Duisburg ohne filmforum?

Donnerstag, 18. Februar 2010 um 00:42 - futziwolf
AUFRUF
Das Haushaltssicherungskonzept betrifft das Filmforum am Dellplatz, das es nach HSK-Entwurf bald nicht mehr geben wird.es liegen im Kino zwei Unterschriftenlisten aus:
- eine für alle, die für den Erhalt dieses einzigen Programmkinos in Duisburg votieren wollen
- und eine, in der sich die KünstlerInnen Duisburgs für diesen Erhalt einsetzen.am 22.02. wird es eine pressekonferenz im Kino geben, zu welchem Anlass die gesammelten Solidaritätsbekundungen veröffentlicht werden sollen. deshalb leiten wir hiermit gerne die Bitte des Filmforums und insbesondere der InitiatorInnen der KünstlerInnen-Erklärung für das Filmforum weiter:
Geht bis zum 21.02. zum Filmforum, fragt an der Theke des Café Movies nach dem KünstlerInnen-Aufruf, lest ihn und - unterschreibt. die andere Liste liegt sichtbar im Kino und im Café aus.
Wenn auch Sie Ihre Meinung öffentlich machen wollen:  freunde@filmforum.de

Theater Arbeit Duisburg  |  Theorie und Praxis e.V.  |  Reformclub Harmonie  |  Projektteam Ruhrort 2010

Unsere Armut kotzt uns schon lange an
oder: Was sichert das Haushaltssicherungskonzept?


Mittwoch, 10. März, 20 h (Lokal-Öffnung zu Vor-Diskussionen ab 19 h)
Lokal Harmonie, Harmoniestraße 41, Duisburg-Ruhrort
Eintritt frei, unsubventioniert

Am 25.01. hat die Verwaltung der Stadt Duisburg ein Haushaltssicherungskonzept vorgelegt. Zur Diskussion aller Details wurde aufgefordert, grundsätzliche Zustimmung zu den städtischen Sparanstrengungen gleichzeitig eingefordert.
Nach Darlegung der Verwaltung sind im kommunalen Haushalt jährlich 150 Mio. Euro einzusparen. Zu erreichen ist dieses Ziel bis 2014. Dies erfordern die Duisburger Kassenlage und die Rechtslage: Seit 2008 ist die kommunale Selbstverwaltung durch die (Landes-)Kommunalaufsicht stark eingeschränkt, sie wird verschwinden, wenn es jetzt nicht gelingt, einen die geforderte Konsolidierung absehbar machenden Haushaltsentwurf zu beschließen. Der zeigt sich als Fünfjahresplan, dessen Maßnahmen 2010 beginnen. Ohne ihn unterliegt die Stadt Duisburg bereits in diesem Jahr der totalen Kontrolle durch die Kommunalaufsicht. Diese wird dann die Einspar-Maßnahmen beschließen, die jetzt noch der Rat der Stadt in Eigenregie ausgestalten darf, kann und muß. Hier stehen wir und können nicht anders.

Und hier stehen wir. Und können scheinbar auch nicht anders, als diese Notwendigkeit einzusehen und dann, solange dies noch geht, Einfluß zu nehmen: die vorgesehenen Kürzungen im Bereich Kunst und Kultur mit denen in anderen Bereichen gegenzurechnen – nicht nur abstrakt, sondern konstruktiv: Welches Jugendheim könnte noch geschlossen, welche Sportstätte aufgegeben, welche Bildungsförderung für MigrantInnen, welche Fürsorge für ältere Menschen in dieser Stadt könnte zusätzlich gekürzt oder gestrichen, wessen Temperatur noch gesenkt werden, damit unser Theater, unser Kino, unser Ausstellungsraum erhalten bleiben können?

In dieser Logik können wir einiges aufwarten. Vor allem, wie immer, die Kurzgriffigkeit der vorgelegten Überlegungen. Ohne erschwingliche Mietpreise für Ateliers und ohne einen Ausstellungsraum mit Augenmerk auf die lokale KünstlerInnenszene verschwindet diese ganz; ohne freien Förderetat für die professionellen TheatermacherInnen vor Ort keine (90%igen) Co-Finanzierungen durch Land, Bund, EU für deren Projekte, d.h. gar keine mehr, also Abwanderung; ohne kommunales Kino mit weiter künstlerischem Anspruch keine internationalen Filmtage mehr in dieser Stadt und Absterben ihres letzten kreativ angehauchten Viertel-Viertels. Die schneller als das HSK erlaubt auch im kommunalen Haushalt spürbaren Folgen sind leicht vorzurechnen. Was ist dagegen ein Rollstuhl wert, eine Sprachförderung oder eine Schule mit endlich kleiner werdenden Klassen?

Wir verweigern die Antwort. Wir verweigern uns dieser Logik. Die Stadtverwaltung weiß selbst, wo sie hakt. Alle Sparanstrengungen sollen das Land gewogen machen, sich an der Begleichung kommunaler Altschulden zu beteiligen. Ohne diesen "Schuldenfonds" kann das HSK auch in den Augen seiner Initiatoren seinen Zweck nicht erfüllen. Nachhaltige Wirkung wird es dennoch zeigen. Wir möchten die Logik einer "konzertierten Aktion" hinterfragen, die den Haushalt dieser Stadt nur scheinbar ausgleicht, ganz real aber auf ihre Abschaffung hinausläuft, sofern Stadt mehr ist als Einkaufsstätten umringende Wohnplätze. Von Metropole zu schweigen.
Oder auch nicht, denn wir wollen reden und das HSK und alles ums HSK herum und alles mit ihm Zusammenhängende laut bedenken. "Die Politik" tut dies ja auch, in allen ihren Ausschüssen und dann am 22. März im Rat der Stadt. So oder anders auch wir.

Theater Arbeit Duisburg – TAD, zum Beispiel, war schon unter den vormals herrschenden Bedingungen in dieser Stadt kaum lebensfähig. Nun droht nicht sein Ende, aber der Abschied von Duisburg. Wir machen in Düsseldorf weiter oder in Dresden oder Detroit. Oder auch nicht, noch nicht, nicht einfach so. Sollen wir nun einen Schauspieler vorm Rathaus deklamieren und zappeln lassen? Und hoffen, daß er besser rüberkommt, ein wirksamerer Lobbyist ist, als der deutschsprachgehemmte Miigrant und die Gehbehinderte neben ihm?

Nein, das tun wir nicht. Wir laden statt dessen ein: uns selbst und unsere Partner Theorie und Praxis e.V. und Harmonie-Reformclub. Und Sie alle, verehrte EntscheidungsträgerInnen in Duisburg, und Euch alle, liebe auch (noch) hier wesende KünstlerInnen, und auch Euch, liebe HSK-KonkurrentInnen der Bereiche Soziales, Bildung, Sport und was noch weniges diese Stadt sich jetzt noch "freiwillig" leistet.
Zu uns, nach Duisburg-Ruhrort, am 10. März 2010, abends bis nachts, ins Lokal Harmonie.

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