3 neue short stories von Rüdiger Saß

Dienstag, 25. Juni 2019 um 20:01 - futziwolf

Klatschpappe
Wenn der Tag zur Bedrohung wird
Nerven in Flammen



Klatschpappe

I.
Da geht man einmal aus dem Haus, und schon wird man entführt: Die Reifen eines Transporters quietschen, dunkle Gestalten hüpfen heraus, werfen mir ein Fischernetz über und ziehen mich in den Wagen. Dabei hatte ich etwas ganz anderes vor. Ich wollte einkaufen, wollte meinen Fuselvorrat wieder auffüllen ... Während ich die Entführer aufzuklären versuche, dass ihnen der falsche Fisch im Netz zappelt, katapultiert mich ein korpulenter Kinnhaken ins Land der Träume, für das ich eine Dauerkarte habe. Lächelnde leichte Mädchen öffnen schwere Flügeltüren: Meine Bar taucht aus dichtem, blauem Dunst auf und bietet mir den letzten freien Hocker, meinen Stammplatz, am Tresen an. Blabara sieht wieder zum Anbeißen aus. Das blaue Auge, ein Andenken Blähos, sucht sich hinter kosmetischen Produkten zu verbergen. Blabara versorgt mich mit dem Nötigsten. Dann stößt die Kloakenvenus mit mir an und sagt, sie habe Bläho in die Wüste geschickt. Als ich Blabara, mein Glück, beim Schopfe packe, reißt mich ein der Wüste entronnener Bläho vom Hocker und lässt mich seine Rechte spüren, bis mir schwarz wird.

Als ich die Augen wieder aufschlage, reibt sich die Zeit den Schlaf aus den Augen. Ich sehe Bläho und zwei andere, in ihrem Fett Gefangene, über mir. Von Blabara und der Bar keine Spur. Ich liege in einem von Schlaglöchern geschüttelten Transporter. Ein Wort von mir, nur ein einziges Wort, und ich werde zu Konfetti verarbeitet. Sagt Bläho. Er hält mir seine geballte Rechte vor die Nase und grinst wie eine hämische Hyäne, während seine Spießgesellen mächtige Sandwiches in ihren Köpfen verschwinden lassen wie ein Zauberer den Hasen, Krötenköpfe, die aussehen, als ob sie von Damenstrümpfen entstellt werden. Wir holpern über Knüppeldämme, die einem die Zähne lockern, bis sie ausfallen. Wir fahren an den zerfasernden Rand der Stadt. Der Wagen hält in einem Hof, in dem antike Kühlschränke, Fernseher und Waschmaschinen ihrem Schicksal entgegendämmern, eine Hinterhofhalde voller Kabelsalat und Altmetall. Bläho komplimentiert mich in seiner ihm eigenen Art aus dem Auto hinaus in den Hausflur, wo mich Arbeiter aus aller Welt mustern. Misstrauen spielt in Gesichtern, in die sich das Leben mit geballter Faust eingegraben hat, aber auch Schadenfreude. Es geht eine kleine, ausgetretene Treppe hinauf, zehn, zwölf Stufen zum Büro. Neben der Tür stolpern meine Blicke über einen Fremdkörper in dieser Umgebung, über ein blankgeputztes Messingschild mit der Aufschrift: Zentrale der Spezialdemokratischen Partei. Im Büro sieht es nicht viel anders aus als draußen. Ein Humankugelkäfer hockt hinter einem Schreibtisch, der sich sichtlich müht, all die Papiere zu tragen, die auf ihm lasten. „Wie schön, dass Sie endlich da sind!“, kehlt der Kugelkäfer und verzieht sein Gesicht zu einem Grinsen. „Hat Sie der Herr Generalsekretär schon unterrichtet?“ Ich meine mich verhört zu haben, denn mit Generalsekretär ist kein geringerer als Bläho gemeint. Bei seinen gewichtigen Begleitern handelt es sich um den Schatz- und den Hausmeister der Partei. Der Kugelkäfer fingert an seiner Schnauzkinnbartkombination herum. Er schwitzt, er windet sich, er sucht nach Worten, die er an der herunterkommenden Zimmerdecke zu finden hofft. Dann gratuliert er mir zu meiner neuen beruflichen Herausforderung als Parteivorsitzender.





























Zugegebenermaßen schlecht bezahlte Schufterei, aber besser als nichts, besser als das Jobcenter im Nacken. Die Wahl sei übrigens einstimmig ausgefallen, eine Seltenheit in einem sonst so zerstrittenen Haufen. „Sie haben vollen Rückhalt“, meint der Kugelkäfer und schiebt, als sei der Satz nicht stark genug, „Sie haben unser vollstes Vertrauen“, hinterher. Ich versuche einzuwenden, dass mich nicht mein freier Wille an diesen Ort gespült hätte, dass mein eigentliches, verlockenderes Ziel volle Schnapsregale gewesen sei. Doch Blähos böse Blicke bügeln meine Einwände ebenso glatt wie der Hinweis auf den brummenden Kühlschrank in der Ecke des Büros. II.
Eine Handvoll Lokalreporter und Amateurjournalisten tummelt sich vor dem Imbisswagen gegenüber der Parteizentrale. Die Pressekonferenz ist auf vierzehn Uhr angesetzt. Suizido, der Imbissionär, blickt bitter bis böse. Er meint, wir vergraulten ihm die Kundschaft. Erst eine Bestellung des Schatzmeisters lindert seinen Ärger. Als Bläho vor das Mikrofon tritt und der Welt verkündet, dass die Spezialdemokraten nicht länger ohne Kopf durch die Geschichte irren, sind sämtliche Handykameras auf mich gerichtet. Ich lese ein Loblied vom Blatt: auf die Volkspartei, der ich die Ehre hätte vorzusitzen, auf die Wahlsiege, die sich am Horizont abzeichneten, und dass doch alles nicht so schwarz sei, wie es aussehe. Ich erhebe mein Dosenbier und schließe mit dem Schlachtruf der Partei: „Alle Räder rollen für den Sieg!“ Von der Reporterschar haben nur zwei das Ende meiner Rede abgewartet. Der eine von den beiden mit Namen Schröpfschnepper, ein erklärter Gegner unserer guten und gerechten Sache, fragt, warum ich immer so aussähe, als ob ich ganz dringend pissen müsste. Bevor ich, von einem Bein aufs andere tretend, antworten kann, mischt sich mein Generalsekretär ein und schimpft, bei der Frage handele es sich um eine üble, wenn auch typische Unterstellung. Der andere Vertreter der freien Presse fragt, wann das versprochene Freibier ausgeschenkt und die Aufwandsentschädigung ausbezahlt werde. Ich setze das zwar einstudierte, aber noch etwas wacklige Politikerlächeln auf, werfe mich in Siegespose und sage mit dem Brustton der Überzeugung: „Nur Mut!“ und „Alles wird gut!“ Diese Slogans bilden das Rückgrat der kommenden Wahlkampagne. Sie zieren die Wahlplakate mit meinem aufgehübschten Konterfei neben Worthülsen wie „Ich verspreche alles!“, oder „Der Blaue vom Himmel“. Umso größer die Enttäuschung am Wahltag, der meiner Partei endgültig das Genick bricht. Die Wahlparty in meiner Bar artet in ein Frustbesäufnis aus. Blabara zeigt mir die kalte Schulter und Bläho holt zum entscheidenden Schlag aus. Er schickt mich in einen tiefen Schlaf, aus dem ich erst am nächsten Tag erwache. Mein Bewusstsein klettert zu mir zurück wie ein Bergsteiger auf einen Achttausender. Ich atme auf, als ich meine vier Wände wiedererkenne und schwöre bei allen Göttern des Alkohols, das Haus nur noch bei Nacht und Nebel zu verlassen.





Wenn der Tag zur Bedrohung wird

Das Leben verändert sich wie Hundehaufen im Regen. Bis gestern schwamm Harngold Hosenglätter noch im Überfluss, heute liegt er auf dem Trockenen. Heute weiß er: Wer wie ein Mensch behandelt werden will, braucht Geld. Als er aufwacht, fällt ihm seine Frau in die Augen: wie ein gestrandeter Wal, das Gesicht eine schnarchende Ruine. Nachdem er ihr gebeichtet hatte, dass die fetten Jahre vorbei seien, hatte sie die Scheidung eingereicht und, praktisch, wie sie ist, mit ihrem Anwalt angebändelt. Es grenzt an ein Wunder, dass sie - noch - da ist. Wie gern würde ihr der Hosenglätter an die Gurgel gehen und dabei in ihre aufgerissenen, verständnislosen Augen lächeln. Wäre er kein Feigling, würde er das Leben aus ihr herauspressen wie den Saft aus einer Zitrone. Und er würde den Banker zur Hölle jagen, der sich als sein Freund und Helfer ausgegeben und ihm trotzdem den Kredithahn zugedreht hatte. Und mit dem Banker die bucklige Verwandtschaft, die sich geweigert hatte, seinen finanziellen Engpass zu überbrücken. Harngold Hosenglätter zittert, zum einen, weil sein Körper nach einem kräftigen Schluck verlangt, zum andern, weil er bald auf all die Dinge verzichten muss, die einem Menschen Würde verleihen: die Villen, die Autos, die Reisen, die Frauen … Plötzlich weht die Schlafzimmertür auf, und Stinke Stark schießt mit einer schallgedämpften Pistole, ein Profikiller, den der Noch-Hausherr mit seinem letzten Geld auf sich, seine Frau und einige andere Ratten, die ihn verraten haben, angesetzt hat. Herr Stark liebt seinen Beruf, seine blutige Berufung. Er schießt Fotos von seinem Werk, obwohl das gegen die Vorschriften der Vorsicht verstößt, Andenken aus allerlei Blickwinkeln, Selfies mit Leichen, die er später in ein Album kleben und mit kindlicher Hand beschriften wird.

Zwischen den Mordaufträgen kehrt Stinke Stark in seine Tarnexistenz als ambulanter Abtrittanbieter zurück. Er streift mit Eimer und langem Mantel durch die Straßen und bietet denen seine Dienste an, die keine Zeit zu verlieren haben. So kann er nebenbei und ohne aufzufallen seine Opfer auskundschaften.






























Nach dem Abendessen pflegt Später Cognac-Schwenker, Chef der Beutelschneiderbank, sich im Park die Beine zu vertreten. Hätte er Harngold Hosenglätter auch weiterhin die Finanzlöcher gestopft, würden ihm jetzt nicht die Augen aus den Höhlen treten und er seinen Lebensfaden jäh zerreißen sehen. „Ja, ja“, sagt Stinke Stark, der Gedankenleser, und zieht die Drahtschlinge um den Hals des Cognac-Schwenker fester, „hätte, hätte Fahrradkette.“ Dann schießt er seine Erinnerungsfotos von vorne und von hinten und taucht in der Dämmerung unter. Es drängt sich die Frage wie eine Wespe auf, warum Stinke Stark ein derart lockeres Verhältnis zum Leben hat, und die Antwort lautet: Während eines Autoausflugs zwang ihn seine Blase zum Anhalten. „Bin gleich zurück“, sagte er zu Frau und Tochter und stieg aus. Dabei kam das Auto aus dem Gleichgewicht und stürzte den Abhang hinunter. Herr Stark musste zusehen, wie seine Familie in Flammen aufging. Jahre sind seitdem verlaufen. Irgendwohin.

Das nächste Opfer heißt Marie Anne Toilette, des Hosenglätters Schwester. Es ist ein zwielichtiger Sommermorgen, Blitz und Donner liegen in der Luft, als die Witwe eines Schweizer Präzisionsuhradligen das Anwesen verlässt, um sich überfließendes Fett von Bauch und Hüften zu laufen. Die Straße liegt so tot und verlassen da, als ob selbst Hunde und Vögel im Urlaub wären. Ein aufheulender Motor und quietschende Reifen reißen die Stille in Stücke. Als die Witwe sich nach dem Unruheherd umblickt, sieht sie einen Armeleutewagen auf sich zu schießen, der sie wie ein wütender Stier auf die Hörner nehmen würde, wenn nicht ein müßiger Poller im Weg stehen und der wilden Fahrt ein jähes Ziel setzen würde. Marie Anne Toilette denkt an einen Unfall und an Erste Hilfe. Nachdem sie den blutüberströmten Stinke Stark aus dem Wrack herausgezogen hat, bedankt sich dieser, indem er ihr an die Gurgel geht. Da die Gefahr Menschen ungeahnte Kräfte verleiht, wächst Marie Anne Toilette über sich hinaus und jagt Stinke Stark mit einem herumliegenden, aber griffbereiten stumpfen Gegenstand zur Hölle. Dann steckt sie Leiche und Wagenwrack in Brand, nachdem sie sich des Ausweises des Angreifers und seiner Schlüssel versichert hat. In seiner Wohnung stößt sie auf eine Namensliste und auf Fotoalben. Schnell ist ein Entschluss gefasst: Die Witwe schlüpft in das Leben Stinke Starks, da sie gelangweilt von dem ihren ist. Sie siedelt sich in einer Absteige an und versucht sich als ambulante Abtrittanbieterin. Und da ist noch etwas: Nachdem sich die Namensliste als Todesliste zu erkennen gegeben hat, eröffnet sie der Toilette die verlockende Gelegenheit, Schicksal zu spielen ...

Sie sehen mich nicht,
Ich aber muss ihre Welt hart spüren,
Und bin doch schmerzlich krank
Nach einer Welt über dem weißen Scheitel der Bogenlampen.

- Alfred Lemm -

























Nerven in Flammen

Ich habe mein Schlafzimmer übers Wochenende an Urlauber vermieten müssen, an ein vom Baum geschütteltes Paar mit baufälliger Fassade und viehischem Dialekt. Da ich mir ihre Namen nicht merken will, heiße ich sie Lord Butterberg und Lady Fettleib. Um ihre Hüften ziehen sich Sprengstoffgürtel aus Cholesterin, und das Doppelkinn gleicht einer Haftmiene. Damit das auch so bleibt, breiten sie sich gleich nach ihrer Ankunft in der Küche aus. Sie schlachten eine mitgebrachte Sau, dass es vor Blut und Fett nur so spritzt. Dann kochen, braten, schmoren und dünsten sie die Sau, dann machen sie Hackfleisch aus ihr. Und dann verschlingen sie die Leiche vor meinen Augen. Was nicht sofort in den Mäulern verschwindet, wird in den Kühlschrank gestopft, in Schränke und Regale. Aber letztlich sind es nicht die Tischmanieren, die mich über die Grenzen der Geselligkeit hinweg in die Flucht schlagen, sondern das MG-Dauerfeuergelächter.

Die Sonne schielt über eine von Teer- und Plastikrauchschwaden verhüllte Stadt hinweg. Es regnet heuballengroße Gräserpollen. Vom Leben Verprügelte wanken über die schwankenden Planken ihres Daseins, in Rasierwasser gebadete Schnellwelkgewächse, die von der Strömung mitgerissen werden, darunter auch ich und meine überstrapazierte Toleranz. Ich höre mein Bett nach mir und meinem Mittagsschläfchen rufen. Ich bin alt bis auf die Knochen. An mir ist alles alt … und müde.

Ich blicke aus einem Caféhausfenster wie auf einen Bildschirm, auf eine Menagerie, ich blicke auf das Land der beleidigten Leberwürste. Die Schatten von Baukränen wabern über ungebügelte Personen, über Schrumpfköpfe hinweg. Das Leben ist eine Zumutung! Seine Halbhochwürden, der Barde Hanf Bonscher, überfällt das Café. Ohne Vorwarnung schießen seine Laute und seine Stimmbänder ins Kraut. Doch das nennt man nicht Gesang, sondern Delirium tremens. Hanf Bonscher, der Kiffer, der aus dem Quark kommt, der Intellektuelle unter den Einzellern, der, nachdem er seinen Hut herumgehen ließ, mit einem Gummibaum anbändelt. MG-Lachsalven lenken meine Aufmerksamkeit auf die Straße. Ich sehe ungebügelte, vom Baum geschüttelte Gestalten, darunter Lord Butterberg und Lady Fettleib, die einen Zuchtbullen an einem Nasenring hinter sich her ziehen. Mit Anlauf springe  ich durchs offene Zeitfenster hinaus in meine Wohnung, um den Lord und die Lady um keinen Preis wieder hereinzulassen. Doch als meine Wohnungstür hinter mir ins Schloss fällt, sehe ich eine Kuh im Korridor, die sich mit ihrem Spiegelbild unterhält. Im Arbeitszimmer hausen Hühner, auf meiner Matratze wirft eine Sau sieben Ferkel und in der Küche haben Obdachlose ihre Zelte aufgeschlagen. Sie sitzen am Tisch, klopfen Skat und lassen Schnapsflaschen herumgehen. Der Atem ungewaschener Unterarme marschiert durch die Zimmer. Und schon sind der Lord und die Lady wieder da. Sie ziehen den Zuchtbullen, nachdem er die Kuh bestiegen hat, durch die Küche auf den Balkon hinaus. Meine Nerven gleichen funkensprühenden Stromleitungen. Alle Konzentration ist weggerannt, ausgelaufen. Ich suche mein Gemüt zu besonnen, sehe mich aber stets im Regen stehen. Dennoch wage ich mich auf die hohe See des Protests hinaus und weise den Lord und die Lady auf die Grenzen der Gastfreundschaft hin, was jedoch in ihrem Dauerfeuerlachen krepiert. Seltsam, dass selbst Leute, die niemand ernst nimmt, mich nicht ernst nehmen - am allerwenigsten ich selbst!

Plötzlich steht einer der Obdachlosen im Rampenlicht. Der Morastmensch schüttelt seinen Schädel wie ein Federbett. Dann bricht aus ihm ein Wortvulkan hervor. Er wirft heiße Lava über eine kalte Menschenmasse aus. Doch niemand hört die Hilferufe des Schiffbrüchigen, niemand, der ihn vor dem Ertrinken rettet. „Ihr Leiseschleicher!“, schimpft der Übersäuerte und kratzt sich seinen Körper, eine Wundenweide, die von einer Juckreizwelle überschwemmt wird. Dann fällt er auf die Küchencouch und dann ins Koma.

Ich schließe mich im Arbeitszimmer ein. Die Hühner haben sich eingerichtet. Sie legen ihre Eier zwischen Bücher, in die Schreibtischschublade oder auf die nackten Dielen. Aus den anderen Zimmern schwappt Lärm herüber. ‚Das ist kein Gewittergrollen‘, denke ich, ‚das sind Handwerker.‘ Als ich meinen neugierigen Kopf zur Tür hinausstrecke, steht Hanf Bonscher, der intellektuelle Einzeller, im Flur und bearbeitet Laute und Stimmbänder. Lady Fettleib und die Kuh drehen ihre recht eckigen Rundungen dazu. Die anderen grölen und johlen und saufen sich Löcher in Bauch und Beine.

Fünf nach zehn Uhr abends steht die uniformierte Obrigkeit vor der Tür und gebietet Ruhe. Eine halbe Stunde später wiederholt sich der Auftritt. Nachdem die Feuerwehr kurz nach Mitternacht das brennende Treppenhaus gelöscht hat, sprengen Spezialpolizisten die Wohnungstür, nehmen uns in den Schwitzkasten und mit Blaulicht auf die Wache. Selbst die Kuh und die Sau werden in Handschellen abgeführt. Nur um den Bullen auf dem Balkon machen die Schergen einen großen Bogen.

Als ich nach einer Nacht in der Ausnüchterungszelle in meine Wohnung zurückkehre, lassen es sich der Lord und die Lady in der Küche schmecken, dass die Kinnhaftmienen wackeln. Sie schmatzen, es habe hohen telefonischen Besuch gegeben. Mein Vermieter lasse ausrichten, ich solle Leine ziehen und Land gewinnen, und zwar fristlos. Und in den kurzen Pausen ihres Dauerfeuergelächters schält sich die Aufforderung heraus, ihnen als meine Nachmieter zu gratulieren.
























Fotos by R.Saß


 

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