DEATH DEALERS - Files of Atrocity - LP

Samstag, 19. März 2011 um 00:31 - futziwolf
DEATH DEALERS - "Files of Atrocity" - LP
LP  - (Farewell/ Punkdistro)

LABEL:
Farewell Records
vertrieb: Punkdistro



[review:]
Vorab: Die gleich folgende Rezension wurde (so wie die Besprechungen der EXTREME NOISE TERROR-Platten) kurze Zeit vor dem Tod von Phil Vane im Februar dieses Jahres geschrieben. Ich habe den Mann nicht persönlich gekannt und will hier nichts von tiefer Trauer faseln.  Unberührt gelassen hat es mich dennoch nicht. Die wenigsten gehen mit 46 Jahren gern aus dem Leben und so weit ich weiß arbeitete die Band bereits an einem neuen Album, d.h. er hatte wohl auch in musikalischer Hinsicht noch einiges vor. Er hinterlässt eine ganze Reihe großartiger, zum Teil wegweisender Platten und wohl ne Menge Menschen die ihn schmerzlich vermissen werden. Und wie so oft (vor allem auch im letzten Jahr) ist man geneigt sich zu fragen: Warum er? Mir wären doch auf Anhieb so viele andere eingefallen… „nee wir sind echt nicht viele/ und wir werden auch nicht mehr“ (QUETSCHENPAUA).  

Dean Jones, Phil Vane (s. EXTREME NOISE TERROR-Review) und ein paar Freunde, die zum Teil wohl auch schon bei ANTI CIMEX und in ähnlichen Bands gespielt haben, nehmen in Ipswich eine Platte auf. Wo auch immer auf diesem Planeten ein Haufen Crust-Punx die gute Nachricht bereits im Vorfeld der Veröffentlichung von „Files of Atrocity“ erfahren hat, dürften wenige Augenblicke später bereits die Sekt- oder besser die Kronkorken geknallt haben. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendjemand später, beim ersten Anhören des Ergebnisses, dann plötzlich eine tiefe Enttäuschung empfunden hat. Nein, hier gibt es kein Akkordeon, keine Bläser, keine Streicher, keine Orgel, kein Klavier. Die DEATH DEALERS versuchen gar nicht erst Cajun-, Country-, Folk-, Ska-, Jazz- oder Soul-Elemente in ihr Geprügel zu integrieren und wer so was erwartet hatte, der glaubt vermutlich auch noch an den Weihnachtsmann und die Pandemiewarnungen der WHO. Nicht alle Menschen auf dieser Welt wollen sich beständig und in jeder Hinsicht verändern, bzw. weiterentwickeln. Und manche, wie etwa die RAMONES oder MOTÖHEAD werden ja gerade dafür geliebt, dass sie´s in künstlerischer Hinsicht nicht getan haben. Die DEATH DEALERS sind im Grunde genauso. Musikalisch konservativ bis ins Mark, spielen sie über weite Strecken einen stumpfen Crust mit Metallgitarren runter, wie ich ihn mir schon lange nicht mehr angehört habe.

Ich frage mich wie viele Schlagzeuge der gute Charlie Cleason im Laufe dieser Aufnahmen wohl in Stücke gehauen hat… Die druckvolle Produktion trägt nicht unerheblich dazu bei, dass die Platte rockt, aber was das Ganze letztlich in Bewegung hält, diesem Sound gewordenen Höhlentroll auf Speed Stil und Charme verleiht, ist der Wechselgesang von Jones und Vane, der bereits EXTREME NOISE TERROR so groß(artig) gemacht hat. Hinzu kommen die nach wie vor ungebrochenen, politischen Texte, die zeigen, dass die Beteiligten ihre anarchistische Gesinnung trotz Alkohol, Drogen, New Labour und Privatfernsehen nie zu den Akten gelegt haben. Die skrupellose US-Außenpolitik („Global Control“), die kapitalistische Weltordnung („The only solution“), Bürgerkriege und Waffenhandel („Countries in Flames“), Ausländerfeindlichkeit und Rassismus („Brute Force“), die Themen sind vielfach dieselben wie früher und auf tausend anderen Platten, aber sollte man aufhören gegen all das anzuschreien, nur um sich ja nicht zu wiederholen, wo sich die Verhältnisse doch auch kein Stück zum Besseren verändern? In guter alter Punktradition werden hier kurze Beschreibungen der Gegenwart und die entsprechenden Statements dazu rausgebrüllt, in manchen Fällen sogar noch um ein paar Daten und Fakten ergänzt. Und daran habe ich nichts auszusetzen, das ist mir tausendmal lieber als der Befindlichkeitsdreck mit dem sich ehemalige Politpunker heutzutage bisweilen in die Charts zu hieven versuchen. „Doch Deutschland muss sterben!- und Nazis raus!-Parolen können sich von mir aus noch ein wenig wiederholen. Lieber hör ich immer, was ich schon lange weiß, als Texte ohne Inhalt und irgendeinen Scheiß!“ haben die 30000 KOLLEGEN aus Hamburg mal „gesungen“ und außerdem gilt „Jeder so wie er kann“.

Natürlich wären ergänzende Kommentare, Links und Literaturhinweise mal wieder nicht verkehrt (und fehlen trotzdem), aber insgesamt ist dieses Spätwerk aller Ehren wert und deshalb will ich für die pretencious record-collecting assholes noch darauf hinweisen, dass sich mit „As the machine gun rivers flow“ ein GENOCIDE SS-Song auf der Platte befindet und dass selbige auch in einer limitierten farbigen Pressung zu haben ist, bevor ich nun mit dem sehr gelungenen Text des Quasi-Titelstücks ende: „Society´s breeding human sheep/ Believing what they´re fed/ Swallowing lies while others lay burnt and dead/ The cost of living keeps rising but to stay alive costs more/ Our complacency costs, more than just the price of fuel/ We´re morally under siege/ They deal in death and hidden away/ Are the files of atrocity/ Third world disasters but they´re still/ Always on the fucking take/ The cost of life keeps rising but to stay alive costs more!“      - ATAKEKS

Presse:
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mukke/video:


YouTube-Direktlink



artist website:

http://www.myspace.com/extremenoiseterroruk/blog/541032826

konzerte:
01. Apr - Occii Amsterdam, NETHERLANDS - 21:00
02. Apr - Het Viaduct Groningen, NETHERLANDS - 21:00
08. Apr - Boston Arms London, UNITED KINGDOM - 20:00
07. Aug - Resist To Exist Festival - Roof - Gelände BERLIN, GERMANY - 19:00

DEATH DEALERS sind:
Dean Jones - Vocals (ENT/Raw Noise)
Phil Vane - Vocals (ENT)
Chino - Guitar (ENT/Raw Noise)
Rocki (not pictured) - Bass (ex-Raw Noise)
Charlie Claeson - Drums (ex-Anti Cimex)
Barney - Percussion (Raw Noise)

discographie:
Files of Atrocity - LP - ????


labelinfo:
Was erwartest Du, wenn Mitglieder von ANTI CIMEX, EXTREME NOISE TERROR und RAW NOISE zusammen Musik machen? Weniger Emo, mehr D-beat! Richtig! Mit dabei sind: Dean Jones, Phil Vane und Chino von EXTREME NOISE TERROR, Charlie Claeson von ANTI CIMEX und Chris Casket, Rocki und Barney Monger von RAW NOISE! 12 Lieder, bei einer Spielzeit von knapp 30 Minuten. Das Cover wurde von Sean Fitzgerald ausgearbeitet, der ja schon für die Arbeiten für Coldwar, Raw Noise, Blood or Whiskey, Riistety...bekannt ist. Wer E.N.T., DISGUST, DOOM, RAW NOISE und DISCHARGE mag, liegt hier goldrichtig.


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