Quo Vadis DRUCKLUFT ???

Freitag, 26. April 2024 um 09:55 - futziwolf
Es ist mal wieder so weit, sagen die Einen. Die Stadtverwaltung legt sich ins gemachte Bett eines unabhängigen Kulturzentrums und übernimmt nach Ausschüttung der Gelder aus dem Renovierungsfüllhorn die Kontrolle und Aus ist es mit der Authentizität des unabhängigen Kulturzentrums.
Die Anderen, die langjährigen Macher des DRUCKLUFT Oberhausen sehen das sicherlich anders, sie bekommen schließlich die langersehnten Gelder für Renovierungs- und Ausbauarbeiten. Ob die mit ihrer Unterschrift unter die Verträge mit der Stadt auch ihre Unabhängigkeit abgegeben haben, steht noch zu Fragen offen.
Der aponaut veröffentlicht hier einen offenen Brief von Stephan Lanfermann zur Situation des DRUCKLUFT und unterstützt die Aufforderung, ein öffentliches Forum zu schaffen um den Vorgang zu diskutieren und wie gegebenenfalls darauf zu reagieren ist.

Vor seinen offenen Brief stellt Stephan Lanfermann ein pdf von der Homepage des DRUCKLUFT mit "Infos zum Umbau des Druckluft" und empfiehlt die Infos vor der Lektüre seines Briefes zu lesen:
http://www.nemosystems.de/druckluft/konzept.pdf

>>> Durchgestylt, professionell und nach städtischen Interessen gemünzt.
Zumindest komm es mir so vor. Auf einmal wird handfeste Sozialarbeit ins Druckluft verlegt, die vorher so nie dort stattgefunden hat.
Das alles stinkt nach Infrastruktur-Klau vom feinsten.

Da das Druckluft sich quasi selbst trägt/tragen kann, ist es finanziell für die Stadt am einfachsten neue Interessen aus eben dieser vorhanden Quelle zu finanzieren, sie müssen die Infrastruktur nur so verändern, dass es möglich wird. Schließlich ist es nicht legitim im Druckluft erwirtschaftete Gelder in eine externe, neu gegründete Sozialmaßnahme zu investieren, die hier eigentlich am sinnvollsten währen. Aber durch eine radikale Uminterpretierung bzw. konkrete Änderung des Aufgabenbereiches des Drucklufts löst sich dieses Problem von selbst. Statt völlig neue Infrastruktur zu schaffen wird bestehende genommen und tada: Aus einem Jugendkulturzentrum wird ein Jugendkultur- und Sozialzentrum.
Wenn man will, kann man das erst einmal wertfrei bis positiv sehen, soviel sei gesagt. Aber ob es angemessen ist, bleibt fraglich, schließlich gesteht man sich in diesem PDF auch ein, dass die jugendlichen von der Bebelsstr. eigentlich nichts vom Druckluft wissen wollen.

Zu kritisieren ist hier auch die sofortige Betonung der entstehenden Zielgruppenkonflikte. Klar werden diese entstehen. Wenn man einem Tiger einen Pelz um den Hals legt, tut man damit weder Löwen- noch Tigerfans einen gefallen. Aber anstelle einer echten Integration wird hier strikt die Trennung dieser "Zielgruppen" betont.
Zitat:
"Um es mit einem Beispiel klarer und konkreter zu fassen: Ein 14 jähriges Mädchen mit Migrationshintergrund aus dem Wohnpark Bebelstraße braucht einen anderen Raum, ein anderes Angebot und eine andere personelle Unterstützung, als ein 22jähriger Student, der ein Punkkonzert oder eine Schwulendisco organisiert oder besucht."

Dies stimmt mit Sicherheit aber allein schon die Wahl eines so polarisierenden Beispiels zeigt genau eine Sache: Wie bereits betont geht es hier einzig und allein darum, bestehende Infrastruktur im Druckluft so zu verändern, dass sie für neue Zwecke nutzbar wird, die mit der eigentlichen Arbeit des Drucklufts recht wenig am Hut hat. Es werden 2 Parallelwelten geschaffen ohne Raum für Begegnung und Integration, sofern diese nicht durch Zufall von alleine geschieht. Dies widerspricht jedem Grundsatz kultureller Arbeit zutiefst.

Ein nächster wichtiger Punkt ist die "von oben" gesteuerte Durchstrukturierung des neuen Druckluft.
Für alle Projekte die sich in alternativen Kulturen etabliert haben bzw. es wollen gilt ein wichtiger Grundsatz:
Selbstbestimmung und Authentizität.
Ersteres wird zwar immer wieder betont, doch aus vielen Randbemerkungen kann man entnehmen, dass die städtische Hand hier so einiges kontrollieren will und wird.
Auch wenn ich keine direkten Informationen zu und Erfahrungen mit dem BIC habe legt das geringste bisschen Recherche doch sehr nahe, dass es sich hier um gewöhnliche, vorstrukturierte Bildungsangebote handelt, ohne tatsächliche Mitbestimmungsrechte der Partizipierenden.
Alles in allem ist der Text in seiner ganzen Art nicht auf Augenhöhe mit den oft genannten Jugendlichen.

Die Authentizität bleibt ebenfalls auf der Strecke.
Hier ein weiteres Zitat aus dem Text: "Dabei soll die bisherige Umgehensweise mit der Möglichkeit legaler Graffitis nicht gänzlich aufgegeben, aber zukünftig zielgerichtet kanalisiert werden."

Die berühmte weiße Wand? Hier darfst du sprühen!
Aber am besten nur unpolitisch und generell unverfänglich. Was mit der (politischen) Stickerkultur geschieht kann man zu diesem Zeitpunkt nur erahnen.

Ich denke Leute mit Ahnung haben da die gleiche Befürchtung wie ich über das was passiert, wenn Asipunker Volker K. sich in einem blanken sanierten Raum auf einmal seine Musik anhören "muss".
Zugegeben, dies ist recht überspitzt formuliert, doch die im Text formulierten Stellen über die äußerliche Akzeptanz des Druckluft legen Vermutungen nahe, dass es tatsächlich so geschehen könnte.
Dann ist es mit der Authentizität nämlich vorbei und Zielgruppe A und B zeigen womöglich den Finger.

Selbstverständlich waren Sanierungsarbeiten im Druckluft nötig aber hier hat die Stadt Oberhausen den Fuß, den sie schon quasi immer in der Tür des Druckluft hatte, durchgestoßen um eigene Interessen geltend zu machen, ohne wirkliche Rücksicht auf Verluste gegenüber dem ursprünglichen Druckluft, seiner Klientel und letzten Endes auch dessen (alternativ) kultureller Bedeutung in Oberhausen und dem ganze Ruhrpott.

Im schlimmsten Fall ist dies der Todesstoß ins Herz des ursprünglichen Druckluft und der Beginn eines Druckluft in dem Authentizität und Selbstbestimmung sowie ein integratives Miteinander nur noch eine Nebenrolle spielen und es vornehmlich als Prestigeobjekt für städtische Interessen herhalten muss.

Natürlich besteht auch die Möglichkeit das ich hier maßlos übertreibe, alles doch irgendwie ok wird und mein obiger Kommentar nur verschwendeter Speicherplatz ist, dennoch sind die pessimistischen Erwartungen oft näher an der entstehenden Realität, als die allzu optimistischen, erst recht wenn die Stadt und somit Politiker mitspielen.

Deshalb möchte ich gerne mal betonen, wie gut und wichtig es meiner Meinung nach ist, dass es den Mustermensch e.V. und das Unabhängige Zentrum T5 in Duisburg in seiner jetzigen, UNABHÄNGIGEN, Form gibt und das da kein Arsch dazwischen funkt!

Die Möglichkeiten alternative Kultur zu schaffen schwinden langsam aber sicher, aber wir sind da und machen weiter. Und ich finde das einfach verdammt geil. Egal was passiert, weiter machen! <<<

Soweit der offene Brief.

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