Wo es schmerzt, da greift man hin !!! (16)

Samstag, 11. Dezember 2010 um 14:06 - futziwolf
“Das beste Argument gegen die Demokratie ist ein fünfminütiges Gespräch
mit einem durchschnittlichen Wähler”
- Winston Churchill
Das Wort hat Genosse Astrolabius:
Integrated Suspect Detection and Termination
Angesichts neuer Terrordrohungen kündigte der Innenminister Herbert de la Misère am gestrigen Donnerstag auf einer Pressekonferenz ein neues Projekt zur Verbesserung der Sicherheit an Bahnhöfen und Flughäfen vor. Das Projekt mit dem Namen ISUDAT (Integrated Suspect Detection and Termination) sei seit geraumer Zeit in der Erprobungsphase und könne bereits zum Beginn der nächsten Woche an ausgewählten Bahnhöfen installiert werden. In einer bisher beispiellosen Kooperation zwischen Sicherheitsbehörden der EU und der Demokratischen Volksrepublik Korea wurden laut Auskunft des Projektleiters Dr. Max Strange vom Hans-Krank-Institut „Elemente verschiedener Wissenschaftszweige integriert: Biometrie, Ballistik, Volumetrie, analytische Sensorik und Kommunikationstechnologie.“ Das Resultat sieht auf den ersten Blick recht unspektakulär aus:


... kleine, unauffällige graue Kugeln, die beispielsweise an Bahnhofsdächern mühelos zu befestigen sind. Die auf den ersten Blick unscheinbaren Maschinen haben es jedoch in sich: Laut Strange soll ISUDAT mit seinen Geruchssensoren die Ausschüttung von Stresshormonen registrieren und zusammen mit dem Gesichtsscanner „abweichendes Verhalten erkennen, mutmaßliche Gefährder zunächst identifizieren und nach einem Abgleich mit diversen Datenbanken gegebenenfalls mit der integrierten Mikrowellenkanone zielgenau und rückstandsfrei verdampfen.“ Die fortgeschrittene Sensorik des Apparates biete eine „hinreichende Feststellungssicherheit“, mit der ein flächendeckender Einsatz „vollkommen gerechtfertigt“ sei. Wie de la Misère hinzufügt, „haben wir zudem besonderen Wert darauf gelegt, eventuelle Belästigungen der harmlosen Fahrgäste zu vermeiden.“ Deshalb werde automatisch der Reinigungsdienst alarmiert, der die persönlichen Gegenstände und Kleidungsstücke der „neutralisierten Gefährder“ schnellstmöglich entferne. Diese würden danach entweder zum Vorteil des Bundeshaushaltes versteigert oder aber umweltfreundlich entsorgt.
Einhundertprozentige Sicherheit könne es natürlich nicht geben, räumt Strange ein. Man habe aber die Fehlerwahrscheinlichkeit soweit reduzieren können, dass sie „irgendwo im niedrigen Promillebereich“ anzusiedeln sei. Augenzwinkernd fügt er zur allgemeinen Erheiterung hinzu: „Zwar sind wir mittlerweile so weit, harmlosen von nicht harmlosem Stress in den allermeisten Fällen zu unterscheiden. Ganz vorsichtigen Zeitgenossen würde ich aber raten, in den nächsten Jahren lieber den nächsten Zug nehmen, als eilig zum Bahnsteig zu rennen.“

Der Vertreter der nordkoreanischen politischen Polizei, Men-Tschin Tot, erklärt in einwandfreiem Deutsch die Hintergründe der ungewöhnlichen Kooperation: „Alles ging auf unser Projekt zurück, Menschen mit einem verdorbenen Geist ausfindig zu machen. Wir mussten Dissidenten und potenzielle Saboteure schnell und sicher erkennen – was natürlich nicht einfach ist. Nach einigen Versuchen mit anderen Methoden in den frühen neunziger Jahren haben wir uns schließlich gesagt, 'wer nervös ist, hat auch Grund dazu.'“ Da im eigenen Land die entsprechenden Kapazitäten nicht vorhanden waren, sei man an die EU herangetreten und habe in enger Kooperation die ersten Prototypen erstellt. Bei frühen Feldversuchen in Pjöngjang habe es zwar „ein paar Komplikationen“ gegeben, doch habe man stets zuversichtlich und in enger Verbindung mit dem europäischen Forscherteam an der „Ausmerzung von Fehlern“ gearbeitet.



Zudem haben die Entwickler nicht nur an die Sicherheit gedacht, sondern waren von vorneherein bemüht, den Verwaltungsaufwand möglichst niedrig zu halten. So werden nach Ausschaltung des Gefährders in Sekundenschnelle die personenbezogenen Daten aus den Registern von Einwohnermeldeämtern, Finanzämtern und Sicherheitsbehörden gelöscht, selbst Arbeitsverträge, Bankkonten und Versicherungsverträge werden automatisch aufgelöst. Wie die Justizministerin Susanne Winkel bemerkt, „werden damit kostenintensive Klagen von weinerlichen Angehörigen und unbelehrbaren Weltverbesserern praktisch unmöglich gemacht.“ Vakant gewordene Stellen werden bereits „wenige Minuten nach der Terminierung des ehemaligen Verdächtigen neu ausgeschrieben, was ja auch aus arbeitsmarkttechnischer Perspektive nicht zu vernachlässigen ist.“

Apropos Arbeitsplätze: Produziert werden die ISUDAT-Einheiten an drei Standorten in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden vom Rüstungskonzern Strauss-Kraftei, der die ersten tausend Einheiten bereits an Nordkorea ausgeliefert hat. Der Vorstandsvorsitzende Klaus Dingo, gleichzeitig Arbeitgeberpräsident, verwies zunächst auf die hohe Zahl von 10.000 Arbeitsplätzen, die in den nächsten Jahren durch das Projekt gesichert seien. So entspannt und fröhlich er angesichts des „bemerkenswerten Wettbewerbsvorteils für die innovative deutsche Industrie“ auch wirkte – auf die Frage eines Wirtschaftsjournalisten reagierte er dann zunächst doch etwas irritiert. Ob man von Nordkorea nicht auch in anderer Hinsicht hätte lernen können, wollte der Redakteur der Handelsdepesche wissen; Gefährder in Arbeitslagern zu internieren sei doch volkswirtschaftlich gesehen sicherlich sinnvoller, als sie sofort zu terminieren. „Sie haben den Geist der Zeit nicht verstanden“, entgegnete Dingo etwas verärgert. Erstens stünden den Unternehmen angesichts der maßvollen Lohn- und Sozialpolitik der letzten Jahre „genügend freie Arbeitskräfte zu praktisch den gleichen Konditionen“ zur Verfügung, ohne auch noch für Unterkunft und Verpflegung aufkommen zu müssen. Zweitens sei Zwangsarbeit in Deutschland aus historischen und ethischen Gründen kein Thema: „Das weise ich ganz entschieden zurück.“
Gerüchten, nach denen auch erhöhte Konzentrationen von Knoblauch, Kümmel und anderen häufig von bestimmten Migrantengruppen verwendeten Gewürzen von ISUDAT als Aktivierungssignal interpretiert werden könnten, erteilten die anwesenden Regierungsvertreter unisono eine klare Absage. Dennoch müsse man, so de la Misère, „auch ohne Denkverbote schauen, wie wir mit Menschen umgehen, die nicht zu uns passen.“

Genosse Astrolabius meint: Insgesamt ein weiteres positives Signal für die Innovationskraft deutscher Technik, und ein Riesenfortschritt für unsere Sicherheit. Klasse!

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