chris am 4. July, Samanthas Geburtstag, ihren Tod bekannt gegeben hat:
"If you want to honor Samantha today, on her birthday, burn a flag. Burn it and say, this is for Samantha.
If you want to memorialize her in some way, spend your life fighting against the evil white businessmen who control our world. Fight homophobia. Fight sexism, racism and all forms of stupidity. Read more books. Write more books. Live as free as you can with out hurting anyone else. Tell your friends you love them."
- ATAKEKS



artist website:
myspace

GHOST MICE sind:
Chris Clavin - Guitar/voice
Hannah - Violon/voice
Pascaloo - Uke/Bass
Geoffry (the door) -Bass/Uke
Gary - Horns

mukke:










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