Zeitungsbericht eines Guantanamo Gefangenen

Dienstag, 16. April 2013 um 16:36 - futziwolf
"Guantanamo tötet mich"
>>> Es ist eine verzweifelte Anklage, die in der "New York Times" zu lesen ist. Über Anwälte einer Flüchtlingsorganisation hat der Häftling Moqbel diese an die Zeitung geschickt. Der Mann, der seit 2001 in Guantanamo inhaftiert ist, berichtet unter anderem von Hungerstreik und Zwangsernährung. <<<
Die Antwort eines US-Generals ist an Zynismus nicht zu überbieten:
>>> Über Moqbels Dokument aus Wut und Verzweiflung berichten allerdings nur wenige Medien in den USA. Im Sender CNN zeigt der ehemalige US-General James Marks wenig Mitleid: Moqbel könne sein Leid selbst beenden, in dem er mit dem Hungerstreik aufhöre und wieder esse, so Marks. Die zuletzt wieder lauter gewordene Kritik von Menschenrechtsorganisationen an den Zuständen in Guantanamo weist der Ex-General zurück: Guantanamo werde hervorragend geführt, sagt Marks, und das seit elf Jahren. <<< tagesschau.de
Gitmo ist killing me" - "Guantanamo tötet mich" lautet die anklagende Überschrift des Kommentars von Samir Naji al Hasan Moqbel in der "New York Times". Seit mehr als elf Jahren sitzt der 35-jährige aus dem Jemen im US-Gefangenenlager auf Kuba, obwohl er nach eigenen Angaben unschuldig ist und nie die Chance hatte, sich vor Gericht zu verteidigen.

Seine verzweifelte Anklage hat er über Anwälte der Flüchtlingsorganisation Reprieve an die Zeitung geschickt. Wie mindestens 40 andere der insgesamt 166 Gefangenen befinde er sich seit Februar im Hungerstreik, schreibt Moqbel.
Zweimal täglich zwangsernährt

Ausführlich schildert er die Tortur der Zwangsernährung: Acht Militärpolizisten fesselten ihn an sein Bett. Anschließend werde ihm ein Katheter durch die Nase eingeführt: "Ich kann nicht beschreiben, wie schmerzhaft dies ist. Als der Katheter reingeschoben wurde, wollte ich mich übergeben, konnte es aber nicht. Ich hatte Schmerzen in der Brust, im Hals und im Magen. Eine solch brutale Behandlung wünsche ich niemandem."

Zweimal am Tag, manchmal auch mitten in der Nacht, erleide er diese Prozedur. Weil sich mittlerweile so viele Häftlinge im Hungerstreik befinden, gebe es nicht genügend qualifizierte Ärzte, um die Zwangsernährung zu festgelegten Zeiten durchzuführen.
Dass er überhaupt vor elf Jahren als Kriegsgefangener nach Guantanamo geschickt wurde, schildert Moqbel als Verkettung unglücklicher Umstände. Auf der Suche nach einem besseren Job sei er im Jahr 2000 vom Jemen nach Afghanistan gezogen. Als die Amerikaner nach dem 11. September 2001 in Afghanistan einmarschierten, sei er - wie viele andere auch - aus Angst vor dem Krieg nach Pakistan geflohen.

Die pakistanische Polizei habe ihn ohne Anklage festgenommen und in ein Flugzeug nach Guantanamo geschickt. "Ich bin jetzt 35 Jahre alt und möchte unbedingt meine Familie wiedersehen", bittet Moqbel und endet mit einem verzweifelten Aufruf: "Ich hoffe, dass unser Leid dazu beiträgt, dass die Welt ihr Augenmerk wieder nach Guantanamo richtet, bevor es zu spät ist!"
Über Moqbels Dokument aus Wut und Verzweiflung berichten allerdings nur wenige Medien in den USA. Im Sender CNN zeigt der ehemalige US-General James Marks wenig Mitleid: Moqbel könne sein Leid selbst beenden, in dem er mit dem Hungerstreik aufhöre und wieder esse, so Marks. Die zuletzt wieder lauter gewordene Kritik von Menschenrechtsorganisationen an den Zuständen in Guantanamo weist der Ex-General zurück: Guantanamo werde hervorragend geführt, sagt Marks, und das seit elf Jahren:

Auch der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, reagierte in der vergangenen Woche eher gelassen auf den sich ausweitenden Hungerstreik. Präsident Obama halte an seinem Ziel fest, das Lager dicht zu machen. Allerdings werde dies weiterhin vom Kongress abgelehnt. Für die 166 Gefangenen wird sich also vermutlich auch in den nächsten Jahren wenig ändern.

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