"Wo es schmerzt, da greift man hin" (19)

Dienstag, 27. Dezember 2011 um 05:15 - futziwolf
Wo das wohl hinführt?
Der politische Wochenrückblick (02)
von Genosse Astrolabius
Endlich werden zumindest einige der selbsternannten „Leistungsträger“ in diesem Land ihrer Verantwortung gerecht und tun etwas gegen die verheerenden Fehlentwicklungen der Politik, an denen es ja nun – und an dieser Stelle dürfte der Autor dieser Zeilen sich der allgemeinen Zustimmung sicher sein – schon seit geraumer Zeit beileibe keinen Mangel hat. Der oberste aller Leistungsträger jedenfalls, der ehemalige BDI-Präsident Hans Olaf Henkel, hat wohl offenbar die Absicht, seinen Tätigkeitsbereich vom Produzieren heißer Luft in diversen Talkshows auf den politischen Bereich zu verlagern und ist den Freien Wählern beigetreten. In diesem Verein tummelten sich im Laufe der Jahre nun bereits so manche mehr oder weniger illustre Gestalten, so zum Beispiel die politische Kamikazefliegerin Gabriele Pauli, die nach diversen Kapriolen mittlerweile als fraktionslose Abgeordnete im Bayerischen Landtag ein ebenso tristes wie politisch isoliertes Dasein führt. Oder auch ganze Landesverbände (nämlich die von Brandenburg und Bremen), die vor etwa zweieinhalb Jahren wegen Anzeichen für eine rechte Unterwanderung“ ausgeschlossen wurden.

Von „Anzeichen für eine rechte Unterwanderung“ zu reden dürfte nun wohl recht euphemistisch klingen, wenn man sich gewisse Äußerungen und Tätigkeiten des neuesten prominentesten Mitgliedes in Erinnerung ruft. Ein „Europa der Vaterländer“ will er haben, der gute Herr Henkel (eine Forderung, die man wörtlich nicht nur von Altmilitaristen wie Charles de Gaulle oder diversen Vertretern des rechten Randes der CDU vernehmen, sondern auch auf den Websites der Republikaner, der DVU und ähnlichen musterdemokratischen Vereinigungen nachlesen kann); ebenso pointiert wie wortgewandt hat er die Sorge geäußert, die EU könnte zu einer „EUdSSR“ mutieren; die Wurzel allen Übels verortet er beim Sozialstaat, die gegenwärtige Wirtschaftskrise sei zu einem guten Teil durch „Gutmenschentum do-goodism') amerikanischer Politiker“ ausgelöst worden, Thilo Sarrazins rassistische und menschenverachtende Aussagen unterstützte er „ohne jedes Wenn und Aber und zudem schreibt er auch noch regelmäßig Gastbeiträge für die Junge Freiheit. Da darf man wohl gespannt sein, wie unser Mr. Nord-Euro die deutsche Politiklandschaft in nächster Zeit bereichern wird. Eine herausragende Fähigkeit hat er jedenfalls: Er ist wohl die einzige Figur des öffentlichen Lebens, die es im letzten Jahr geschafft hat, durch seine Kontrastwirkung selbst Guido Westerwelle in einer Talkshow als Sympathieträger erscheinen zu lassen.
[UPDATE: 01.01.2012 - Henkel und die Freien Wähler - ausführlicher Artikel in s.p.o.n.]

Nun geht der Aufstieg eines großen Mannes ja oft einher mit dem Tod eines anderen. So ist in Nordkorea der allseits beliebte Kim Jong Il verschieden und hinterlässt ein aufrichtig trauerndes Volk, das jedoch durch den nahtlosen Übergang in der Familiendynastie auf seinen etwas speckig wirkenden Sohn Kim Jong Un umgehend wieder allen Grund zur Zuversicht bekommt. Immerhin müssen die Nordkoreaner sich dank der A-Bombe keine allzu großen Sorgen über eventuelle menschenrechtsdurchsetzenden Demokratisierungsmaßnahmen des US-Militärs und seiner Verbündeten machen, die ja in der Regel nicht ohne gewisse Kollateralschäden vonstatten gehen und deren Mehrwert für die befreiten Bevölkerungen sich, empirisch betrachtet, doch eher in Grenzen hält. Im Irak jedenfalls ist angesichts der nicht abreißen wollenden Serie von Bombenanschlägen von großer Dankbarkeit für die zum Jahresende vor die Tür gesetzten Befreier ebenso wenig zu hören wie in Afghanistan, und auch in Libyen scheinen die „Volksmassen“ (deren Freudenkundgebungen beim Tod Gaddhafis man in den Abendnachrichten merkwürdigerweise niemals aus der Vogelperspektive zu sehen bekam) eher verhalten zu sein im Genuss der neuen Freiheit. Es ist allerdings anzunehmen, dass die nimmermüden Menschenrechtskämpfer jenseits des Atlantik sich davon nicht abhalten lassen, und die Liste potenzieller Ziele zum Ausleben des typisch amerikanischen „Gutmenschentums“ (von dem wir ja dank unserem frischgebackenen Politstar H.O.H. bereits wissen, dass daraus nichts Gutes wird) ist immer noch lang genug. Man sollte ja nicht voreilig zu viel versprechen – aber die Iraner dürfen sich eigentlich schon freuen, dass bald alles gut wird...

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