Ein Gedicht, ein Festivalhinweis und das Leben im Konjunktiv

Freitag, 2. August 2013 um 03:36 - futziwolf

Nach dem Poetry-Slam ist vor der WM (und umgekehrt)
von "Wer einmal aus dem Bildnapf frisst"


Alle Bilder
Secondhand (mindestens)
Und die Seele
Ein Euphemismus
Für diesen
Fettsalat
Aus unbefriedigter
Gier,
Wohlstandsneuröslein
Und Selbstmitleid
Wenn nicht
Eine unverschämte Lüge
Bleibt die Flucht in den Witz
Banalitäten-Tuning
Für leistungsorientierte
Gelegenheitstänzer
Ohne Traum
Vegane
Menschenverachter
Und unberührte
Weltabgraser
Dauerknipser
Der eigenen
Gesichtslosigkeit.
Auch die Zotenparade
Der bis zur
Gewissensvernichtung
Aufgeklärten, d. h.
Rational
Standardisierten
Denen zum
Zynismus
Die historischen Kenntnisse
Und die moralische Vorgeschichte
Fehlen
Ist Teil der
Bildungsrendite.
Wo Werbung Kultur ist
Darf wirklich alles
Text
Und nichts
Falsch sein.
Nur für die Prüfung
Lesen Sie bitte meine
Texte!
Nicht bloß bezüglich
Lehrbestuhlter
Spiegleinglotzer
Und
Kalauernd-reimender
Bühnengecken
Ist daher festzuhalten:
Obwohl das Ich
Angeblich
Unrettbar ist,
Schweben die Egos
Aufgebläht
Wie die Luftschiffe
Vom alten
Zeppelin
Durch diese
Postmoderne
Blind
Dem letzten Furz entgegen
Der, so hoffe ich, zumindest
Höllisch
Brennen wird.
Und auch nach dem
Strukturalismus
Strukturiert der
Markt
Noch immer
Das Da-
Und das Bewusstsein.
Vom Fleißsternchen
In der grundlosen
Schule
Bis zum
Beifall-Barometer wird
Unterwerfung
Eingeübt.
Mag Lachen subversiv sein,
Rotweingekicher und Bierbrüller
Sind der Putz
Des künftigen Reihenhaussiechens,
Der Gesprächsstoff
Für die Progression der
WG-Verblödung.
Zwischen Tarantino,
Flohmarkt und
Weltmeisterphantasien
Ohne Herz,
Aber mit
Fahne,
All den geilen Abenden,
Mit der großen Frage
Immer im Nacken,
Nicht nach der Existenz,
Sondern nach ihrer
Sicherung,
Marktkonform und
Funktional-kreativ,
Einfach weiter
Atmen, kaufen und
Verkaufen.

Weil das hier eben nicht
Das Leben
Und Hunger
Nur für Satte
Ein Konstrukt ist:
Siempre contra,
Ihr zeichenfickenden
Und zeichengefickten
Applaus-affinen
Bildungsbetrüger
Und
Dialektik-Deserteure,
Erziehungsentsager
Und
Event-Esel,
Kulturell kastrierten
Kunstbetrieb-Kollaborateure
Und
Literarischen Lemminge,
Philosophischen Paternoster
Und
Poesie-Patienten,
Uni-User
und
Nichtraucher-Nazis!
Fuck you!

 

Gestern startete das MS Dockville Kunstcamp + Festival 
(oh herr, lass agent orange regnen! da sind se wieder: kreative hippies, die speerspitze der hamburger avantgarde, unkrautkünstler, vogelmenschenspaziergänger, regentänzer, 45er maxis auf 33 abspieler, Anmerk. des Setzers)

Ein Auszug:
... Kommunikationsprozesse, ineinander übergreifen und sich gegenseitig bereichern ...
... ein kosmos von Kreativen im Arbeits-, Wohn- und Möglichkeitsraum ... (wenn es aber Möglichkeitssinn gibt, muss es auch Unmöglichkeitssinn geben ... andre kubiczek)
... Spaziergänge zusammen mit den KommunikatorInnen finden ebenfalls täglich statt ...
... stundenlanger, daumendicker Dubteppich mit dem pakistanischen Sitar-Meister Ashraf Sharif Khan ...
... ursprünglich als House-, Techno- oder Discomaxis mit 45 rpm erschienen – ohne Ausnahme mit 33 rpm abgespielt ...
... Die Zahl Neun steht für Vollkommenheit: neun Welten bilden z.B. das keltische Universum. Neun | Ein Pantheon befragt den Mythos nach seinem Ursprung und seiner Wirkung im Jetzt. Verdichtet wird die Fragestellung in neun Installationen, u.a. einer Geisterbahn, einer subversiven Kochshow, einem Parfumeur, vermittelnder Zauberei und Popmusik.  ...
... Eintritt zu den Tischgesprächen (14€), ein vegetarisches Menü steht ebenfalls zur Auswahl ...
... sie werden, wenn man Dirk von Lotzow glauben darf, „uns arme Zweifler in Zeiten der musikalischen Dürre und der poetischen Dürftigkeit mit der Popmusik versöhnen. ...
... beim traditionell ausufernden Vogelball feiern bis zu 3.000 Menschen mit und lassen Gendergrenzen zwischen Federn und Maskerade verschwimmen ...
... Festivalticket 108 euro ...
... außerdem bespielt Daniel Cremer als Camp-Schaman_in an diesem Abend zum ersten Mal das allerheiligste Innere des Igels, der für diese Momente zur antireligiösen Kirche wird, mit einer Sequenz des Rechercheprojekts „Maximum Service“ von Jeremy Wade ...

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